Doch nachdem mehr Zeit vergangen ist, als er eigentlich brauchen sollte, werde ich misstrauisch. Seufzend sitze ich auf dem alten Hocker und habe den Kopf wieder in der Hand liegen. Vielleicht hat er mich verarscht. Wahrscheilich hat er es als Verschwendung seiner kostbaren Zeit angesehen, sobald er aus diesen Türen gegangen ist. Doch da fällt mein Blick auf seine Tüte, die ich nicht einmal anfassen möchte. Dafür sollte er doch zurück kommen. -Was denke ich da. Er kann sich diesen Film problemlos liefern lassen oder ihn online kaufen. Ich verstehe immer noch nicht, wozu er sich einen ausleiht.
Es vergehen 10 Minuten und ich bin schon kurz davor selbst loszuziehen, da öffnen sich die Türen und er tritt zufrieden ein.
Verwirrt warte ich, bis er bei mir ist und den Becher auf den Tresen stellt. "Wieso hat das so lange gedauert?"
Er hebt die Braue und scheint seine gute Laune nächste Zeit nicht verlieren zu wollen. "Es war ein wenig mehr Verkehr und ich war nicht der einzige, der was bestellen wollte."Durcheinander versuche ich ihn zu verstehen. "Warte bestellen? Verkehr? Wovon-" fange ich an, doch sehe darauf auf den eleganten Becher hinunter und bin geschockt, "W- Der kommt doch von einer der teuersten Cafés in der Stadt! Ich sagte doch Automaten, oder nicht?" entsetzt sehe ich ihn an, doch er kapiert's anscheinend nicht.
"Ja, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das lecker sein kann. Also bin ich schnell ins 'Bistoréa'. Da finde ich es am besten." 'Schnell'. Das sind einige Blocks. Der nächste ist schon fast in der Stadtmitte, doch er traut sich verwirrter auszusehen, als ich. Im nächsten Moment seufze ich schwer. Was habe ich auch erwartet... Es ist so schon untypisch für ihn, in dieser Gegend zu sein und da schicke ich ihn gleich zu einem verranzten Automaten in einer fiesen Gasse, mitten im Nirgendwo? War klar, dass er das nicht machen würde.
"Egal. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast." sage ich gedankenverloren und ziehe den warmen Becher näher an mich.
"Für dich gern." grinst er nur und wirft mir ein Tütchen auf den Tresen, "Schockomuffins magst du doch auch, richtig?"
Erschüttert erstarre ich wieder und kann den Blick von dem mit 'Bistoréa' abgestempelten Tütchen erst nach einigen Sekunden nehmen, um ihn anzusehen. "Du hast mir einen Schockomuffin gekauft?" frage ich ungläubig.
"Ja, sind mit die Besten dort. Du solltest mal das Rührei dort probieren. Die sind gut." Und verdammt teuer! Allein dieser Muffin geht bestimmt in die Nähe von 10 Doller. Doch er hackt es ab, als wäre es was total normales. Scheiße mannnn. Verzweifelt versuche ich nicht aufzustöhnen.
"Man, das ist alles zu teuer, Bram." maule ich und gucke mir den riesigen Muffin an, der sofort die übertriebene Masse an Schockolade riechen lässt.
"Keine Sorge. Das ist nichts." zuckt er nur die Schultern und sagt es nicht aus Verlegenheit, sondern meint es tatsächlich so! Es pisst mich schon teilweise an. Ich gehe an diesem Laden höchstens träumend vorbei und kann nur hoffen, dass ich in ferner Zukunft einen gut bezahlten Job habe, der mir so einen Luxus hier und da erlauben wird. Aber jetzt ist es für mich wie eine fremde Welt. Alleine studieren zu dürfen, ist für mich ein Segen, während er es auf die leichte Schulter nimmt.
Es macht mich teilweise wütend, wie ihm alles hingelegt und leicht gemacht wird. Aber als ich die aufbauende Wut in mir merke, atme ich tief durch und versuche mich zu beruhigen. Er kann nichts dafür. Er wurde hineingeboren und kennt es einfach nicht anders.
"Danke." murmle ich nur und schiebe ihm die Tüte mit dem Film hin, mit der Hoffnung, dass er das Zeichen versteht. Entspannt nimmt er sie wieder auf und verabschiedet sich kokett.
Gott, er macht es einem schwer ihn auszunutzen. Ich bin so schon gegen sowas, aber dachte mir bei einem Automatenkaffee nicht viel. Woher hätte ich wissen sollen, dass er gleich sowas macht?! Am Ende füttere ich ihn mit mehr Missverständnissen, die es mir nur schwer machen werden, aus dieser Sache herauszukommen.
Einer der Gründe, wieso ich den unfassbar leckeren Muffin nicht vollends genießen kann. Genausowenig, wie den geschmeidigsten Latte den ich je hatte. Beides Dinge, die ich verdammt liebe. Und er hat sie auch noch erraten! Wie zur Hölle konnte er sich so gut denken, was ich mag?! Das habe ich nie irgendwie präsentiert oder gesagt. Scheiße. Gott, bitte versichere mir, dass ich kein schlechter Mensch bin. Lass mich im Glauben, dass Bram der Schlechte ist. Und dass er keine aufrichtigen Gefühle für mich empfindet, die ich gerade ausgenutzt habe.
Im Laufe der Woche verschotte ich mich so gut es geht in unserer WG, um ausgiebig für die Prüfungen zu lernen. Aber der Gedanke an Bram ist manchmal schwer abzuwenden. Ich muss die ganze Zeit daran denken, wie zufrieden er aussah, nachdem er doch so wütend war. Und das lässt mich mulmig fühlen.
Aber vielleicht war er nur so, weil er endlich das Gefühl hatte, das zu bekommen, was er wollte - auch wenn ich nicht verstehen kann, wieso genau ich-. Genau! Wahrscheinlich hatte sein Ego und sein innerer Kontrollfreak in diesem Moment ein Erfolgserlebnis. Deshalb war er so gut gelaunt. Wieder genervt stöhne ich aus, obwohl ich gerade dabei war in einem meiner vielen Lehrbücher zu lesen. Ich muss ihm unbedingt klar sagen, dass da nichts ist. Dass er nicht gleich meine Hochachtung und Liebe bekommt, sobald er sich doch so sehr als Gentleman und perfekter Typ hinstellt. Nee. Da kann er woanders hin. Nicht bei mir.
Ich setze wieder zum lesen an, doch diesmal ist es Maddy, die mich unterbricht, als sie laut in mein Schlafzimmer tritt. "Heeeey, du Streber." Ihre Arme fallen von hinten um mich, während sie sich schlapp gegen mich lehnt. "Lernst du immer noch?" fragt sie verschlafen und drückt ihre Wange gegen meinen Kopf.
"Was denkst du denn? Klar, tue ich das. Was sonst?"
"Aber es ist Dienstag Abeeeend. Lass uns wieder Pizza bestellen. Oder nein! Sushi! Das wäre jetzt perfekt. Und dazu einen Film."
"Die Prüfungen sind in ungefähr zwei Wochen...Du solltest auch mehr lernen, wenn du mich fragst." murmle ich und sehe aus dem Fenster vor mir.
"Tue ich genug und jetzt brauche ich eine Pause. So, wie du. Komm schon. Sei nicht so spießig. Werd' locker und mach für heute Schluss. Büüütte?"Ich seufze tief, bevor ich den Stift geschlagen hinlege. "In Ordnung. Geh' bestellen, ich suche solange einen Film aus." brumme ich und werde im nächsten Moment von einer enormen Schlinge gequetscht.
"Jjeajjj. Bin schon dabei!" sagt sie sofort wacher und verschwindet aus meinem Zimmer, während ich mir luftholend den Hals reibe.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...