Mit einer Tüte voller Eisverpackungen betrete ich unser Studentenzimmer und schaffe es, die Tür zu schließen, bevor ich Maddys Stimme hinter mir höre. "Da bist du ja endlich!"
Lächelnd drehe ich mich zu ihr, wo sie von der kleinen Couch aufsteht und sich einige Schritte von mir hinstellt.
"Hey, Maddy. Wie war das Wochenende bei deiner Familie? Habt ihr viel gemacht?" gehe ich in die Küche und veräume das Gekaufte. Einen Moment ist es still.
"Jetzt tu' nicht so auf unschuldig. Du hast vor wenigen Stunden einen Brief gepostet." höre ich ein Rascheln zu ihren Worten und drehe mich den Kühlschrank schließend wieder zu ihr. Sie wedelt genau mit diesem in der Luft und hat in der anderen Hand ihr Handy.
"Ach so, ja, habe ich. Irgendein Idiot hat sich einen Spaß erlaubt und mein Bauch sagt mir, dass der von Bram ist. Also wollte ich ihm eins auswischen."
"Das hast du aber ganz schön gut gemacht. 50 Menschen haben das schon gelikt und einige sogar geteilt. Willow, du hast damit vielleicht die Gefühle eines Anderen verletzt." sagt sie enttäuscht und sieht mich mit traurigen Augen an.Verdammt. Sie treibt mir somit nur ein schlechtes Gewissen ein. "Hör' zu. Ich weiß, es war nicht das schlauste, aber es ist schon irgendwie Creepy gewesen. Es stand kein Absender oder sonstige Information darauf. Nur H. zu den gruseligen Worten, die er geschrieben hat. Und sollte der wirklich von Bram sein, könnte ich ihm auf diese Weise endlich zeigen, dass ich nichts empfinde."
"Als ob er sowas schreiben würde. Bram ist zu verschlossen und brockig für sowas. Selbst wenn, hätte er sowas nicht verdient.""Doch hätte er." murmle ich nur und sie seufzt.
"Ich hoffe, du weißt, was du da machst."
"Ja, das hoffe ich auch." witzle ich und schaffe es, ihr die Besorgnis mit einem Lächeln etwas auszutreiben. "So. Wie wäre es damit: Wir bestellen auf deine Kosten eine Pizza - die ich dann auch unten abholen würde, bevor sich andere Studenten einen Witz erlauben und sie stehlen -, suchen uns einen tollen Film aus, essen das Eis, dass ich eben besorgt habe und du erzählst mir, was du so schönes mit deiner Familie gemacht hast. Deal?"
Einen Moment schwankt sie, doch kann das Grinsen nicht unterdrücken. "Okay, okay. Deal."Während ich in der Nacht vor dem Eingang unseres Studentenheims stehe, um dem Lieferanten zu begegnen, gucke ich dann doch noch auf meinen Post. Wir sind inzwischen bei 80. Noch nie hatte ich so viel Aufmerksamkeit auf einen Upload bekommen. Und obwohl es sich irgendwie gut anfühlt, bekomme ich ein mulmiges Gefühl.
#roasted wurde dabei am meisten kommentiert und Ivy hat mich deshalb auch schon erschrocken angeschrieben. Auch wenn sie es witzig fand.
Verdammt. Was wenn es wirklich jemand unschuldiges war? Vielleicht sogar eine wirklich tolle Person, der ich mit einen der schlimmsten Herzensbrüche gegeben habe. Seufzend blicke ich nochmal auf das Bild, bevor ich es lösche und somit niemand mehr sehen kann.Auf einmal fühle ich mich machtlos. Ich habe nichts mehr zum wehren oder unter die Nase reiben.
Endlich das vergessen wollend stecke ich mein Handy in die hintere Hosentasche und halte in der Dunkelheit Ausschau. Es ist relativ ruhig auf den Straßen hier, aber man hört noch den Verkehr der Innenstadt. Nicht zu vergessen einige Studenten in ihren Zimmern.
Hibbelig trete ich von einem Bein vom anderen, bis ich endlich den nervenden Motor eines Mopets höre, und sein Licht beim heranfahren direkt auf mich scheint.
"Haben sie die Pizza bestellt?" fragt mich ein Jugendlicher und steigt mit einer Verpackung aus.
"Ja. Auf den Namen Hickens?" Ich gebe ihm Maddys Geld und gehe glücklich zurück in das Haus. Wie gut, dass die meisten hier stinkreich sind und eine davon meine Mitbewohnerin und beste Freundin ist. Das Leben könnte doch nicht besser spielen. Dabei ist es schon frustrierend zuzuhören, wie sie mit ihrer Familie schick essen war, um im Nachhinein auf der Jacht etwas zu trinken. Mit meiner Familie kann ich nicht einmal normal Thanksgiving verbringen. Aber ich habe Hoffnung darauf, dass ich wenigsten mit Maddy mein Leben halbwegs verbringen und alles nachholen kann, dass ich durch meine Mutter verpasst habe.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...