Trauer & Hass

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In der Küche angekommen stützte sich Luca am Tresen ab. Er ging sich mit seiner Hand durch seine Haare und Max nahm mich feste in den Arm. „Wir waren nicht da, entschuldige.", flüsterte Max und ich schüttelte mein Kopf:„Ihr seid nicht daran Schuld."

Max ließ mich los und ich wendete mich zu Luca.

„Wir brauchen dich Rosa.", meinte Luca ernst.

„Was soll ich denn jetzt schon im Geschäft machen?", fragte ich aufgebracht.

Luca sah mich an, legte eine Hand auf meine Schulter und ich verstand was er von mir wollte.

„Meinst du ich schaffe das?", fragte ich ihn ernst und Max sah Luca verständnislos an. „Du kannst das noch nicht von ihr Verlangen.", meckerte Max los.

„Wir werden ihr helfen, aber wer soll diesen Job besser ausführen als sie?", fragte Luca gereizt.

„Hast du sie überhaupt mal gefragt?", fragte Max wütend.

„Seid ruhig! Ich werde es machen, vielleicht kann ich die Mörder von Papá finden.", meinte ich sauer.

„Rosa....Du wirst sehr viel Verantwortung bekommen.", meinte Max besorgt. „Ich werde nicht alleine sein, weil ich euch zwei habe.", lächelte ich unsicher. Luca nahm mich in den Arm, strich mir über den Rücken und küsste meine Haaransatz.

„Alles wird gut. Du bist nicht alleine, wir sind eine Familie.", meinte Luca ruhig. „Lasst mir bitte Zeit um das alles zu verarbeiten.", meinte ich bedrückt.

„Sicher. Können wir dich bei Hunter lassen?", fragte Max.

„Er ist ein netter Kerl, also ja.", sagte ich und Luca ging mit uns zurück ins Wohnzimmer.

Hunter unterhielt sich mit Mamá, dabei hatte sie ihre Hand auf seine. „Wie geht es dir Mamá?", fragte ich sie ernst und sie schaute mich mit traurigen Augen an.

„Diese Bilder......dein Vater und die Männer.", stotterte sie. „Du musst eine Skizze der Männer anfertigen lassen, wenn du sie gesehen hast. Damit die Polizisten sie festnehmen können.", meinte ich lächelnd zu ihr und sie nickte nur stumm. „Ich muss gehen.", flüsterte ich und sie nickte wieder stumm. Hunter stand auf und wir beide gingen raus.

Alles brach zusammen. Meine Mutter war labil, mein Vater tot und ich soll jetzt in das Geschäft mit einsteigen. Wie soll ich das alles unter einen Hut bekommen?

Ich raufte mir die Haare und mir fielen erneut Tränen vom Gesicht.

„Es ist in Ordnung das du weinst.", meinte Hunter fürsorglich. Er packte an mein Handgelenk und er zog mich in einer Umarmung. Ich war sehr überrascht über diese Geste, weil wir uns sonst nur zoffen, aber ich war zu traurig um überhaupt darauf zu reagieren. Er berührte mit einer Hand meine Hüfte und mit der anderen strich er mir über meinen Rücken, dabei lehnte ich mich an seiner Brust. Dieser Moment war unglaublich und er sollte nicht mehr vorbei gehen. Der Wind peitschte an uns vorbei, die Sonne wurde von dunklen Wolken überdeckt und nach einiger Zeit hörte ich auf zu weinen.

„Lass uns gehen.", meinte Hunter ruhig und wir stiegen auf das Motorrad. Die Landschaft zog an uns vorbei und der Wind pfiff an meinem Ohr vorbei und alles schien so unwirklich, wie in einem Alptraum.

Ich wollte einfach nur meine Ruhe und nachdenken. Am Internat angekommen liefen wir stumm in unser Zimmer und ich legte mich in mein Bett. Mein Blick war starr gegen die Wand gerichtet und in meinem Kopf schwirrten so viele Fragen und die Situation wie mein Vater da saß. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, einzelne Tränen berührten meine Wangen und in meinem Herzen entstand ein Loch. Man hat mir ein wichtigen Teil genommen, meinen Papá! Es schmerzte mich an ihn zu denken, weil ich genau wusste, dass er nie wieder kommen wird. Ich zog meine Beine näher an meinen Oberkörper ran, hoffte das der Schmerz weniger wird, aber der Schmerz verschwand nicht. Ich wollte wissen wer diese Menschen waren die meinen Vater getötet haben und dann würde ich das gleiche mit ihnen machen. Traurigkeit und Hass. Die beiden Gefühle spürten sich mächtig an. Ich schloss meine Augen, in der Hoffnung das morgen es besser wird.

Am nächsten Tag fühlte ich mich nicht besser, sondern nur noch schlimmer, weil es sich nicht mehr unwirklich anfühlte. Ich starrte noch immer die Wand an, dabei fühlte ich mich so wütend. Ich wollte diese Verbrecher niederstrecken. Mein Handy schellte mehrmals, aber ich wollte mit niemandem reden und selbst Hunter blickte bei mir ab. Ich hatte keinen Hunger und keinen Durst, obwohl mein Magen sich bemerkbar machte, aber ich würde das Essen nicht hinunter bekommen. Die Bitte meiner Brüder schwirrte ebenfalls durch mein Kopf, aber ich hatte bedenken diese Aufträge zu erfüllen, weil es mir eigentlich widerspricht.

Ich blieb 3 Tage in dieser Position liegen ohne zu essen und ohne zu trinken, somit fühlte ich mich schwächer, aber mein Kopf arbeitete ohne Pause weiter.

Wie finde ich die Mörder meines Vaters?

Wer waren sie? Welches Motiv hatten sie? Wie kann ich ihnen das gleiche antun? Bin ich überhaupt dazu fähig? Kann ich der Bitte meiner Brüder nachkommen, oder werde ich scheitern?
Auf diese Fragen fand ich nach und nach eine Antwort, aber die anderen blieben Fragen die ich nicht beantworten konnte.

Ich fühlte mich in der Lage die Mörder niederzustrecken und ebenso würde ich der Bitte meiner Brüder nach kommen. Ich wollte nicht mehr die zerbrechliche sein, ich wollte Stärke und Selbstbewusstsein erlangen.

Hass und Rache haben mir den Sinn und die Kraft die ich gerade brauchte.

Langsam stand ich auf, schaute rüber zu Hunter, aber er war nicht alleine. Seine ganze Clique war versammelt und sie beredeten sich über irgendetwas. Ryan wurde auf mich aufmerksam und er schaute mich mitleidig an.

Wackelig lief ich ins Badezimmer, stützte mich an alles an und dann sah ich in den Spiegel. Wer war diese Person im Spiegel die mich anstarrte? Ihre Haut so kränklich, Augenringe, im Gesicht eingefallen und ihre Augen waren trüb und leer. Ich streckte meine zittrige Hand aus und berührte den Spiegel. So schwach und gebrechlich. Das wollte ich nicht mehr sein. Wütend warf ich einige meiner Sachen zu Boden. Meine Atmung war unregelmäßig und dann wurde die Tür geöffnet.

Bloody AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt