Kapitel 59

1.2K 50 1
                                    

~Anders als ich es getan habe~

====================================
====================================
Jungkook p.o.v
Mitten in der Nacht wache ich auf und schaue mich um. Anders als erwartet bin ich nicht im Wohnzimmer und auch nicht in Taes Armen, sondern auf einem Bett und völlig alleine.

Ich erhebe mich von dem Bett und nehme mir mein Handy aus meiner Hosentasche, damit ich nach der Uhrzeit schauen kann.

~Samstag, der 14. November, 2:50~

Fragend blicke ich im Raum umher. Wo ist eigentlich Taehyung?

Auf Zehenspitzen schleichend gehe ich zur Zimmertür, öffne diese und trete aus dem Raum. Die Tür lasse ich offen stehen und meinen Weg banne ich direkt die Treppen runter in das Wohnzimmer.

Auch dort scheint Taehyung nicht aufzufinden zu seien, weshalb ich gerade kehrt machen will und einfach in seinem Zimmer auf ihn warten würde, hätte ich nicht ein Niesen von draußen vernommen.

Nachdem ich erst einmal stark zusammen gezuckt bin, gehe ich auf die leicht offen stehende Terrassentür zu und schaue raus. Tatsächlich sitzt dort ein zitternder Taehyung und wenn ich richtig sehe, laufen ihm stumm Tränen über die  Wangen. 

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich gehe wieder richtig rein. Ich nehme mir eine Decke, breite diese aus und schleiche auf Zehenspitzen zu Taehyung. Die Tür lehne ich dabei wieder an. Er scheint mich nicht zu bemerken und schaut weiterhin in die Sternennacht, während ihm immer noch die Tränen stumm über seine Wangen laufen.

Nur, warum weint er? Warte mal, doch nicht weil...

Bei ihm angekommen, lege ich die Decke über seine Schultern, weshalb er stark zusammen zuckt und sogar Anzeichen macht aufzuspringen, doch sich sogleich wieder beruhigt, als er bemerkt, dass ich es bin, der hier bei ihm ist, und sich dann etwas mehr in die Decke kuschelt. 

Hektisch wischt er sich seine Tränen weg und wendet den Blick von mir. Ich setze mich einfach neben ihn und schaue in die schwarze Nacht, während ich jeden einzelnen Stern betrachte. Ich sitze einfach da, erwidere nichts auf seine Tränen, sondern schaue hoch. 

Und auf einen Schlag bin ich wie ausgewechselt. Ich höre auf, wegen der Kälte, zu zittern, erhebe mich und laufe einfach in den feuchten Rasen. Meinen Blick stets in die Nacht gerichtet, gehe ich ein wenig mehr durch das Gras und beginne immer weniger zu fühlen. Jegliche Gefühle und Emotionen entweichen und eine Leere bildet sich in mir. 

Mit einem ausdruckslosen und gefühlslosen Blick drehe ich mich zu Taehyung um, welcher sichtlich verwirrt von meiner ganzen Aktion ist.

"Hör auf wegen mir zu weinen" , hauche ich und kann sehen wie er dies abstreiten will und mir weis machen möchte, dass ich nicht Grund seiner Tränen bin.

"Und denk nicht daran mich zu belügen... Ich weiß Bescheid" , erwidere ich und er schließt seinen Mund wieder, während er nichts mehr erwidern möchte, sondern mich verwirrt anschaut.

"Ich habe euch gehört. Wie sie dir erklärt haben, dass ich ab Montag in eine Klinik muss und wie du sie rausgeschickt hast" , meine ich und leicht geschockt schaut er mich an.

"Jungkook... I-" , will er etwas erwidern, jedoch falle ich ihm ins Wort.

"Nein, sag einfach nichts. Mit jedem Wort, welches deinen Mund verlassen würde, würdest du mir weh tun. Bitte sag einfach nichts, ich meine was solltest du denn auch sagen? Wenn du dich entschuldigen wollen würdest, dann schlag dir das mal aus dem Kopf mein Lieber. Wofür solltest du dich bitte entschuldigen? Ich alleine bin Schuld an meiner jetzigen Situation, hast du mich verstanden? Ich alleine trage die Schuld für meine Gedanken und Taten. An meiner Lebenssituation bin ich vielleicht nicht der alleinige Schuldige, aber für meine Gedanken und Taten schon" , meine ich noch und er schüttelt den Kopf.

"Wenn man dir nicht zeigt, wie sehr man dich braucht, handelst du auch dementsprechend so" , versucht er mir Unrecht zu geben und erhebt sich ebenfalls, während er auf mich zu geht.

"Wenn man dir immer und immer wieder sagen würde, dass du hässlich und nicht zu gebrauchen bist, denkst du dementsprechend auch so. Wenn man auf dich einschlägt und dir ins Gesicht sagt du würdest nichts außer Schläge und Schmerz verdienen, handelst du auch dementsprechend so und wenn dir nie jemand das Gegenteil beweist, stellst du dich vor den Spiegel und siehst diese schwache Seite, welche dir alle vor Augen halten" , sagt er und ich schüttel den Kopf.

Diesmal will ich zum Reden ansetzen, werde jedoch von ihm unterbrochen.

"Weißt du warum dir so viele Menschen leid zufügten, dich beleidigten und verstießen?" , will er wissen, nachdem er vor mir stehen bleibt und leicht zögerlich schüttel ich den Kopf.

"Sie alle taten und sagten dies aus Neid. Du bist wunderschön, schöner als alles andere, jenes jemals existiert hat. Und widerlich oder ekelhaft bist du keineswegs. Ich meine warum solltest du es auch? Sie alle sagten solche Dinge, damit sie ich besser fühlen konnten. Sie wollten dein Selbstbewusstsein schwächen, damit du dich kleinmachst und deine so wundervollen Flügel versteckst. Du bist perfekt auf deine Art und Weise, weder widerlich noch hässlich oder, wie du öfter auch der Meinung bist, fett. Das bist du alles auf keinen Fall und wirst es auch niemals sein. Jungkook lass dich nicht von Anderen runterkriegen. Du strahlst heller als jeder noch so helle Stern, bist tausendmal schöner als Engel und wertvoller als der angeblich wertvollste Diamant auf diesem Planeten. Du bist nichts von alledem, jenes dir andere sagen und du denkst. Du bist so viel mehr als das. Mach dich nicht selber fertig und lass mich dir zeigen, dass auch du mit deinen Fehlern, Unsicherheiten und Schwächen einfach nur perfekt bist. So wie du bist, bist du perfekt" , meint er und diese Leere füllt sich wieder auf einen Schlag. 

Tränen steigen mir in die Augen und ich weiß nicht so recht, was ich darauf erwidern soll. Das Einzige jenes ich tue ist wieder in Tränen auszubrechen, weshalb Tae sofort die Decke öffnet und ich mich in eine Arme werfe, während er die Decke nun ebenfalls um mich legt und mich an sich drückt.

"Hör auf so zu denken, Engel. Du bist viel mehr als du dir da oben ausmalst" , flüstert er und hat mich fest umschlungen, während ich mich in seiner Brust vergrabe.

Wie kann ein Mensch nur so unglaublich toll sein? 

"D-danke Tae-Taehyung" , weine ich und er schüttelt den Kopf.

"Bedanke dich bitte nicht, das brauchst du nämlich nicht" , erwidert er und löst sich ein wenig von mir.

Während die eine Hand immer noch die Decke festhält, wischt mir seine andere Hand die Tränen weg und bleibt an meiner Wange liegen. Dabei beginnen wir uns wieder tief in die Augen zu schauen und uns in denen des jeweils anderen zu verlieren. Wieder breitet sich dieses angenehme Kribbeln in meinem ganzen Körper aus und mein Herz beginnt wieder zu rasen. Ich bin so sehr in unserer erschaffenen Welt gefangen, dass ich nicht bemerke, wie es zu regnen beginnt und Tae mir immer näher kommt.

-----------------------------------------------------------------
-----------------------------------------------------------------
-----------------------------------------------------------------
Huiiiiiii ~(^-^)





May I be happy again? //TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt