5. Kapitel

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★Reece★


Jax steht mir gegenüber und wirkt unruhig.

„Bist du nervös?", frage ich ihn etwas belustigt.
Er schüttelt den Kopf, ohne mich anzusehen.
„Lügst du?"
Daraufhin nickt er.
Ich muss schmunzeln. Er ist purer Zucker.

„Keine Sorge, ich will nur wissen wie es dir geht, danach verschwinde ich, wenn du das willst"
Er kann wohl gar nicht glauben, dass ich nur für ihn hierherkommen bin. Doch das bin ich. Ich weiß, es war dumm und gefährlich, aber konnte nicht zuhause rumsitzen, wenn ich nicht wusste, ob er es geschafft hat.

„Ich bin am Leben", meint er.
„Ja das sehe ich" Wie von alleine hebt sich meine Hand, damit ich mit den Finger sanft über seine Wange fahren kann.
„Du hast sogar genug Blut, um rot anzulaufen", schmunzele ich fasziniert.

Er sieht so unglaublich süß aus. Vor allem als er meine Hand wegschlägt.

Ich gebe ja zu, dass ich noch den kleinen Jungen von vor 3 Jahren in ihm sehe und ihm scheint das nicht sehr gut zu gefallen.
„Mir ist einfach nur warm", wiegelt er ab.
Ich ziehe nur wissend die Augenbrauen hoch.
Ich weiß, dass er so wegen mir reagiert und ich liebe diese Tatsache.

Er scheint mich gar nicht zu hassen dafür, was sich ihm angetan habe. Obwohl ich es selbst tue.
Ich mag es nicht Leuten wehzutun, doch bei ihm ist es was komplett anders. Er ist mehr als sein Fremder für mich. Das war er zwar nicht in dem Moment, als ich ihm wehgetan habe, aber schon da habe ich gespürt, dass da was zwischen uns ist.

Aber ihn überfordert meine Nähe wohl ein bisschen, weshalb ich auf Abstand gehe und ich auf seiner Bettkante niederlasse. „Was hast du deinen Eltern gesagt, wie du entkommen bist?", wechsele ich das Thema.
Er setzt sich zu mir. „Dass der Stuhl zusammen gebrochen ist und ich fliehen konnte. Ich dachte, es kommt nicht so gut, wenn ich sage, dass du mir geholfen hast. Mein Bruder will dich am liebsten tot sehen, aber erst, nachdem er sich an dir ausgetobt hat"

Oh Gott bitte nicht.
Verstört sehe ich ihn an. „Dein Bruder ist echt nicht mein Typ. Viel zu hässlich"
Das nimmt dem Ganzen die Ernsthaftigkeit und er muss lachen. „Ich meine das nicht im sexuellen Sinne, du Idiot. Er will dich foltern. Er hasst dich"

Das ist die perfekte Vorlage. Ich muss es einfach tun.
Ich beuge mich zu ihm, nur ein kleines bisschen. „Und du? Hasst du mich auch?"
Ich sehe ihm an, wie er mich an Gedanken anschreit, weil ich ihm diese Frage stelle, doch ich spiele den Unschuldigen.

Er schüttelt den Kopf.

„Aber du solltest mich hassen", erinnere ich ihn.
Er nickt. „Das sollte ich" Doch ich sehe in seinem Blick, dass er es schlichtweg nicht will.
Ich will auch nicht, dass er mich hasst. Das Gegenteil wäre nicht schlecht.
Diese ganze Situation gerade erinnert mich etwas an die vor drei Jahren. Er und ich in seinem Bett.
Als ich versucht habe, ihn zu küssen, ist aber leider eine Freundin von ihm reingekommen und ich musste abhauen.

Das heißt seit drei Jahren warte ich auf einen Kuss mit ihm.
Ist jetzt der Zeitpunkt, um ihn mir zu holen?

Er jedenfalls weicht nicht zurück, als ich ihm näher komme.
Immer näher.

Und als ich dann meine Lippen auf seine legen will, kann ich nicht mehr weiter nach vorne, weil er ich wegdrückt.

Toll.

Das hättest du doch nicht in letzter Sekunde machen müssen, Arschloch.

„Das geht nicht" Entschuldigend sieht er mich an.
Aber ich verstehe nicht, was das jetzt soll. „Wieso nicht? Wer hält dich denn davon ab? Ich bestimmt nicht"

Ein weiterer Versuch, ihn zu küssen scheitert, als er den Kopf wegdreht.

Frustriert sehe ich ihn an. Ich weiß, dass er es auch will. Was ist das Problem?
„Das mit uns... Das ist zu gefährlich, um es einfach so leichtsinnig durchzuziehen. Ich will mich nicht für etwas in Gefahr begeben, das keine Bedeutung hat", erklärt er, rutscht etwas von mir ab.

Was soll das den jetzt heißen?

Verwirrt sehe ich ihn an. „Denkst du, ich wäre hier, wenn du mir nicht wichtig wärst? Meine Anwesenheit hier und jetzt beweist, dass ich bereit bin, mein Leben für dich aufs Spiel zu setzen. Und du findest, das hat keine Bedeutung? Was soll ich denn machen, um du dir zu beweisen, dass es mir ernst ist?"
Er sieht mich stumm an, antwortet nicht.

„Ich schwöre auf alles, dass es mir ernst ist. Alles, hörst du?"

Er knirscht mit den Zähnen, wodurch seine Kieferknochen hervortreten, während er nachzudenken scheint.
Doch er sagt nichts.

Eine Weile sieht er mich nur stumm an.
Je mehr Zeit vergeht, desto lächerlicher komme ich mir vor. Ich schwärme seit 3 verdammten Jahren für ihn, kenne ihn aber erst seit 3 Tagen und jetzt sitze ich hier und muss ihm schwören, dass ich etwas für ihn empfinde.
Das Ding ist, es ist auch noch die Wahrheit.
Ich sage das nicht, um ihn rumzubekommen.
Ich sage das, weil ich es so meine.
Die Frage ist nur, ob er es ebenfalls tut.

„Okay", meint er dann nach einer Weile.

Er legt die Hand in meinen Nacken und zieht mich zu sich, aber diesmal bin ich es, der das Vorhaben stoppt.
Fragend sieht er mich an.
„Ich will das nicht, wenn es dir nichts bedeutet" Somit fordere ich auch einen Schwur von ihm, doch dieser kommt nicht.

Er lächelt leicht, zieht ohne verbal zu antworten meinen Kopf wieder zu sich und drückt seine Lippen auf meine.

Weich. Warm. So fühlen sie sich an.

Schnell. Rasend, so fühlt mein Herz sich an.

Leer. So ist es in meinem Kopf.

Als seine Lippen eine leichten Druck auf meine ausüben, lege ich meine Hand auf seine Wange und rutschte weiter zu ihm auf, ohne den Kuss zu unterbrechen.

Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich mir schon ziemlich oft vorgestellt habe, wie es wohl ist, ihn zu küssen, aber keiner meiner Träume kommt an die Realität heran.
Es ist einfach perfekt.
Er ist perfekt. Obwohl er den falschen Namen trägt.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt