7. Kapitel

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Reece★

Ich spiele gerade mit Marco und Ben Basketball auf dem Hartplatz.
Samstags haben wir erst abends ein Geschäft und es gibt ja auch noch andere, die sich ums Ticken kümmern können.
Ben braucht Ablenkung. Er hat riesen Probleme an der Backe, weil Jax unter seiner Aufsicht entkommen konnte und mein Dad denkt jetzt, Ben sei ein Verräter, weil er wohl angeblich schon mal etwas angestellt hat.

Ich habe natürlich Partei für ihn ergriffen, aber irgendjemandem sagen, dass ich Jax geholfen habe, konnte ich nicht.
Wenn es nicht anders geht, werde ich es wohl oder übel tun, aber so wie es jetzt aussieht, wird Ben davonkommen.
Er macht sich nur selbst Vorwürfe, dass er das wichtigste Druckmittel, das wir je hatten, verloren hat. Deshalb lasse ich ihn auch mein Spiel gewinnen. Ich habe ein mega schlechtes Gewissen ihm gegenüber.

„Was ist schon wieder los mit dir? Du bist so nett“, meint Ben, als ich ihm eine Cola vom Kiosk im Park, in dem wir uns befinden, zuwerfe.
Marco habe ich nichts zu trinken mitgebracht, er kann selbst gehen.
„Darf ich meinem Lieblingscousin denn nichts zu trinken bringen?“, frage ich gespielt empört.

Natürlich weiß ich, woher sein Misstrauen rührt. Ich bin nie derjenige, der zum Kiosk geht. Ich schicke andere, um mir etwas zu bringen... Aber ganz ehrlich, die sind dich selbst schuld, wenn sie es machen.

„Wenns nur das wäre. Du hast mich gewinnen lassen“, meint Ben, schlau wie er ist.
Ich zucke mit den Schultern. „Vielleicht bin ich heute mit den Gedanken einfach woanders“ .

Und das ist nicht mal gelogen. Meine Lippen brennen noch förmlich, obwohl der Kuss schon über 20 Stunden her ist.
Sie schrien und betteln nach mehr, aber ich kann es ihnen nicht geben.
Es war dumm und gefährlich zu Jax zu gehen und wenn es nicht unbedingt nötig ist, werde ich mich nicht nochmal ins Quartier des Feindes geben.

Außerdem ist immer die Gefahr dabei, dass jemand rausfindet, dass er mir verdammt wichtig ist. Mehr als das. Ich sollte mich nicht erpressbar machen. Aber das bin ich schon.

„Schau mal, wer da kommt“ Marco stupst mich an und deutet auf eine Frau am Anfang ihrer 30er, die auf uns zukommt.
Zielsicher stöckelt sie zu uns und bleibt dann vor mir stehen. Durch ihre hohen Hacken ist sie fast so groß wie ich, aber eben nur fast.

„Reece Masters“, spricht sie mich an.
Keine Ahnung, ob das eine Frage oder eine Feststellung ist, jedenfalls kneift sie die Augen zusammen und mustert mich kritisch. „Du könntest eine Dusche vertragen“

Ich muss leicht lachen. Ja, das sage ich auch immer zu Fremden. Woher kennt die mich überhaupt?

„Und ihr zwei könnt euch was zu essen holen“ Sie hält Ben und Marco je einen hundert Euroschein hin, aber das veranlasst sie nur erstrecht hierbleiben zu wollen.

Ich schaue mich um, suche nach einer Gefahr, aber die Tussi scheint alleine hier zu sein und schaden kann die mir bestimmt nicht. „Ist okay, Jungs, lasst mich mal kurz alleine“
Ich höre sie nur schnauben, doch sie gehen weg. Klar, was ich sage, ist Gesetz.

„Wer bist du?“, frage ich dann sofort.
„Das ist nicht wichtig. Sag mir nur, meinst du es ernst mit Jax?“

Fuck. Das mit uns sollte doch geheim bleiben.
Ich antworte nicht.

„Ich habe eine Nachricht für dich von ihm, aber ich werde sie dir nicht mitteilen, wenn ich nicht weiß, ob du ihn nur verarschen oder ausnutzen willst.“

Eine Nachricht von ihm? Scheiße, wieso bin ich denn nur so neugierig? Ich weiß, es ist gefährlich das jetzt zu tun, aber wenn Jax ihr vertraut, dann sollte ich das wohl auch tun.

„Ja, ich meine es ernst mit Jax. Ich mag ihn wirklich“
Sie schüttelt aber den Kopf. „Mögen reicht nicht aus“ Sie dreht sich um und will gehen.
Mit ihr sehe ich Jax gehen, daher springe ich ihr hinterher und halte sie vom Gehen ab. „Ich weiß nicht, ob es Liebe ist. Aber da ist auf jedenfalls genug, damit ich vor Angst fast ersticke, ihn nie wieder zu sehen“

Sie legt den Kopf leicht schief und mustert mich genau, ehe sie nickt. „Er will, dass du morgen Nachmittag zur Schule kommst, damit er etwas mit dir besprechen kann. Und sei dir dessen bewusst, das, was du auf diesen Treffen tust und sagst, darüber entschieden wird, ob das mit euch endet, bevor es richtig angefangen hat“
Ohne mir die Möglichkeit zu geben, damit ich Fragen stellen kann, geht sie wieder.

Eine Weile sehe ich ihr hinterher, ehe ich mich wieder umdrehe und zurück zum Basketballplatz gehe.
Aus der anderen Richtung kommen mir Ben und Marco entgegen.

„Was wollte die seltsame Braut?“, fragt Marco sofort.
„Wenn ich es euch erzählen dürfte, hätte ich euch nicht weggeschickt“
„Ach jetzt haben wir also Geheimnisse voreinander?“, fragt Ben sichtlich angepisst.

Ich verstehe ihn ja, ich weiß auch, dass ich ihm vertrauen kann, aber meine Freunde einzuweihen, würde sie nur in Gefahr bringen. Und das will ich nicht riskieren.

„Vertrau mir einfach.“
Er verdreht die Augen, nickt aber.
Ich bin ihm dankbar, dass er nicht weiter nachbohrt und Marco ist ohnehin zu sprunghaft, um irgendetwas ernst zu nehmen, weshalb er uns auffordert gleich weiter Basketball zu spielen.

Doch jetzt sind meine Gedanken nicht mehr bei dem vergangen Kuss mit Jax, sondern beim nächsten Nachmittag und der Frage, was er mir wohl mitteilen will.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt