★Reece★
Jax ist vermutlich gerade in der Schule und muss sich den ganzen Scheiß anhören.
Ich fühle mich echt alt, weil ich das schon seit 5 Jahren hinter mir habe. So einen richtigen Abschluss habe ich gar nicht wirklich. Ich weiß halt das, was eben zum Leben notwendig ist und das reicht auch aus. Aus mir wird ohnehin nie mehr werden als ein Drogendealer oder Schutzgelderpresser. Naja, Kunstfälscher, aber dafür braucht man Talent und kein Wissen.Ich weiß, dass ich künstlerisch ziemlich begabt bin, deshalb ich bin froh, dass mein Dad mich die Bilder fälschen lässt. Das ist eine wichtige Arbeit und es zeugt von großem Vertrauen, dass ich das machen darf.
Ich stehe gerade im Atelier, als die Türe aufgeht und ich mich umdrehe.
Ben kommt zu mir. „Hei" Lächelnd stellt er sich neben mich und schaut sich die Leinwand an.Ich male weiter. Ben lenkt mich nicht ab. Normalerweise hasse ich es, wenn mir jemand beim Malen zuschaut, aber er vermittelt mir Ruhe.
„Wo bist du gestern hin?", fragt Ben nach einer Zeit. Natürlich ist ihm aufgefallen, dass ich weg war. Wenn nicht ihm, wem denn sonst?
„Ich habe mich mit jemandem getroffen", gestehe ich. Ich will ihn nicht komplett belügen. Er soll ruhig wissen, dass es eine bestimmt Person für mich gibt. Nur er darf eben nicht wissen, wen. Und vielleicht, ja vielleicht traue ich mich sogar ihm zu sagen, dass die Person ein Mann ist.
„Ein Date?", will Ben wissen, während er den Kopf schief legt, um das Bild anders zu betrachten.
Seufzend lege ich den Pinsel und die Farbpallete beiseite. Das muss jetzt eh erstmal trockenen.Ich schiebe Ben zum Sofa im Atelier.
Etwas verwirrt setzt er sich darauf. „Na du wirst mir jetzt schon nicht mitteilen, dass ihr schon verheiratet seit oder?", schmunzelt er.
Ich schüttele den Kopf.
Wenn es doch nur so einfach wäre...„Wenn du dich zwischen meinem Vater und mir entscheiden müsstest, wen würdest du wählen?", frage ich ihn.
Er kneift die Augen zusammen. „Du weißt, dass ich diese Frage nicht beantworten kann, ohne mich in Schwierigkeiten zu bringen"
Ich nicke.Er hat geschworen, meinem Vater treu zu sein, zumal er bei uns lebt, weil seine Eltern ihn einfach zurückgelassen haben. Mein Dad hat ihn quasi mit aufgezogen. Aber Ben weiß, dass mein Dad ein schlechter Mensch ist. Nur hat er es nie zu spüren bekommen, nicht so wie ich.
„Was ist denn los? Du machst mir Sorgen" Einfühlsam sieht er mich an, während er seine Hand auf mein Knie legt.
Solange ich nicht preisgebe, wer er ist, kann ich es Ben sagen.
Und solange mein Vater ihn nicht darauf anspricht, wird er mich auch nicht verraten. Aber ich muss einfach mit jemandem reden und Ben ist der, von dem ich am wenigsten einen Verrat erwarte.„Weißt du noch so vor drei Jahren? Mir ging eine Weile ziemlich mies...", beginne ich.
Er nickt, lässt mich aber weiter sprechen. Das mag ich an ihm. Er weiß, wann er reden und wann er die Klappe halten soll.„Ich war überfordert und ich hatte Angst.", gestehe ich ihm. Ich traue mich nicht mehr ihn anzusehen. Weiß aber dennoch, dass er mir aufmerksam zuhört. „Angst vor der Liebe, weil ich wusste, dass ich mich so oder so in die falsche Person verlieben werde. Dass ich mich nur in die falsche Person verlieben kann. Damals hab ich auch jemanden kennengelernt. Aber mehr ist daraus nicht geworden. Bis vor ein paar Tagen. Und jetzt habe ich keine Angst mehr vor der Liebe, weil ich weiß, es bringt nichts, vor ihr davon zu laufen... Eigentlich will ich es auch gar nicht. Aber ich will auch nicht verurteilt werden für das, was ich fühle, weil ich es einfach nicht abstellen kann. Ich weiß, es ist gefährlich, wenn das jemand herausfindet, aber ich weiß auch, dass ich dir vertrauen kann und ich will das mit dir teilen. Meine erste Liebe, Ben." Unsicher sehe ich ihn an, erkenne, dass er lächelt.
Er legt die Hand an meine Wange, streicht mit dem Daumen sanft darüber. „Was machst du dir denn so viele Gedanken? Sprich es doch einfach aus."
Für einen Moment schließe ich die Augen und genieße die Berührung.Ben war der erste, bei dem mir aufgefallen ist, dass ich ihn anders ansehe. Ich hatte nie einen Crush auf ihn oder so, aber ich weiß ihn schon immer sehr zu schätzen.
Er hat ein sanftes, einfühlsames und friedliches Gemüt.
Er gibt meinem Leben eine Konstante, egal wie schlecht es ist. Ihn zu verlieren, wäre wie mein Leben zu verlieren.
Aber mit Jax habe ich jemanden, der mein Leben ist. Und das muss ich mit meinem besten Freund teilen.„Ich kann dir nicht sagen, wer es ist." Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich die Verwirrung in Bens blick. „Und für was dann dieses Gespräch?"
Ich schlucke, umfasse sein Handgelenk, um seine Hand von meinem Gesicht wegzuführen und an seinen Fingerspitzen herumzuspielen. Das hab ich schon immer gemacht, wenn mir langweilig war oder ich nervös war.
Und Ben merkt, dass es jetzt zweites ist. „Du musst doch keine Angst haben.", meint er.Und ich weiß das. Deshalb sage ich es ihm.
„Ben, ich bin mit einem Mann zusammen" Kurz nachdem ich ihm das sage, sehe ich hoch in seine braun-blauen Augen.
Er mustert mich, als wolle er prüfen, ob ich ihn verarsche. „Damit ist nicht zu spaßen, Reece.", meint er ernst.Ich nicke. „Ich weiß das. Deshalb darfst du es keinem sagen, nicht mal Marco, aber vor allem nicht meinem Dad"
Ben presst kurz die Zähne zusammen, ehe er seufzt und nickt.
Aus dem Nicken wird ein Kopfschütteln und er schmunzelt. „Ein Kerl also, ja?"
Ich muss leicht grinsen, als ich an Jax denke und nicke. „Und was für einer"Ben lacht. „Dich hat's ja echt erwischt"
Ich zuckte mit den Schultern. Kaum zu glauben, dass ich etwas verlegen werde. „Er ist anders als alle andern, weißt du? Ich fühle mich so wertvoll, wenn ich bei ihm bin"Ben lächelt und streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Du bist wertvoll, Reece. Und wenn dieser Typ es schafft, dass du das endlich glaubst, dann ist er genau der richtige für dich"
Dankend lächele ich ihn an.
Das ist echt besser gelaufen als gedacht.
Jetzt muss ich nur noch eine Lösung für das größere Problem finden. Jax' Familie.
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Die Liebe und der Feind (boyxboy)
General FictionJeder kennt doch die Geschichte von Romeo und Julia. Die beiden Kinder verfeindeter Familien verlieben sich, kommen zusammen, dürfen es aber nicht sein und sterben dann einen durch Zufälle beeinflussten, tragischen Tod. Was aber, wenn das Drama ni...