8. Kapitel

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Jax★

"Was hat er dir geantwortet?"
Sofort als Amanda in mein Zimmer kommt, springe ich vom Bett auf, all meine Schmerzen ignorierend.
„Er wird kommen."
Erleichtert atme ich aus und lasse mich zurück in das Bett sinken.

„Und wie findest du ihn?", schiebe ich die nächste Frage hinterher.
Sie seufzt. „Ich glaube, er ist ein guter Kerl, Jax, aber das mit euch... heirate doch einfach Patricia, das wäre so viel einfacher." Sie arbeitet für meinen Vater, natürlich muss sie das sagen. Aber, dass sie diesen Botengang für mich gemacht hat, zeigt, dass sie genauso hinter mir steht. Und sie will ja nur das Beste für mich, das weiß ich.

„Ich kann sie nicht heiraten, ich liebe sie nicht"
Amanda nickt. „Und Reece? Liebst du ihn?"
Die Frage überrollt mich wie eine Dampfwalze.
Ich kenne die Antwort nicht. Ich bin 18 Jahre alt, ich weiß doch nicht mal was Liebe ist.

Ich weiß nur, dass er Gedanke, ohne hin weiter leben zu müssen, mich erdrückt.

„Ich weiß es nicht", gestehe ich.
Amanda lacht leicht. „Dann solltest du das herausfinden. Es gibt nichts, für das es sich zu sterben lohnt, wenn es nicht die Liebe ist"
„Aber wieso endet denn immer alles mit dem Tod?", frage ich verzweifelt. Ich weiß ja, wie gefährlich es ist, aber ich versuche das zu verdrängen, was mir leider nicht gelingt.
„Weil der Tod mächtiger ist, als alles andere."

Da hat sie leider Recht. Selbst wenn ich Reece liebe, egal wie stark das auch sein mag, der Tod ist unbesiegbar.

★★★

Nervös trete ich vom einen Bein auf das andere, während ich vor der Schule stehe und überlege, was ich denn alles zu Reece sagen soll und vor allem wie.
Noch nie hat es mich so sehr interessiert, was eine Person über mich denkt wie bei ihm. Denn er ist nicht gezwungen, mich zu mögen, sowie alle andern mit denen ich sonst Kontakt habe.
Er ist gezwungen, mich zu hassen. Es wäre einfacher, würde er es tun. Vielleicht könnte auch ich mich so von ihm lösen. Aber vielleicht will ich das auch gar nicht. Wozu führt uns das Schicksal zueinander, wenn nicht, um zusammen zu sein? Es muss doch einen Grund haben, warum wir uns wieder begegnet sind. Es muss ein Sinn dahinter stecken, der größer ist, als mein Herz zum Narren zu halten.

Meine Gedanken finden ein schnelles Ende, als sich etwas auf meine Augen legt und ich einen Körper hinter meinem spüre.
„Überraschung", flüstert eine dunkle Stimme mir ins Ohr.
Ja, das war so eine Überraschung, dass mein Körper automatisch reagiert, ich nach den Händen greife, den Köper vor mich ziehe und ihm die Hände auf dem Rücken fixiere, wie ich es im Training gelernt habe.

„Dito", schmunzele ich, als ich die Situation erkenne.
Reece sieht mich über die Schulter an. „Also das war heiß"
Lächelnd lasse ich ihn los, sodass er sich zu mir umdrehen kann.

Das erste, was ich sehe, sind seine blauen Augen, als nächstes die Narbe am Kiefer, dann sein Lächeln.
Seine Lippen bewegen sich. „Wenn du mich küssen willst, dann tus doch einfach"

Ich zwinge den Blick hoch in seine Augen.
Obwohl ich zwei Jahre jünger bin als er, bin ich gleich groß, weshalb ich einfach nur den Kopf nach vorne bewegen müsste, um ihn zu küssen.
Aber, dass er genau weiß, dass ich mir nichts lieber wünsche, hält mich davon ab. Ich kann ihm nicht auch noch beweisen, dass ich Wachs in seinen Händen bin.

„Ich will dich gar nicht küssen", wiegle ich ab.
Grinsend legt er die Hände an meine Hüften und zieht mich zu sich. „Das ist sehr schade", meint er leise. „Denn ich will dich küssen"
Und im nächsten Moment holt er sich, was er will und ich gebe es ihm bereitwillig.

3 verdammte Jahre hat es gedauert. Das hätte ich alles schon damals haben können, wäre Amy nicht in mein Zimmer geplatzt. Vielleicht hätte ich auch mehr haben können.
Dann wäre ich jetzt keine Jungfrau...

Reece drückt mich näher an sich heran, während er gekonnt seine Lippen an meine bewegt.
Es scheint, als würden wir miteinander spielen, doch nicht um des Sieges willen, sondern der Tat.

Meine Hände fahren durch seine langen Haare.
Eigentlich finde ich lange Haare bei Männern nicht sehr attraktiv, doch ihm steht es unglaublich gut. Und sie sind so weich! Genau wie seine Lippen.

Es ist einfach alles perfekt, nur dass er ein wenig nach Rauch schmeckt, trübt den Märchenhaften Kuss, anderseits schmeckt es auch irgendwie gut.
Keine Ahnung, ich will einfach nur mehr davon.

Ich überlege mir gerade, wie ich ihm geschickt meine Zunge unterjubeln kann, als er meine Lippen das letzte mal mit seinen an stupst und den Kuss dadurch beendet. Arsch.

„Ich hab ja nichts gegen das Küssen, aber ich dachte, du wolltest reden", flüstert er.

Ach ja, da war ja was.

Sofort vergeht mir die Lust aufs Küssen.
Zwar muss ich dabei nicht nachdenken, aber ich sollte ihm wenigstens die Fakten auf den Tisch legen, in wem er da diesen Gefühlstornado auslöst.

Also lasse ich ihn los und gehe einen kleinen Schritt zurück, damit mein Hirn genügend Sauerstoff zum Nachdenken bekommt.

Frustriert seufze ich. Ich hasse diese gesamte Situation.

„Was ist los?" Reece nimmt meine Hand. So als wolle er sagen, egal wie steinig der Weg ist, ich gehe ihn mit dir.
Und ich bin ihm dankbar dafür. „Eigentlich ist es keine Neuigkeit, aber ich glaube nicht, dass du das weißt... Mein Vater versucht schon seit Jahren, mich zu verheiraten, weil ich nicht ins Geschäft einsteigen will. Er meint, es muss ja zu irgendwas nutze sein, das ich sein Sohn bin."

Wenn er meine Hand jetzt loslässt, dann war's das.

Er drückt sie fester.

„Und wer ist sie?"
Ich schnaube mit bitterer Belustigung. „Die Tochter des Staatsanwalts"

Ein vorsichtiger Blick zu Reece verrät mir, dass er die Augenbrauen hochzieht. Dann nickt er verstehend. „Das ist sogar eine ziemlich gute Partie. Für dich und deinen Vater"

Ich schüttele schnell den Kopf und sehe ihn verzweifelt an. „Ich will das aber nicht."
Sofort überwindet er den Abstand, den ich aufgebaut habe und legt die Hand an meine Wange. „Schon gut, du musst nichts tun, das du nicht willst. Wir finden eine Lösung. Außerdem kann dein Vater dich nicht einfach so verheiraten. Wir leben im 21 Jahrhundert."

Ich nicke nur.
Er hat ja Recht.
Ich muss nur nein sagen, aber ich will nicht wissen, was mir mein Dad dann antut.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt