21. Kapitel

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Reece


Ich hab es schon immer genossen, meine Spielchen mit Simon zu spielen. Der Arme ist einfach viel zu sensibel für diese Welt. An sich mag ich ihn ja echt gerne, nur gehört er zum falschen Team.
Das ist ein entscheidender Punkt, weshalb ich ihm, nachdem ich erfahren habe, dass er zu Tysans Leuten gehört, vor ein paar Jahren einen Korb verpasst habe.

Eigentlich hat der Arme es gar nicht verdient, dass ich so mit ihm umgehe, wie ich es tue, aber ich bin schon eine Weile hier und habe genau gehört, wie er sich an Jax rangemacht hat.
Unschuldig wie er ist hat er das nicht mal geschnallt.
Wahrscheinlich weiß er ja nicht mal, dass Simon auf Typen steht und es jetzt auf meinen abgesehen hat. Aber ich bin nicht so blind.

Eine Weile stehe ich absichtlich sehr nah vor Simon, um ihn zu quälen. Sein Stolz lässt es nicht zu, dass er zurückweicht und das nutze ich aus.
Solange bis es mir zu langweilig wird, weil keiner reagiert und ich wieder zurückgehe.

Für einen Moment sehe ich Jax an, doch so klein dieser auch ist, er reicht, um zu erkennen, dass er mich aus zusammengekniffenen Augen ansieht. Mach nur.

„Reece" Als ich seine Stimme höre, drehe ich mich zu Jax um.
Er sieht mich distanziert an. „Sorg dafür, dass euer Zeug auf eurer Seite bleibt. Mein Vater will sonst irgendeine Ameise zerquetschen"
Irgendwie süß, dass er nicht weiß, wovon er da spricht. Das ist sowas wie ein Geheimcode dafür, dass er denkt, uns mit einem Schlag zerstören zu können, wenn er es denn wollte.

„Dann sag deinem Vater, ich kann nichts dafür, dass die Leute lieber unseren Stoff kaufen als euren. Solange der Deal auf unserer Seite gemacht wird, verstoßen wir nicht gegen den Vertrag. Dass die Leute es dann bei euch konsumieren, geht uns nichts mehr an", erkläre ich ihm sachlich.
Dieses Treffen ist so unnötig. Für diesen Scheiß wurde ich hierherbestellt? Oh Mann.

„War's das dann?", frage ich schon leicht genervt.
Ich will gerade Jax' Gesicht nicht sehen. Er hat mich eine Schwuchtel genannt. Sowas geht gar nicht.

Jax nickt nur leicht, also drehe ich mich wiederum, damit ich zurückgehen kann.
Ich bin gerade mal ein Meter gekommen, als ich meinen Namen wieder höre. „Reece"

Genervt drehe ich mich um.
Die Stimme kenne ich nicht, aber das macht keinen Unterschied daran, dass ich nachhause will.

Doch meine Genervtheit schlägt schnell in Überraschung um, als ich einen Typen erkenne, der die Waffe auf mich gerichtet hat.

„Wenn du mich jetzt abknallst, ist eure Sippe innerhalb von fünf Minuten ausgerottet", meine ich lässig.
Wenn wir uns mal offiziell treffen, dann um das in Frieden zu tun. Wenn einer der Parteien dabei verletzt wird, hat die zugehöre Familie die Erlaubnis, den Vertrag zu brechen und alle Geschütze aufzufahren. Das wissen auch alle, deshalb bin ich komplett entspannt.

„Ich soll dich nicht abknallen. Ich soll dich nur höflich bitten, mit mir zu kommen, damit Tysan ein bisschen mit dir plauschen kann", meint der Typ mit der Knarre.

Ich werfe Jax einen Seitenblick zu.
Er hat die Hand hinter dem Rücken, vermutlich führt er auch eine Waffe. Er scheint also nichts davon gewusst zu haben. Ihm hätte ich auch gar nicht zugetraut, dass er mich in eine Falle lockt.

Ich sehe Panik in Jax Blick, als er mich ansieht und versuche ihm Ruhe zu vermitteln. Er wird schon alles gut.

„Greg, nimm die Knarre runter, wir dürfen ihm nichts tun", betont Simon. Nett von ihm, dass er Partei für mich ergreift, obwohl ich nicht gerade sanft mit seinem Herzchen umgegangen bin.
Es wundert mich auch ehrlich gesagt, dass Simon nie ein Wort über unsere kleine Affäre verloren hat. Das ist ein Grund, weshalb ich ihn leiden kann, obwohl er zu den Caves gehört. Auf ihn ist Verlass. Er erinnert mich irgendwie an Ben.

Greg ignoriert Simons Aussage und geht einen Schritt auf mich zu.
„Nimm die Waffe runter, Greg" Als Jax Stimme erklingt, sieht Greg für einen sehr kurzen Moment unsicher aus, doch er lässt sich nicht abbringen. „Tut mir leid, Kleiner, aber Tysan hat denke ich mehr zu sagen als du"
„Tysan ist nicht hier, ich schon", gibt Jax zurück.
Er klingt echt angepisst. Wäre ich auch, wenn meine Leute nicht auf mich hören würden.
Aber Greg ist es wohl egal, was Jax sagt, denn er kommt jetzt schnell zu mir, die Waffe immer auf Höhe meines Gesichtes.

Kurz bevor er mich erreicht, wird ihm plötzlich die Waffe aus der Hand gerissen und damit ins Gesicht geschlagen.
Mehr als überrascht sehe ich Jax an und mustere dann Greg, der sich die Blutende Nase hält und Jax finster ansieht.

„Was? Willst du mir was sagen?" Jax klingt total fremd.
Ich bin froh, dass er nie so mit mir redet. Er ist richtig angsteinflößend und bedrohlich.

Greg schüttelt einfach nur den Kopf. Wahrscheinlich besser für ihn.
Jax wirft Simon die Waffe zu und kommt dann zu mir. Er schiebt mich von den anderen weg, auch von Ben und Marco.

„Ich wusste nicht, das die sowas vorhaben", versichert er mir, seine Stimme klingt wieder so sanft wie ich es gewohnt bin.
Ich nicke. „Schon gut. Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, du willst nicht mit solchen Sachen zu tun haben?"
„Will ich auch nicht, aber mein Dad hat mir keine Wahl gelassen. Jetzt bin ich froh, dass ich da war."

Ich erkenne, wie er die Hand heben will, weiß, dass er sie mir an die Wange legen will, doch bin ihm nicht böse, weil er es sein lässt. Das wäre viel zu auffällig.

„Wegen heute in der Schule. Tino hat uns gesehen, deshalb habe ich so reagiert. Ich musste ja irgendwas machen, sonst wären wir gleich aufgeflogen." Schuldbewusst sieht er mich an.
So viel Anspannung fällt in diesem Moment von mir ab. Am liebsten würde ich ihn küssen, bis er keine Luft mehr bekommt.

„Ich dachte schon, ich hätte dich sexuell belästigt", grinse ich erleichtert.
Er lacht leicht. „Hast du. Aber mir hats gefallen" Er zwinkert anzüglich, weshalb ich grinsen muss.
Er ist doch echt der Wahnsinn.
Doch genau deshalb muss ich die nächste Sache loswerden.

„Nur damit das klar ist, ich bin der einzige, der dir zu nahe kommen darf. Wenn Simon nochmal was versucht, ist er ein toter Mann"
Das findet er wohl lustig, denn er lacht leise. „Simon hat gar nichts versucht, er ist einfach nur nett."
Schnaubend verschränke ich die Arme. „Er wollte dich auf eine Spritztour mitnehmen. Das ist ein Kode für, ich will auf dich spritzen"
Leider verfehlt meine Ernsthaftigkeit die Wirkung und Jax lacht. „Du spinnst doch. Simon steht nicht auf Jungs und selbst wenn und er was mit mir anfangen würde, würde Tysan ihm dafür sicherlich die Eier abhacken."

Ich muss schnauben. „Glaub mir, er steht auf Jungs"
Das lässt sein Lachen verblassen und seine Augen größer werden. „Du hattest mal was mit ihm?"
Ich zucke mit den Schultern. „Naja so kann man's nicht nennen. Wir hatten nur ein paar Mal Sex, aber ich wusste nicht, dass er zu euch gehört. Als ich rausgefunden habe, hab ich es beendet."

Jax sieht mich stumm an. Das einzige, was er tut ist zu blinzeln.

„Und hast du... Warst du in ihn verliebt?"
Bei dieser unsicheren Frage muss ich lächeln. „Nein, Jax. Ich war noch nie verliebt, außer in dich"
Und zack werden seine Wangen rot und er beißt sich unsicher auf die Lippe.

Ach ich liebe meine Wirkung auf ihn.
Aber ich bin auch ziemlich erleichtert, dass es endlich raus ist.
Doch irgendwie fehlt noch etwas.
Die Erwiderung zum Beispiel.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt