★Reece★
Entspannt lehne ich an der Schulmauer und ziehe gerade genüsslich von meiner Zigarette, als mir Jax angepisster Blick auffällt.
Er steht mit verschränkten Armen vor mir und sieht mich total böse an, aber ich finde es einfach nur niedlich, obwohl es schon auch irgendwie angsteinflößend ist.„Was ist los?", frage ich ihn gespielt ahnungslos. Klar, er dachte wohl, ich wollte mich mit ihm hinter dem Schulhaus verstecken, um zu knutschen, aber stattdessen rauche ich nur.
„Nichts", schnaubt er beleidigt.Grinsend mustere ich seine angespannte Körperhaltung. Ich muss schon sagen, der Pulli, den er da trägt, steht ihm wahnsinnig gut. Der bringt seine breiten Schultern so gut zur Geltung. Und seine Brust erst!
Ich versuche mich auf mein Spielchen mit ihm zu konzentrieren und halte ihm die Zigarette hin. „Willst du auch nen Zug?"
Er lacht ironisch. „Ja, um dich damit zu überfahren"
Belustigt sehe ich ihn an. Ich mochte seinen Humor schon immer.„Was haben wir als nächstes?", frage ich ihn, während ich meine Zigarette mit dem Fuß auf dem Boden ausdrücke.
Dabei sehe ich nach unten, aber das kann ich nicht mehr, als sich plötzlich ein Körper an meinen presst und Lippen auf meine.Lächelnd erwidere ich Jax Küsse. Gott, er ist ein Engel. Wie habe ich es nur bisher ohne ihn aushalten können?
Als der Schulgong ertönt, schreckt Jax leicht hoch und somit von mir weg.
Entspannt ziehe ich ihn wieder zu mir, sodass ich zwischen der Mauer und ihm eingequetscht stehe. Aber das mag ich irgendwie.„Wir sollten reingehen. Wenn wir zusammen zu spät kommen, ist es zu auffällig", murmelt Jax zwischen ein paar Küssen.
Als Antwort presse ich meine Lippen nur noch fester auf seine.
Solange, bis er sich von mir wegschiebt. Erst dann fällt mir auf, wie perfekt sich sein Körper an meinen geschmiegt hat. Wir sind wie füreinander geschaffen.„Wer geht zuerst?", fragt er auffordernd.
Ich verdrehe ich Augen. „Geh du zuerst. Ich kann behaupten ich hätte mich verlaufen"
Jax nickt einverstanden, lächelt mich nochmal total süß an und verschwindet dann um die Ecke.Seufzend lehne ich den Kopf zurück. Wieso kann ich ihm eigentlich nicht böse sein? Scheiße, weil ich so verknallt in ihn bin, dass ich einfach nicht sauer sein kann. Ich will einfach nur, dass er mich anlächelt, mich berührt, mich küsst.
Das würde er nicht tun, wäre ich sauer auf ihn.Ein paar Minuten später gehe ich ebenfalls ins Schulhaus, nachdem ich auf meinen Stundenplan gesehen habe, der zerknüllt in meiner Jackentacke war. Mathe. Spaßig.
Seufzend mache ich mich auf den Weg in den richtigen Raum, trete ein ohne anzuklopfen.
„Sorry, hab mich verlaufen", werfe ich der Lehrerin zu, ehe ich meine arrogante Maske aufsetze und die Reihen der Schüler durchsuche.
Ich bin stolz darauf, dass Jax alleine in der letzten Reihe sitzt und mache mich auf den Weg zu ihm.„Ach sie sind der Neue", meint eine freundlich aussehende Lehrerhin, doch irgendwie kommt sie mir gehässig rüber.
„Ich bevorzuge es eigentlich Reece genannt zu werden." Ich setze mich neben Jax, der merklich versucht mich nicht anzusehen.Natürlich habe ich bemerkt, dass er mich die gesamten Deutschstunden über angestarrt hat. Vermutlich sollte ich ihm auch sagen, dass es ziemlich auffällig ist, wenn er das tut. Aber dafür genieße ich seinen Blick zu sehr. Ich meine, lieber starrt er mich an, als irgendeinen anderen.
„Okay, Reece, was können sie uns über die Stochastik sagen?"
Ihr ernst? Als ob ich heute schon mitmachen muss. Oder will sie mich einfach nur bloßstellen?
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Leute, sie sich zu intelligent fühlen, um einfach Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik zu sagen, verwenden den Begriff Stochastik. An sich kein großes Ding, immerhin ist man ja in der Schule, um sowas zu lernen und sie sind ja auch Lehrerin. Aber wenn sie in ihrem Leben auch außerhalb ihres Berufes gern mal für andere komplizierte Begriffe verwenden oder sich absichtlich hochsprachlich ausdrücken, um anderen dadurch unterschwellig klarzumachen, dass sie intelligenter sind als sie, dann lässt das auf einen Minderwertigkeitskomplex schließen. Am Anfang scheint das vielleicht einfach nur Narzisstisch, aber wenn man hinter die Fasse blickt, erkennt, man, dass sie das nur tun, um sich weniger wertlos und dadurch unterlegen zu fühlen. Sie wissen, dass sie als Frau mittleren Alters in der Gesellschaft weniger Ansehen haben als sie es haben sollten und versuchen sich durch ihren Intellekt einen höheren Stand zu verschaffen, aber um zu beweisen, dass sie das auch verdient haben, müssen sie andere untergraben. Doch als Lehrerin sollten sie das nicht tun, vor allem nicht, wenn sie einen Schüler vor sich sitzen haben, der nicht mall einen Hauptschulabschluss in der Tasche hat. Wenn sie sich also darauf konzentrieren könnten, ihren Job zu machen, statt zu versuchen ihre Komplexe hier zu überwinden und das tun, wofür sie bezahlt werden, wäre ich ihnen sehr verbunden."Für einen Moment ist es komplett still, während mich alle anstarren, als hätte ich meine Knarre abgefeuert. Doch ich muss noch etwas hinzu setzen. „Und ganz neben bei müssen sie sich gar nichts beweisen. Sie sind eine sehr schöne Frau, intelligent und somit auch automatisch humorvoll. Vielleicht sollten sie einfach mal ausgehen, ohne an ihren Ex Mann zu denken"
Sie zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich geschockt an. „Aber, woher..."
„An ihren linken Ringfinger sieht man noch die Stelle ihres Eherings, den sie nicht mehr tragen. Und da sie so auf mich reagiert habe, schätze ich mal, ihr Exmann hat wohl eine optische Ähnlichkeit zu mir. Aber keine Sorge, ich werde sie nicht heiraten, ihren Versprechungen machen und dann mit einer Jüngeren Durchbrennen."Meine neue Mathelehrerin fasst sich an die Stirn. Sie sieht echt ziemlich überfordert aus.
Vielleicht hätte ich das alles nicht so ausplaudern sollen, aber wenn sie meint, mich dumm dastehen zu lassen, kann ich das Gleiche tun. Und ich sage ja nur die Wahrheit.Die Frau räuspert sich. „Ich denke, wir sollten mit dem Unterricht beginnen"
Als sie sich zur Tafel umdreht, wenden sich die andere ihren Schultaschen zu.
Viele Leute tuscheln, doch ich konzentriere mich nur auf Jax, der sein Knie gegen meines lehnt und kann nicht anders als den Druck zu erwidern.Aus dem Augenwinkel erkenne ich ihn lächeln, lege meine Hand auf dem Tisch nah neben seine.
Nur die Außenseiten unsere kleinen Finger berühren sich, aber das ist genug, um mich unendlich glücklich zu machen.
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Die Liebe und der Feind (boyxboy)
General FictionJeder kennt doch die Geschichte von Romeo und Julia. Die beiden Kinder verfeindeter Familien verlieben sich, kommen zusammen, dürfen es aber nicht sein und sterben dann einen durch Zufälle beeinflussten, tragischen Tod. Was aber, wenn das Drama ni...