38. Kapitel

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★Jax★

Alle Anwesenden starren mich an.

Ich bin noch nie hier gewesen und jetzt muss ich gleich beim ersten Mal antreten und dann auch noch gegen den ungeschlagenen Gewinner. Toll.

„Es steht gerade 9:9, das heißt dieser Kampf entscheidet über Sieg oder Niederlage des heutigen Abends!“, verkündet ein Fremder.

Ich kann jetzt nicht vor allen Leuten den Schwanz einziehen und Reece weiß das auch.
Ich frage mich nur, was das Ganze soll.
Wieso zum Teufel will er mir denn jetzt die Fresse polieren?

Die andern haben schon lange einen Durchgang frei gemacht, sodass ich zu Reece in den Ring treten kann.

Wir stehen beide in der Mitte, also außer Hörweite der andern.

„Was machst du hier?“, fragt er mich, während er die Hände hochnimmt.
Ich tue es ihm gleich. „Ja, genau, was mache ich hier? Was soll der scheiß, Reece? Wir wissen beide, das ich keine Chance gegen dich habe“
Er beginnt eiskalt zu grinsen. „1. Glaube ich das nicht und 2. Können wir so ein bisschen kuscheln, ist doch schön“

Er zwinkert mir zu und setzt im nächsten Moment zu einem Schlag an, den ich trotz der Überraschung abwehre.
Ein Raunen geht durch die Menge.

„Siehst du.“, grinst Reece.
Im Moment hasse ich ihn.
Doch er wird wieder ernster. „Greg weiß, dass ich schwul bin und was mit Simon hatte. Das hat er mir grade gesagt“, meint er, macht einen schnellen Schritt nach vorne, weshalb ich einen nach hinten gehe.

„Und? Was willst du jetzt machen?“
Ändern kann er daran jetzt auch nichts mehr. Und hätte er ihn umbringen wollen, hätte er es gerade getan.

„Ich meine nur, das ist ein Grund noch vorsichtiger zu sein“, erklärt Reece.
Ich schnaube. „Dann solltest du langsam aufhören zu reden und anfangen zu kämpfen, Schatz“
Das bringt ihn zum Grinsen. „Ich würde dich grade so gerne küssen“ Er beißt sich auf die Unterlippe und sieht mich sehnsüchtig an.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Versuchs doch“

Er macht wieder einen schnellen Schritt vor, seine Faust rast auf mich zu, aber ich ducke mich weg und trete ihm in den Bauch.
Er sackt zwar ein, doch fängt meinen Fuß ab und zieht daran, sodass ich zu ihm stolpere.
Ich laufe gerade Wegs in seinen Faust, sie trifft mich im Gesicht.

Ein Raunen geht durch die Menge, während ich den Kopf einmal durchschüttele und mich wieder fange.
Dafür kassiert er aber jetzt so richtig.
Gewalt in einer Beziehung ist illegal.

Er sieht mich reumütig an. Er will mir nicht wehtun, aber es wäre zu auffällig, wenn er es nicht tun würde.
Und einfach so aufzugeben und den Kampf abzubrechen wäre noch auffälliger.
Also wehre ich mich. Ich deute an, ihn mit links in den Bauch zu schlagen, und er wehrt ab, verliert dadurch seine Deckung und im selben Moment trifft ihn meine rechte Faust im Gesicht.

Das zwingt ihn zu Boden, ich muss nur mein Knie hochziehen und er knallt mit dem Gesicht dagegen.
Er bleibt aber nicht lange liegen, sondern zieht einmal kräftig an meinen Fußgelenk, sodass ich auf dem Boden aufschlage.

Dann setzt er sich auf mich und fixiert meine Hände neben dem Kopf. Er grinst mich an, als hätte er gewonnen.
Aber Tysan hatte mich in Training so oft in dieser Position, dass ich weiß, was ich jetzt tun muss. Ich trete ihn nach oben und mache eine Rückwärtsrolle, sodass ich ihn nach unten befördere, als wir wieder auf der anderen Seiten ankommen.

Er grinst mich an, während ich seine Hände verkreutzt auf seinen Schultern fixiere. „Ich wusste doch, dass du kämpfen kannst“ Er versucht seine Hände zu befreien, aber ich drücke mit meinem ganzen Gewicht auf seinen Brustkorb.

Dadurch verlieren meine Beine aber dann Stärke, sodass er mich nur einmal treten muss, sodass sich auf ihn runterkrache und er uns blitzschnell drehen kann, sodass er auf mir liegt.

Diesmal macht er nicht den Fehler, sich auf mich zu setzen, sondern liegt komplett auf mir drauf und fixert meine Hände neben dem Kopf.
Ich versuche uns zu drehen, ihn zu treten, aber es bringt nichts. Diesen Kampf habe ich verloren.

Im selben Moment, wie ich mir das eingestehen will, bemerke ich, dass der Druck an meiner rechten Seite weniger wird und nutze die Gelegenheit, um uns zu drehen, sodass ich ihn unter mich befördere.

„Schlag zwei Mal zu, dann bleibe ich liegen“, flüstert er, tut so, als wollte er sich wehren, aber er tut es nur halbherzig.
Er will mich gewinnen lassen. Aber obwohl es meinen Stolz verletzt, ist es mir lieber, als das wir uns ernsthaft die Köpfe einschlagen. Das Letzte, was ich will, ist ihm ernsthaft wehzutun. Deshalb schlage ich ihm zweimal in sein hübsches Gesicht, doch mit minimaler Kraft, doch er tut so, als hätte ich mit einem Elefanten auf ihn eingeschlagen und lässt den Kopf liegen.

Ich beuge mich zu ihm runter und flüstere im etwas ins Ohr, sowie er es vorhin bei Greg gemacht hat. „Ich liebe dich.“

Dann stehe ich auf und tue so als sei er der größte Kriegsheld.
In Wahrheit will ich einfach nur bei Reece bleiben. Erst als ich wieder bei meinen Leuten bin, merke ich wie sehr meine Wange wehtut.

Simon nimmt mein Gesicht in die Hände und mustert mich besorgt. „Alles okay? Er ist ziemlich stark“
Ich nicke. „Mir geht’s gut.“
Beruhigt lässt er mich wieder los.

„Sag mal, Simon“ Ich muss ihn das jetzt einfach fragen. „Stimmt es, dass du... Dass du auf Jungs stehst?“
Nervös sehe ich ihn an.
Ich glaube Reece ja, dass er mal was mit ihm hatte, aber ich muss es einfach von ihm selbst hören. Denn wenn es war ist, bin ernsthaft verwundert. Mein Bruder hat noch nie ein gutes Haar an Schwulen gelassen. Warum solle er also mit einem befreundet sein?

„Jungs nicht, aber Männer“, meint er grinsend.
Ich muss leicht lächeln.
Er spricht das mit so viel Selbstbewusstsein aus, so selbstsicher. Ich könnte das sicherlich nicht. Niemals. Ich weiß ja nicht mal, ob ich schwul bin. Ich weiß nur, dass ich Reece liebe und ich finde alles andere ist auch nicht wichtig.

„Du und Reece scheint euch ja ein bisschen zu kennen“, versuche ich das mal unauffällig anzusprechen.
Er zieht eine Augenbraue hoch, sein Blick verändert sich. „Ich weiß nicht wie du darauf kommst. Ich kenne ihn nur über die Geschäfte und von den Kämpfen.“
Würde ich die Wahrheit nicht kennen, würde ihm glauben.

Ich muss leicht lächeln.
Simon scheint echt jemand zu sein, dem man vertrauen kann. Er gibt anscheinend nichts auf seine Verpflichtung meiner Familie gegenüber. Deshalb mag ich ihn sofort mehr. Er verrät Reece nicht, weil er weiß, dass es ihn Schwierigkeiten bringen würde und das obwohl er eigentlich dazu verpflichtet ist, mir die Wahrheit zu sagen. Sowohl als mein Kumpel, als auch mein Untergebener.
Ich bewundere es, dass er sich über diese Regeln hinwegsetzt und tut, was er für richtig hält. Ich will auch so sein.

Er scheint aber von meinem Lächeln verunsichert zu werden, denn er kratzt sich verlegen im Nacken. „Ehm ich geh mir mal ein Bier holen. Willst du auch eins?“
Ich nicke einfach mal und lasse ihn dann gehen.

Sofort als er weg ist, sehe ich mich nach Reece um.
Ich denke, ich sollte ihm sagen, dass er sich auf Simon verlassen kann. Und vielleicht können wir darüber reden, uns ihm anzuvertrauen.

Er könnte uns vielleicht noch nützlich sein als Verbündeter.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt