25. Kapitel

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Reece


Mein Schatz singt schon seit ein paar Stunden mit dem Autoradio ein Duett, weshalb ich mich langsam frage, wann er endlich keine Stimme mehr hat.
Ich liebe seine Stimme zwar, aber singen kann er echt nicht.
Weil er aber so glücklich dabei wirkt, ertrage ich die Folter meiner Ohren.

Irgendwann dreht er noch lauter und schreit mir „Ich liebe diesen Song!" zu. Gut zu wissen, nur, dass er das schon bei jedem dritten Lied gesagt hat. Und die waren nicht mal gut.

„Dein Geschmack ist echt scheiße", teile ich ihm mit.
Er nimmt es gelassen und beugt sich zu mir rüber, küsst meine Wange. „Deshalb bin ich ja mit dir zusammen"

Ich verdrehe grinsend die Augen. „Schlagfertig bist du, das muss man dir lassen", murmele ich.

Er macht das Radio wieder leiser. „Du weißt doch schon, dass ich toll bin, sonst wäre ich ja nicht dein Freund"
Im Augenwinkel erkenne ich sein Grinsen. Heute ist er ja ganz schön von sich selbst überzeugt. Aber obwohl ich das sehr unterstütze, will ich es ihm nicht zeigen. „Eigentlich bin ich nur mit dir zusammen, weil ich alle anderen heißen Schwulen schon durch hab und mal wieder was Neues wollte.", meine ich beiläufig, sehe konzentriert auf die Straße und ignoriere seinen empörten Blick.

Das war's wohl mit der Schlagfertigkeit.
Naja, ich denke in seinem Hirn hat er tausende Erwiderungen, nur ist er jetzt zu beleidigt, um sie auszusprechen.
Ich mag es, wenn er schmollt. Er guckt dann immer so süß und ich will ihm in die Wange knuffen.

„Mit wie vielen Männern hattest du schon Sex?" Die Frage kommt ziemlich unvermittelt, weshalb ich ihm einen überraschten Blick zuwerfe.
Ich lache unsicher. "Ich hab das doch nicht ernst gemeint"
Er schüttelt den Kopf. „Beantworte einfach meine Frage. Wie viele?"

Soll ich jetzt nachzählen? Meistens war ich doch nicht mal nüchtern.
Also angefangen hat es als ich 14 war. Aber so richtig Sex mit Männern hatte ich erst ab 16 und von da an immer mal wieder. Zwischen durch gab es auch ein paar Frauen, wenn ich gerade Lust drauf hatte. Ich bin nicht sehr wählerisch, wenn ich horny bin.

„Oh Gott, runde einfach ab" Ich höre Jax verzweifelte Stimme. Er interpretiert mein Schweigen völlig falsch.
„Ich weiß es nicht, Jax. Ich war meistens total dicht. Und in Wahrheit willst du das auch gar nicht wissen."
Er schnaubt. „Ich werde wohl selbst wissen, was ich wissen will"
Nein, tust du nicht, antworte ich in Gedanken, doch ich will ihn nicht noch wütender machen, weshalb es nur bei den Gedanken bleibt.

„Also ich kann dir keine genaue Zahl sagen, aber wenn du es unbedingt wissen willst, dann erzähl ich dir, wie das bei mir so ablief." Ich warte auf seine Antwort, hoffe er verneint, doch es kommt ein zustimmender Laut aus seiner Richtung.
„Also mit 14 hab ich zum ersten Mal nen blow von nem Typen bekommen, daran hab ich dann gefallen gefunden und mich immer mal wieder ein bisschen ausprobiert. Als ich 16 war, hatte ich zum ersten Mal richtig Sex mit einem Mann und seitdem halt auch immer wieder. Manchmal auch mit Frauen. Je nachdem, wie ich grade Lust hatte"

Ich warte danach auf eine Erwiderung von Jax, aber diese bleibt aus.
Er gibt keinen Ton mehr von sich, auch nicht mehr, um im Radio mitzusingen. Plötzlich wirkt er nicht mehr so sorglos und glücklich. Das bringt mich zum Seufzen.

Ich drücke seine Hand fester. Ich weiß, dass er mich von der Seite ansieht. „Aber all das ist Vergangenheit, Jaxsen. Es zählt nicht mehr. Du bist der einzige, den ich noch haben will, aber wenn du noch nicht bereit bist, ist das auch okay. Auf dich würde ich für immer warten"
Jax löst die Hand aus meiner, weshalb es sich plötzlich so anfühlt, als sei er Kilometer weit entfernt.

Obwohl ich auf der Autobahn gerade auf der dritten Spur fahre, wage ich ein gefährliches Manöver, um die Haltebucht zu erwischen und dort eine Pause einzulegen.

Sofort, nachdem das Auto steht, drehe ich mich komplett zu Jax, der nur gerade aus starrt.
Ich kann mir vorstellen, wie es gerade in ihm aussieht.

„Baby" Ich lege die Hand an seine Wange und drücke sein Gesicht zu mir.
Er lässt es geschehen, sieht aber nach unten.
„Hei" Meine Stimme klingt eindringlich, während ich seinen Kopf nach oben drücke und meinen Daumen auf seine Unterlippe lege.

„Du bist 18, kleiner Prinz. Es ist nicht schlimm, dass du keine solcher Erfahrungen hast."
„Du hast aber doch schon mit 14 angefangen", murmelt er.
Ich könnte echt schmelzen. „Ich bin nicht das Musterbeispiel. Und es sollte auch nicht so sein wie bei mir. Du bist viel zu süß, um so eine billige Schlampe zu sein wie ich. Ich finde es schön, dass du noch so unbefleckt bist"
Den letzten Satz feiert er wohl nicht so, denn er sieht mich böse an.

Doch mein liebevoller Blick verändert sich nicht. „Ich finde es schön, dass du bist wie du bist. Ich liebe alles an dir. Für nichts auf der Welt würde ich dich ändern wollen."
Zur Bestätigung meiner Worte küsse ich ihn sanft, doch die Erwiderung bleibt aus.

Verunsichert löse ich mich von ihm, um ihn prüfend anzusehen.
Er starrt mich aus weit offenen Augen an.

„Jax? Was hab ich denn jetzt falsch gemacht?"
Oh Mann, ich sag doch, er ist anstrengend. Ich will doch nur alles richtig machen, ihn lachen sehen und am besten der Grund dafür sein.
Er aber schüttelt nur den Kopf, während sich einen kleines Lächeln auf seinen Lippen schleicht. „Nichts. Du hast alles richtig gemacht."

Er streckt sich zu mir rüber, um mich zu küssen, was mich dann sofort wieder beruhigt. Er scheint jetzt auch gar nicht mehr beleidigt zu sein, denn er grinst, als er meine Hand wieder nimmt und mir einen Kuss auf den Handrücken drückt.

Den muss mal einer verstehen!

Ich fahre weiter, denke die ganze Zeit darüber nach, was wohl zu seinem Stimmungswechsel geführt hat.
Ich gehe jedes meiner Worte in Gedanken durch, bis ich zu dem entscheidenden Satz komme. Ich liebe alles an dir.

Oh Gott. Was hab ich da gesagt?

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt