17.Kapitel

4.3K 234 6
                                    

Reece

Konzentriert zeichne ich auf meinem Block, während unsere Geolehrerin irgendetwas labert.

Ich habe einen Plan für ein paar Bilder, den ich unbedingt durchziehen muss. Jax ist schon etwas beleidigt, weil er sich immer wieder ansehen will, was ich denn da male, aber ich es ihm nie zeige.
Ich weiß, dass er beleidigt ist, aber er macht zum Glück keinen Aufstand.

Wir sitzen wieder in der letzten Reihe, deshalb sieht auch keiner, wie er unter dem Tisch meinen Oberschenkel sanft auf und ab streicht. Doch mir verschafft es eine Gänsehaut.

Normalerweise bin ich nicht so sensibel was Berührungen angeht, aber allein das Wissen, dass das da Jax' Hand ist, die mich berührt, sorgt dafür, dass ich mich unglaublich fühle.

„Reece, ich muss dir was sagen", flüstert er leise, als die Lehrerin uns zur Partnerarbeit auffordert.
Ich packe meinen Block weg und sehe ihn fragend an.
Er hält mit den Streicheleinheiten inne, was ich ganz und gar nicht cool finde. Aber sein nächster Satz stellt das in den Hintergrund.
„Meine Mutter will, dass ich mich mit dir anfreunde, um dich auszuspionieren"

Wie von alleine wandern meine Augenbrauen nach oben. Ich weiß nicht wieso, doch es überrascht mich, dass er mir das sagt.
Nicht, dass ich davon ausgehe, dass er mich verarscht, aber seine Ehrlichkeit macht mich irgendwie glücklich. Und so schlimm ist das, was er mir da sagt ja nicht, das wäre es nur, wenn ich es von jemand anderem als ihm erfahren hätte.

„Ist doch gut, dann können wir uns bei dir treffen", freue ich mich.
Aber Jax schüttelt den Kopf. „Sobald wir für die Außenwelt Freunde sind, muss ich meinen Eltern auch deine schmutzigen Geheimnisse verraten"
Ich grinse. „Du weißt doch noch gar nicht, wie schmutzig ich sein kann" So gerne würde ich ihn jetzt vielsagend küssen, aber das kann ich nicht machen. Zu viele Zeugen.

Doch ihm zuzwinkern, das kann ich gefahrlos und das mache ich auch. Er muss daraufhin grinsen und wird sogar leicht rot. Oh Gott, ich liebe es, wenn seine Wangen so einen leichten rosastich bekommen! Er ist mit so verdammt viel Schönheit gesegnet, dass es schon verboten sein sollte.

„Dazu muss ich dir auch was sagen", meint er, rutscht den Stuhl näher zu mir.
Nicht, dass ich etwas gegen seine Nähe hätte, aber das verwirrt mich jetzt etwas. „Was denn?", frage ich leicht besorgt.
Er wirkt plötzlich so unsicher. Ich warte, bis er mit der Sprache rausrückt, aber bevor er sprechen kann, steht die Lehrerin vor unserem Tisch und fordert uns auf, endlich das Blatt zu bearbeiten, weil es noch leer ist.
Wir tun es also wohl oder übel.

„Vielleicht sollten wir so tun, als seien wir befreundet und deine Eltern mit falschen Infos versorgen", denke ich dann nach und teile ihm das zusammenhanglos mit.
Für einen Moment mustert Jax mich, ehe er den Kopf schüttelt. „Ich will meine Familie nicht belügen. Ihnen nichts von dir zu erzählen, ist etwas anderes als ihnen absichtlich ins Gesicht zu lügen"
Naja, mir hätte klar sein müssen, dass er das nicht machen wird.
Ich nicke also.
Das wäre die perfekte Möglichkeit gewesen, seine Familie zu kontrollieren, aber ich bin ja nicht deshalb mit ihm zusammen.

Nach Geo haben wir Pause.
Wir verziehen uns hinter das Schulgebäude, damit wir ungestört sind. Eigentlich ist verboten hier zu sein, aber was solls...

Ich stecke mir gerade eine Zigarette zwischen die Lippen und bin dabei sie anzuzünden, als Jax sie mir wegnimmt und unbenutzt auf den Boden wirft.
„Was soll das?", frage ich ihn leicht angepisst.
„Sonst stinkst du nur noch Rauch"
Ich verdrehe genervt die Augen. Was hab ich mir nur angetan?! Wäre ich nicht so verdammt abhängig von ihm, würde ich mich dafür von ihm trennen, denn er ist scheiße anstrengend.

„Lass mich doch nach rauch stinken"
Er schüttelt den Kopf und besänftigt mich allein dadurch, dass er Hände in meinem Nacken verschränkt. „Ich mag deinen Reece-Geruch viel zu sehr." Demonstrativ beugt er sich zu mir und riecht an mir, was mich zum Kichern bringt.
Er ist so süß, ich kann ihm gar nicht böse sein.

Ich lege die Hände an seine Seiten, um ihn leicht an mich zu drücken. „Dann musst du meine Lippen jetzt aber anders beschäftigen, wenn ich nicht mehr rauchen darf" Auffordernd sehe ich zu seinen schönen Lippen, welche sich meinen im nächsten Moment annähern.

Als wir nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt sind, streicht sein Daumen über meine Unterlippe und sorgt dafür, dass mein Mund unterbewusst aufklappt.
Ich spüre sein deutliches Lächeln, als er mich in nächsten Moment küsst.

Ich frage mich echt, wie ich bisher ohne das überlebt habe.
Plötzlich scheint es so, als habe mein Leben einen Sinn. Das versuche ich ihm auch durch den Kuss zu vermitteln.

Es ist Wahnsinn, ein Teil von mir weiß, dass das mit uns niemals gut gehen kann, aber obwohl es der einzige Teil in mir ist, der rational denkt, ist es auch der schwächste. Er lässt sich gerne unterdrücken von denen, die ihm zurufen, dass Jax und ich es schaffen können, dass alles gut wird, dass uns ein Happy End bevorsteht.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt