Prolog 2

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★Jax★

Alle um mich herum haben ihren Spaß und feiern.
An sich habe ich ja nichts gegen Partys, aber ich bin gerade einfach nur müde und Lust auf meinen Geburtstag habe ich auch keinen.

Nicht, nachdem mir mein Dad das mitgeteilt hat.
Ich will unter keinen Umständen in das Familiengeschäft einsteigen, beziehungsweise noch weiter reingeführt werden, aber meinem Vater gefällt das gar nicht.
Er fordert entweder, dass ich komplett einsteige oder heirate und zwar eine Frau, die er für mich aussucht, damit er seinen Vorteil daraus ziehen kann.
Er meint, jeder muss Opfer für die Familie erbringen.

Ich bin nur froh, dass ich meinen großen Bruder Tysan habe.
Ohne die Möglichkeit, ihm irgendwie meinen Posten zu geben, müsste ich das machen.

Ich bin grade erst 15 geworden und mein Dad will von mir, das ich entweder heirate oder ein Mörder und Drogendealer werde.
Was klingt denn da besser?
Für mich ist alles scheiße.
Kein Wunder, das es für mich nichts zu feiern gibt.

Und meine Mutter hat mich auch aufgeregt. Sie wollte sich unbedingt als Königin verkleiden und deshalb muss ich einen scheiß Prinzen abgeben.
Ich meine, wir leben im 21 Jahrhundert und ich stehe hier und sehe aus als sei ich einer Zeitmaschine entspringen.

Ich habe echt keinen Bock mehr auf den Scheiß.

Nach einer Weile sind meine Eltern besoffen genug, damit sie kaum mehr was checken und da die Party noch gut weiterläuft, kann ich mich davonstehlen.

Möglichst schnell gehe ich in mein Zimmer und lehne mich dann von innen gegen die Tür, atme erleichtert durch.
Während ich die beschissene Krone auf den Boden werfe, schalte ich das Licht an.

Aber als ich dann zum Bett sehe, kreische ich ziemlich mädchenhaft auf.
Da liegt doch eiskalt ein Typ drin.

Ich suche nach Anzeichen darauf, dass er hier jemanden flachlagt hat, aber dem ist nicht so.
Er pennt einfach nur friedlich.

„Kannst du das Licht wieder ausmachen?“, murmelt er.
Überfordert starre ich den Typen in Ritterrüstung an.

Er chillt hier gerade in meinem Bett und will, dass ich das Licht wieder ausmache. Sein Ernst?

„Nein, kann ich nicht“ Mein Ton klingt genauso angepisst wie ich es bin.
Ich will endlich schlafen, dann muss sich mir nämlich meine Sorgen machen.

„Hast du keine Hände oder was?“, fragt mich der Typ, noch immer mit geschlossenen Augen.
Ich gehe näher zum Bett, erkenne etwas längere schwarze Haare, ein kantiges Gesicht, doch das wohl faszinierendste ist die Narbe an seinem rechten Kiefer.

„Ich kann das Licht schon ausmachen, nur will ich es nicht.“, verbessere ich meine Aussage.
Er hört wohl, dass ich näher gekommen bin, denn er öffnet die Augen und wow.
Während er sich etwas aufrichtet, hoffe ich einfach nur jetzt nicht zu sabbern. Schönheit. Das beschreibt es ziemlich genau, was ich hier sehe. Ich meine, seine blauen Augen strahlen mich quasi an, sie wirken so offen, aber sein Gesamterscheinungsbild straft dem Lüge.
Er sieht gefährlich aus, doch auch irgendwie so, als wolle er das gar nicht.

„Mir wird nicht oft widersprochen“, meint er, während auch er mich mustert.
Dann grinst er. „Aber weil du so hübsch bist, lasse ich es dir durchgehen“
Als er zwinkert, schießt mir sofort die Röte in die Wangen, falls sie das nicht schon längst getan hat.

Oh damn. Was macht der denn mit mir?

Ich räuspere mich und sehe auf den Boden, damit er nicht merkt, welche Wirkung er auf mich hat. Lächerlich das Ganze.

„Also ich finde, dass nicht du der gnädige von uns bist, sondern ich. Immerhin liegst du da grade in meinem Bett“ Ich höre ein raues Lachen und sehe vorsichtig hoch.
Er klopft auf die Matratze. „Na dann leg dich doch einfach zu mir. Oder teilst du nicht gern?“
Schnell schütte ich den Kopf.

„Hast du etwa die Bibel nicht gelesen. Nächstenliebe und so“, meint er belehrend.
Ich muss schmunzeln. „Also ich bin mir nicht so sicher, ob das genauso da drin steht“
Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ist nicht grade mein Lieblingsbuch.“

Zögerlich setzte ich mich auf die Bettkante. „Meins auch nicht. Die Story ist zu unglaubwürdig“
Er zieht einen Mundwinkel hoch und streicht sich die Haare nach hinten.

„Was findest du denn glaubwürdig?“, fragt er mich dann.
Ich zucke mit den Schultern.

Obwohl ich total nervös in, warum auch immer, nimmt er mir irgendwie die Anspannung.
Er strahlt so eine Ruhe und Kraft aus, als sei er eine schützende Wärme in einem Eissturm.

„Ich glaube an nichts“
Er legt den Kopf leicht schief und sieht mich fragend an. „An irgendwas musst du doch glauben, Kleiner.“
Ich schüttele den Kopf. „Es gibt doch gar nichts mehr, dem man 100 prozentig vertrauen an, also kann ich auch an nichts glauben“
Er scheint nachdenklich, ehe er leicht lächelt. „Ich mag, wie du denkst. Du bist schlau“

Ich lache leicht. „Bin ich nicht. Ich hab einfach nur zu viel Zeit alleine mit meinem Gedanken und zu viel Misstrauen in die Menschheit“
„Und wieso?“, will er wissen.
Er klingt echt so, als interessiere es ihn.

Ich finde es schön, dass ich endlich mal solche Gespräche führen kann. Nicht mal mit meiner Familie oder Freunden rede ich mehr als Smalltalk. Aber meine tiefsten Gedanken und Gefühle, die kenne nur ich.

„Weil ich an nichts glaube“
Auf meine Antwort hin schmunzelt er.

Eine Weile sieht er mich stumm an.
Ich ihn ebenfalls.
Es ist mir gar nicht unangenehm, dass er hier in meinem Bett liegt, als sei es seins.
Es gefällt mir irgendwie.

„Wie heißt du, kleiner Prinz?“, fragt er mich dann.
Ich muss schmunzeln.
Obwohl ich heute gar kein Prinz sein wollte, mag ich diese Bezeichnung irgendwie aus seinem Mund.

„Jaxsen. Und du edler Ritter?“
Er grinst. „Reece der Mutige“

Ich muss lachen.
Er sieht mir grinsend dabei zu.
„Was macht dich denn so mutig?“, frage ich ihn neugierig.

Er richtet sich auf, sodass er nah neben mir sitzt.
Mein Lachen vergeht schnell, als ich nur noch seine Augen vor mir sehe.

„Ich tue Dinge, ohne zu wissen, wie andere darauf regieren.“, flüstert er.
„Was für Dinge?“ Ich fühle mich so klein und unbedeutend neben seiner Präsenz, aber trotzdem irgendwie stark und kraftvoll.
Wie zum Teufel schafft er das?!

Er legt einen Finger unter mein Kinn und drückt es leicht hoch, ehe er den Daumen auf mein Kinn legt und mein Gesicht somit festhält.

Er sieht von meinen Augen zu meinen Lippen, nur für einen kurzen Moment.

Dann kommt sein Kopf meinem immer näher, immer näher.

Gespannt halte ich die Luft an.

Könnte ich atmen, würde ich lachen.
Ich sitze doch eiskalt hier und warte fast schon sehnsüchtig darauf, dass ein fremder Kerl mich küsst.
Was ist denn nur falsch mit mir?

Als ich seinen Atem an meinen Lippen spüre, weiß ich es.
Rein gar nichts ist falsch mit mir. Das ist richtig, alles daran.

Nur noch wenige Millimeter trennen unsere Lippen von ihrem Vorhaben, aber bevor wir uns noch näher kommen, wird meine Zimmertür aufgerissen und wir springen ertappt auseinander.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt