44. Kapitel

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★Jax★

Reece war heute wieder nicht in der Schule und hat sich den ganzen Tag nicht gemendelt, weshalb ich ziemlich sauer bin, als ich nachhause komme und meine Sachen lustlos in die nächste Ecke werfe.

Zuhause sind irgendwie alle im Stress, ich habe keine Ahnung, warum die hier herumrennen wie aufgescheuchte Gockel.

Eigentlich sollte ich mich auf eine Arbeit vorbereiten, aber ich habe keine Lust nachzudenken, weil meine Gedanken ohnehin nur um Reece kreisen und mache deshalb den Fernseher an.

Ich zappe durch die Kanale, aber wie immer kommt nur Scheiß, der die Menschen verblöden soll.

Es dauert gar nicht so lange, bis meine Zimmertür einfach aufgerissen wird und Amanda gefolgt von meinem Vater den Raum betreten.

Mehr als überrascht sehe ich zu ihnen, da sie normalerweise immer anklopfen, bevor sie mich nerven wollen.
Doch mein Dad sieht gerade so gehetzt aus, sodass ich ihm keine Szene machen will.

„Was ist los?", frage ich Amanda.
Mein Dad kommt wortlos auf mich zu und zerrt mich auf die Beine, bevor er mich wieder loslässt und dann zu meinem Kleiderschrank geht.

Fragend sehe ich zu Amanda.
Sie sieht leidend aus. „Tysan hat einen Masters angeschossen und wurde danach von einem anderen verprügelt, sodass er jetzt im Koma liegt. Wenn er das überlebt, wird er in den Knast kommen."

Ich stoße einen erstickten Laut aus. Mein Mund klappt auf.

„Welchen Masters?", hauche ich.
Bitte nicht Reece.
Bitte nicht.
Bitte.

„Ein Marco."

Allzu sehr erleichtert sein sollte ich nicht, da er Reece bester Freund ist, aber mir fällt ein ganzer Berg vom Herzen, weil es Reece gut gehen muss.
Mein Vater kommt zurück zu uns und drückt mir Klamotten in die Hand.
Es ist ein Anzug und ein Hemd.

„Was soll das?", frage ich verblüfft.
„Du wirst Patricia treffen und in drei Tagen wirst du sie heiraten" Ich will lachen, doch er sieht nicht so aus, als mache er Scherze.

„Dad...", hauche ich geschockt.
Er sieht mich wütend an. „Nichts Dad! Es reicht mir mit dir! Dein Bruder kümmert sich immer um alles, während du dich vor deiner Verantwortung drückst und jetzt geht er drauf! Ich hab genug von deinen Kindereien! Du wirst sie heiraten und damit hat sich das Thema!" Er steht vor mir und schreit auf mich herunter, sodass ich eingeschüchtert zusammen zucke.

„Aber ich liebe sie doch gar nicht", versuche ich noch eine Ausweg.
Meinem Dad ist das egal. „Das einzige, was du zum Leben brauchst ist Luft, und keine Liebe. Und mir ist scheiß egal, wen du liebst, solange du Patricia glücklich machst und sie ihren Vater dazu bringt, Tysan und unsere Familie zu beschützen. Oder ist es dir lieber, dass Tysan, falls er das Koma überlebt, im Knast abgestochen wird?"

Ich schüttele den Kopf, während ich auf den Boden sehe.
Das darf noch einfach nicht wahr sein. Gerade ist es so einigermaßen gut gelaufen und jetzt das?

Ich weiß nicht, um wen ich mir mehr Sorgen machen soll um Tysan oder Reece.
Denn Amanda schaltet gerade am TV um zu den Nachrichten und ich höre, was ich am wenigsten hören will. „Die verfeindeten Familien Masters und Cave hatten heute Vormittag am Hafentunnel eine blutige Auseinandersetzung, wobei ein Angehöriger der Masters Familie durch eine Schusswunde am Hals verwundet wurde und Tysan Cave brutal der Schädel eingeschlagen wurde, sodass er nun im Koma liegt. Die Tatumstände sind nicht sehr weit bekannt, außer, dass ein zunächst friedliches Treffen wohl gestört worden ist und es dann zu der Schießerei kam. Reece Masters, der einzige Sohn von Richard Masters, wird dringend verdächtigt, Tysan Cave schwer verletzt zu haben und befindet sich zur Zeit auf der Flucht"

Ein Polizeifoto, in dem Reece den Mittelfinger in die Kamera hält, wird gezeigt. „Er ist 1,89 groß, hat längere, dunkle Haare, blaue Augen und eine auffällige Narbe am Kinn. Sollten sie ihn irgendwo sehen, melden sie sich bitte umgehend bei der Polizei..."

Weiter höre ich gar nicht mehr zu, weil ich versuche, den Schock zu verdauen. Was zur Hölle ist da passiert?!

„John, ich denke nicht, das Jax jetzt noch in der Lage für ein Treffen mit Patricia ist. Lass ihn den Schock verdauen und uns morgen nochmal über alles nachdenken" Amanda redet so lange auf meinen Vater ein, bis dieser sich leicht beruhigt, mir noch einen tödlichen Blick zuwirft und dann das Zimmer verlässt.

Amanda sieht mich mitleidend an. „Du hast ein paar Stunden Zeit, dir eine Lösung zu überlegen, mein Liebling, aber egal, welche Wahl du jetzt triffst, es gibt kein Zurück" Sie streicht mir einmal durch die Haare, küsst meine Stirn, ehe sie auch aus dem Zimmer geht und ich geschockt auf meiner Bettkante sitze.

Mein Blick huscht in meinem Zimmer hin und her, ich suche nach irgendetwas, das mir helfen kann, bis ich einfach nicht mehr ruhig sitzen kann, mit einen wütenden Laut aufspringe und meine Leselampe gegen die nächstbeste Wand werfe.

Es tobt ein plötzlicher Zerstörungsdrang in mir, sodass ich nicht anders kann, als meine Inneneinrichtung zu Kleinholz zu verarbeiten.

Mit Füßen und Armen trete und werfe ich um mich, bis nichts mehr übrig ist, das ich kaputt machen könnte.

Ich muss mich jetzt irgendwie beruhigen.
Energisch reiße ich die Balkontür auf und gehe raus, doch als ich eine Gestalt am Boden erkenne, halte ich geschockt den Atem an und all meine Wut ist verflogen.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt