27. Kapitel

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Reece

Ich bin froh, dass Jax mein Haus so gut zu gefallen scheint.
Das hier kann unser Platz werden.
Hier ist alles andere unwichtig.
Dass wir uns hassen sollten, zählt hier nicht.
Dass wir uns verfeindeten Familien stammen, zähl hier nicht.
Alles, was ich bisher getan habe, zählt hier nicht.
Nur er und ich sind hier wichtig.

Am späten Nachmittag kochen wir uns was zusammen. Ich fülle die Gefriertruhe regelmäßig auf, weshalb es genügend frische Zutaten gibt und Mehl haben wir auch da, weshalb wir Brot backen können.
Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass Jax sich beim Kochen nicht total doof anstellt, immerhin ist er wie ich mit einer Haushälterin groß geworden und hat nie selbst kochen oder putzen müssen. Doch er macht seine Sache ganz gut.

Ich habe den Fisch mit der Soße in den Backofen geschoben und sehe mir nun an, wie Jax den Teig für das Brot knetet, muss dabei grinsen.
Es ist so verdammt heiß, wie seine Muskeln bei jeder seiner Bewegungen spielen, vor allem, wenn er zudrückt und man jeden Zentimeter seiner Stärke sehen kann.

Wahnsinn, dass aus dem kleinen schmächtigen Jungen von vor drei Jahren so ein Kerl geworden ist.

Ich stelle mich hinter ihn und umarme seinen Bauch, während er weiter knetet.
Dabei genieße ich es jedes Mal, wenn sich seine Muskeln anspannen und streiche die Vorderseite seines Oberkörper entlang. Er ist so verdammt perfekt.
Für einen kurzen Moment überlege ich, die Hände unter sein Shirt zu schieben, aber ich lasse es lieber sein, sonst denkt er noch, ich will ihm Druck machen und das will ich ja wirklich nicht.

Ich will ihn nicht berühren, um ihn zu verführen, sondern, weil er mich verführt.

Aber nicht auf die sexuelle Weise. Er macht mich einfach abhängig von seiner Nähe.
Jax scheint mit dem Teig fertig zu sein und formt ihn jetzt, schneidet rein, schmiert Butter oben drauf, damit es schön grossig wird und geht dann zum Waschbecken.
Ich lasse ihn dabei die ganze Zeit nicht los.

Er wäscht sich die Hände, aber zerstört die romantische Stimmung, als er mir die nassen Hände ins Gesicht und durch die Haare schmiert.
Geschockt lasse ich ihn los und sehe, wie er lacht.
Ich will ihm ja böse sein, aber ich kann nicht.
Stattdessen nehme ich einfach das Mehl, das hier herum liegt und werfe es auf ihn.
Sein Lachen verstummt sofort und er sieht mich aus seinem weißen Schleier empört ein, ehe er in die Butter greift und sie mir schneller über die Wange schmiert, als ich reagieren kann.

Dass meine Haare dabei auch was abgekommen, ist ihm egal, denn er lacht wieder.
Ich mache kurzen Prozess, packe ihn und wische meine Wange an seinem Gesicht ab.
„Ihh, hör auf!", lacht er und versucht mich halbherzig wegzudrücken.
Grinsend sehe ich ihn an, als er mit dem Fett voll ist.
Er sieht total angeekelt aus, aber auch belustigt. Und glücklich, während er mich zu sich sieht und küsst.
Er schmeckt total nach Butter und Mehl, aber das bringt so eine Schlacht eben mit sich.

„Gibt's dich heute als Dessert?", fragt er mich grinsend.
„Du kannst mich jederzeit vernaschen" Ich zwinkere ihm zu.
Noch auffälliger, dass ich bei ihm total willig bin, wie eine läufige Hündin, geht es ja wohl gar nicht mehr, aber ganz ehrlich, allein der Gedanke an seinen großen Prinzen, wie er empor ragt und nur auf mich wartet, macht mich schon total rallig.

„Mh ich verzichte", meint er nachdenklich und erntet dafür Ideen leichten Schlag.
Er grinst mich an. „Alles zu seiner Zeit, mein Hübscher"
Seufzend lehne ich die Stirn an seine. „Ist okay"
Sein Blick wechselt ins Dankbare, doch das muss es nicht. Ich will, dass wir miteinander schlafen, wenn er es wirklich will und sich nicht dazu verpflichtet fühlt, also muss ich wohl noch ein bisschen warten.

„Ich gehe mal duschen. Ich hab das Gefühl, der ganze Teig und alles Mögliche klebt an mir", meint er, während er sich von mir löst.
Ich sehe ihm hinterher, wie er den Gang entlang läuft. Kurz erwäge ich, ihn zu fragen, ob ich mit darf und hätte sogar die Ausrede, dass er mich ja schmutzig gemacht hat, aber ich lasse es bleiben und decke stattdessen den Tisch.

Es dauert nur ein paar Minuten, bis er mit einem Handtuch um die Hüften wieder rauskommt und die Treppen hochgeht, wo ich die Tasche abgestellt habe. Ich kann es nicht verhindern, ihm beim Vorbeilaufen hinterher zu sehen und wir dabei auf die Lippen zu beißen.
Sein Rücken ist auf jedenfalls eine gute Aussicht.
Doch als ich mir vorstelle, wie er wohl von vorne aussieht, finden meine dreckigen Gedanken ein Ende. Die Wunden...

Mir ist plötzlich egal, ob er sich vielleicht belästigt fühlt, sondern gehe die Treppen hoch.
Er ist gerade dabei, sich die Hose zuzuknöpfen, als ich komme.

„Darf ich mir deine Brust anschauen?", frage ich vorsichtig.
Er dreht sich zu mir um. Ohne auf etwas anderes als seine Brust zu sehen, gehe ich zu ihm und fahre mit dem Finger die Narben nach, die ich verursacht habe.
Kein einziger schmutziger Gedanke mir dabei in den Sinn, obwohl er sein sehr ansehnlichen Körper hat. Die Narben entstellten ihn nicht mal. Aber ich hasse es trotzdem, sie ihm zugefügt zu haben.

„Reece" Er spricht meinen Namen eindringlich aus, legt die Hand an mein Handgelenk und führt meine Finger von seiner Brust weg, um sie mit seinen zu verschränken.
Mein Blick wandert hoch in seinen Augen.
Das Grün seiner Iris blitzt mir entgegen. „Wir haben doch darüber geredet. Mach dir keine Vorwürfe, okay? Mir geht's gut. Und es tut auch gar nicht mehr weh"
Ich drücke seine Hand etwas fester. Ich kann mir einfach nicht verzeihen, dass ich ihm Schmerzen zugefügt habe.

„Hei, mein edler Ritter. Du hast mir viel mehr Gutes getan als schlechtes, also hör bitte auf dieses traurige Gesicht zu ziehen. Du solltest dich gefälligst freuen, dass wir uns gefunden haben und endlich zusammen sind."
Ich nicke und lächle ihn leicht an. Er hat ja Recht.
„Das tue ich, Jax. Du bist das Beste, was mir je passiert ist"
Er erwidert das Lächeln und küsst mich.

Für diesen einen Moment ist alles perfekt.

Die Liebe und der Feind (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt