E I N S

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- V E R G A N G E N H E I T -

Ihr Herz raste, ihre Beine zitterten.
Ihr Atem ging flach und gepresst.
Tränen bahnten sich erbarmungslos ihren Weg.
Natürlich, dachte sie bitter. Da waren sie wieder, die Tränen.
Wütend krachte ihre Hand gegen das weiche Lederlenkrad ihres Wagens.
Nein, sie konnte jetzt wirklich keine Panikattacke gebrauchen.
Nicht ausgerechnet jetzt.

Ein kurzer Druck auf den Knopf des Radios schaltete die Musik aus.
Die wunderschöne Landschaft verschwamm vor ihren Augen.

Einen Moment lang fragte sie sich, was die Panikattacke ausgelöst hatte.
War es der Song gewesen, der im Radio lief? Das Datum? Was ist heute vor einem Jahr geschehen, fragte sie sich, konnte jedoch keine Antwort finden.

Verdammt, dachte sie und presste ihre Hände gegen die Schläfen.
Sie schloss die Augen, atmete tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus.

Langsam öffnete sie die Augen wieder, richtete den Blick auf die Straße und versuchte das Zittern abzustellen.

Es war noch nicht so weit, dachte sie. Sie hatte noch eine Woche bis es so weit war. Noch sieben Tage bis es ein Jahr her war, dass es geschehen ist.

Noch nicht, dachte sie und ärgerte sich über sich selbst.

Die Panikattacken waren doch schon weniger geworden, nicht mehr so häufig wie zu Beginn.

Sie atmete noch einmal tief ein, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und atmete aus.

„Okay", sagte sie laut. „Jetzt beruhige dich, Emma. Es ist alles in Ordnung. Nichts ist passiert."

Mit sich selbst sprechen, das soll helfen.
Sie lachte sarkastisch. Eigentlich half das absolut nicht.

Wieder atmete sie durch die Nase ein, durch den Mund aus.

Langsam drehte sie den Schlüssel wieder, startete den Motor und schaltete die Warnblinker wieder aus. Wenigstens daran hatte sie gedacht.

Ihre Hände zitterten immer noch, als sie das Radio wieder einschaltete.
Der Blick in den Innenspiegel zeigte ihr ihr eigenes gerötetes Gesicht und ihre weit aufgerissenen Augen.

Sie wiederholte die Atemtechnik, atmete tief ein und aus.
Dann lenkte sie ihren Blick auf die Straße, setzte den Blinker und fuhr los.

♥ ♥ ♥

Eine halbe Stunde später stand Emma endlich unter der Dusche. Das warme Wasser prasselte auf ihren Körper, wärmte sie wieder auf. Obwohl es fast dreißig Grad waren, hatte sie gefroren. Die Kälte schien von innen aus ihrem Körper heraus zu strahlen.

Sie schloss die Augen, genoss einen Moment das Gefühl des Wassers auf ihrer Haut und atmete tief ein. Mit angehaltener Luft drehte sie den Wasserhahn. Ein Schreckenslaut entfuhr ihr, als die Wassertemperatur rasant sank und das plötzlich eiskalte Wasser über ihre Haut lief.

Eilig drehte sie das Wasser ab und schob den Duschvorhang zur Seite. Aus dem Augenwinkel sah sie ihren Körper im Spiegel und wandte schnell den Blick ab, zog das Handtuch von der Heizung und wickelte es um ihren Körper. Die Wärme linderte das Zittern ihres Körpers, auch wenn Emma sich nicht sicher war, ob sie vom kalten Wasser zitterte, oder ob ihre vorherige Panikattacke noch nachwirkte.
Sie schlang ein Handtuch Turban artig um ihren Kopf, verdeckte die dunklen, langen Haare darunter und öffnete die Badezimmertüre.

Plötzlich ertönte laute Musik aus ihrem Schlafzimmer und Emma wich erschrocken einen Schritt zurück, bevor sie sich entsann, dass dies ihr Klingelton war.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt