- G E G E N W A R T -
„Ich...", begann Emma und spürte, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. „Ich war überfordert, Alicia. Es war mir in dem Moment einfach alles zu viel. Das mit Martin war gerade passiert, Leo wollte abreisen wegen Carla... ich hatte gerade erfahren, dass sie vielleicht dich seine Tochter sein könnte und wie du selbst kurz vorher mitbekommen hattest, hat Leandro mich ebenfalls von sich gestoßen."
Sie spürte, wie Leandro seinen Arm um ihre Schultern legte, während sie sprach und fuhr fort: „Ich hatte gerade einen Herzanfall und wollte mich einfach nur selbst schützen... Es tut mir leid, dass ich ihn verletzt habe. Aber ich war einfach mit der Situation komplett überfordert. Ich wollte ihn anrufen, als ich wieder hier war, aber ich wusste auch nicht, ob er das möchte. Ich wusste nicht, was mit Carla war und ob er eventuell wieder mit Janine zusammen war. Und mir ging es richtig beschissen. Ich hatte nicht nur ihn verloren, sondern auch Lou und musste allen und jedem immer wieder erzählen, was mit Martin vorgefallen war. Ich würde von einem Polizisten zum nächsten gebracht, von einem Therapeuten zum anderen. Ja, und dann stellte ich auch noch fest, dass ich schwanger bin. Sag mir, Alié, was hättest du getan?"
Alicia schluckte und starrte einen Moment lang nur ihren Wein an, ehe sie sagte: „Es tut mir leid. Ich habe nicht gesehen oder bedacht, wie das für dich gewesen sein muss. Ich habe nur an Leo gedacht."
„Okay, können wir dann bestellen?", fragte Johanna. „Wir haben schließlich etwas zu feiern. Und ich möchte keine schlechte Stimmung an dem Tag haben, an dem wir euch von unserer Verlobung erzählen."
Nachdem alle zustimmend nickten, rief Nicolás den Kellner und bestellte alles an Tapas, was die Karte hergab.
„Also, dann...", sagte Nicolás schließlich und hob sein Glas. „Herzlich Willkommen in der Familie, Emma."
„Und Johanna", fügte Leandro hinzu und sie stießen alle miteinander an.
„Ich nehme an, du wirst Emma mit zur Hochzeit bringen, oder?", fragte Nicolás dann an Leandro gerichtet.
Leandro lachte. „Natürlich kommt Emma mit zu eurer Hochzeit, ich schätze ihr werdet sie selbst einladen, oder nicht? Und habt, ob überhaupt schon ein Datum festgelegt?"
„Ja, haben wir", antwortete Nicolás und unterdrückte ein Lachen. „Aber ich meine nicht unsere, sondern die von Lena und Tim am Samstag."
Verwirrt kniff Leandro die Augen zusammen.
„Wer ist das?", fragte Emma.
„Tim ist unser Cousin", antwortete Leandro ihr. „Mist, ich habe das total vergessen. Möchtest du mitkommen?"
„Ich...äh..."
„Natürlich kommt sie mit", warf Johanna ein. „Ich will nicht die einzige sein, die eure Familie neu kennen lernt und ich will auch nicht die einzige sein, die von allen ausgequetscht wird. Emma kann schön mit mir leiden."
„Dann sollte sie aber vorher unsere Eltern kennen lernen", sagte Alicia. „Mamá wird nicht begeistert sein, wenn sie Emma erst auf der Hochzeit kennen lernt. Weiß sie überhaupt schon, dass du Vater wirst, Leo?"
„Gott, nein", sagte er. „Ich traue mich gar nicht es ihr zu sagen!"
„Wirst du aber müssen", antworte Nicolás und lachte. „Wenn du willst kommen wir gerne mit."
„Darf ich auch was dazu sagen?", fragte Emma nun und alle Blicke richteten sich auf sie. „Ich würde eure Eltern sehr gerne kennen lernen. Und ich komme auch mit zu dieser Hochzeit, wenn du das möchtest, Leo."
„Welches Datum habt ihr ausgesucht?", fragte Louisa nun an Johanna und Nicolás gerichtet.
„Unseren Jahrestag", antwortete Johanna. „Im Juni. Und wir würden gerne im Köln Sky heiraten."
„Das wird bestimmt wunderschön", sagte Emma und grinste. „Da wird das Baby schon da sein."
♥ ♥ ♥
„Oh man", stöhnte Leandro, als er sich auf sein Bett fallen ließ. „Es tut mir so leid, Em. Ich wusste nicht, dass sie dich direkt überall einbinden wollen. Und jetzt musst du auch noch vor Samstag meine Eltern kennen lernen. Ist Dir das nicht zu viel?"
Emma sah sich neugierig in seinem Schlafzimmer um, dass weiß gestrichen und mit schwarzen Möbeln ausgestattet war. Die rote Bettwäsche war der einzige Kontrast. Leandro lag noch voll bekleidet, längs ausgestreckt auf dem Bett und an seinen glasigen Augen erkannte sie, dass er einen Wein zu viel getrunken hatte.
„Nein, schon gut. Ich lerne deine Eltern sehr gerne kennen. Ich habe nur ein bisschen Angst, was sie sagen werden... Ich meine, ich würde mir wünschen, ich hätte sie ganz normal als deine Freundin kennen gelernt und nicht als das Mädchen, dass du dummerweise im Urlaub geschwängert hast..."
Leandro richtete sich auf und streckte seine Hände nach ihr aus, als Zeichen, dass sie zu ihm kommen sollte.
„Schatz", sagte er, als sie seine Hände ergriff. Der Kosename ließ ihr Herz hüpfen, es war das erste Mal, dass er sie nicht Emma oder Em nannte.
„Du bist nicht das Mädchen, dass ich dummerweise im Urlaub geschwängert habe. Du bist mehr als das. Du bist meine Freundin, die Frau, in die ich mich Hals über Kopf verliebt habe, obwohl ich es gar nicht wollte. Du bist die Frau, die ich an meiner Seite haben möchte, egal was passiert. Und ja, wir werden eine Familie sein. Vielleicht nicht geplant, aber dieses Baby..."
Er zog sie an sich heran, sodass sie zwischen seinen Beinen stand, während er auf der Kante des Bettes saß und legte sanft seine Hände auf ihren Bauch.
„Dieses Baby", fuhr er fort. „... hat uns zusammengebracht und mir gezeigt, was für ein Vollidiot ich war. Beinahe hätte ich dich gehen lassen, dich verloren. Und damit den größten Fehler meines Lebens gemacht. Du bist alles was ich will."
Eine einzelne Träne löste sich und rollte über ihre Wangen. Glücklich umfasste sie seinen Nacken und küsste ihn. Als seine Zunge sich sanft zwischen ihre Lippen schon, zog er sie aufs Bett und drehte sich, sodass sie unter ihm lag, dann löste er sich von ihr und lächelte.
„Du brauchst nicht ständig weinen", sagte er lächelnd.
„Das ist das Schönste, dass jemals jemand zu mir gesagt hat", flüsterte sie.
„Und ich werde es immer wieder sagen", antwortete er. „Jeden Tag, wenn du das möchtest. Ich liebe dich und ich war ein Idiot zu denken, ich könnte dich am Ende des Sommers verlassen."
„Und ich liebe dich", flüsterte sie und kuschelte sich näher an ihn.
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Summer Affair
RomantikIhr Studium läuft schlecht, im Nebenjob wird sie gekündigt. Emma kann kaum das Haus verlassen, ohne eine Panikattacke zu bekommen seit ihr bester Freund Ben vor einem Jahr an Krebs gestorben ist. Die Einzige, die ihr Halt gibt ist ihre beste Freund...