V I E R U N D F Ü N F I G

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- G E G E N W A R T -

„Leo, kannst du mir mal bitte erklären, wieso du dich gestern nicht gemeldet hast?", erklang eine scharfe Stimme aus dem Flur. „Verdammt nochmal, das ist wirklich wichtig, dass wir diese Unterlagen ausfüllen."

Janine rauschte an ihm vorbei in seine Wohnung, ließ ihre Handtasche im Flur fallen und stürmte in die Küche.

„Ich mache uns erst einmal einen Kaffee", teilte sie Leandro mit. „Carla, Schatz, geh doch schon mal spielen. Mama und Papa müssen sich mal unterhalten."

Emma, die immer noch auf dem Sofa saß sah Leandro mit hochgezogenen Augenbrauen an. Janine war eindeutig sehr bestimmend.

Die kleine Carla rannte freudestrahlend in ein Zimmer der Wohnung, dass Emma bisher nicht bemerkt hatte.

„Janine", sagte Leandro nun, als er Carla auf dem Boden absetzte, während Janine in der Küche schon die erste Tasse unter die Kaffeemaschine stellte. „Ich habe noch Besuch."

Nun kam Janine neugierig aus der Küche ins Wohnzimmer und Emma stand auf um sie zu begrüßen.

„Emma, das ist Janine", stellte er seine Ex-Freundin vor und sah Emma lächelnd an. „Und Janine, das ist Emma..." Er stockte kurz und biss sich auf die Lippe, schien kurz zu überlegen, wie er sie vorstellen sollte. Dann sagte er: „...meine Freundin."

Ihr Herz machte einen Satz und fühlte sich an, als würde es einen Purzelbaum vor Freude machen.

Er hatte sie seine Freundin genannt.

Seine Freundin.

Seine FREUNDIN.

Ehe Emma es kontrollieren konnte, breitete sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus und überrascht sah sie Leandro an.

„Deine Freundin?", fragte Janine ungläubig und sah zwischen den beiden hin und her.

„Ja", antwortete Leandro ihr. „Meine Freundin."

„Und, was soll sie hier?", fragte Janine nun. „Ich finde nicht, dass sie angeht, was wir wegen Carla miteinander besprechen. Abgesehen davon, wie kannst du einfach entscheiden, dass Carla sie kennen lernen soll, ohne das mit mir zu besprechen?"

„Ich wollte, dass ihr beide euch kennen lernt", sagte Leandro und seufzte. „Schließlich wird sich nicht vermeiden lassen, dass ihr euch ab und zu trefft."

Janine sah Emma an und musterte sie von oben bis unten.

„Tja, Jule hat wohl nicht gelogen, als sie sagte, dass du nicht besonders hübsch bist", sagte sie dann.

Emma sog scharf die Luft ein.

„Also, selbst für eine kleine Urlaubsaffäre hätte ich dir das nicht zugetraut, Leo", fuhr Janine fort.

„Janine!", sagte Leandro empört. „Sprich nicht so mit ihr. Sie ist meine Freundin und du hast kein Recht sie so zu behandeln. Sie ist hier, weil ich möchte, dass ihr euch kennen lernt."

„Wieso sollte ich sie kennen lernen wollen?", fragte Janine nun und verdrehte die Augen. „Ich bin hergekommen um mit dir zu sprechen, nicht um deine Freundin kennen zu lernen. Es ist eine Frechheit, dass du sie herbringst. Carla soll nichts mit ihr zu tun haben. Wenn Carla sie mag, wird es sie nur verletzen, wenn du dich von ihr trennst und dir eine neue Schlampe suchst, die du ficken kannst."

Bei dem letzten Satz, senkte Janine die Stimme, damit ihre Tochter sie nicht hören konnte.

„Was fällt dir ein?", fragte Leandro mit wütender Stimme. „So sprichst du ganz bestimmt nicht..."

„Leo", sagte Emma beschwichtigend und legte eine Hand auf seinen Arm. „Ist schon gut. Sie hat Recht. Für Carla wäre es nicht gut, wenn wir uns trennen würden und sie würde sich an mich gewöhnt haben. Und wenn Janine nicht möchte, dass ich etwas mit Carla zu tun habe ist das in Ordnung. Sie ist ihre Mutter und sie entscheidet das."

Überrascht, dass Emma ihr zustimmte sah Janine sie an und nickte anerkennend.

„Ganz dumm scheinst du ja nicht zu sein", sagte sie.

„Nein", antwortete Emma trocken und griff nach ihrer Handtasche. „Ich werde jetzt fahren, dann könnt ihr in Ruhe klären, was ihr klären müsst und besprechen, wie wir in Zukunft damit umgehen wollen, wenn Carla hier ist. Denn, nur, weil du ein Problem mit uns hast, weil du nicht damit klarkommst, dass Leo glücklich ist, nachdem du ihn belogen und betrogen hast, bedeutet das nicht, dass ich mich von ihm fernhalten werde."

Emma hatte selbst absolut keine Ahnung wo sie den Mut hernahm, so mit Janine zu sprechen. Das war nicht ihre Art und auch nicht ihre Absicht gewesen, es war einfach aus ihr herausgeplatzt.

Sie gab Leandro provokant einen Kuss und ging zur Wohnzimmertür. Dort drehte sie sich noch einmal um.

Sie konnte Janine nicht leiden. Es tat ihr leid für Leandro, aber sie konnte sie absolut nicht ausstehen. Janines Art brachte sie dazu, Dinge zu sagen, die sie sonst heruntergeschluckt hätte. Sie wusste auch nicht, wie Leandro darauf reagieren würde, was sie als Nächstes sagen würde, doch in diesem Augenblick war es ihr egal. Sie musste es Janine einfach sagen, einfach nur, um sie zu provozieren und ihr zu zeigen, dass sie nicht mehr die einzige Frau in Leandros Leben war.

„Ruf mich an, Leo. Vielleicht möchtest du ja später noch zu mir kommen und wieder bei mir schlafen." Sie setzte ihr süßestes Lächeln auf, bevor sie fortfuhr: „Und du, Janine, kannst dir gerne überlegen, wie du deiner Tochter den Kontakt zu ihrem Bruder oder ihrer Schwester verbieten möchtest."

„Was?!", fragte Janine entsetzt und sah Leandro an. „Leo, was meint sie damit?"

Leandro öffnete den Mund um etwas zu sagen, schwieg jedoch, dann verdrehte er die Augen und holte tief Luft.

„Das was sie gesagt hat, Janine", sagte er schließlich. „Wir bekommen ein Baby."

„Oh Gott, Leo. Wie dumm bist du eigentlich", platzte es aus Janine heraus. „Sie ist doch niemals von Dir schwanger. Ich habe von Jule gehört, dass sie total die Schlampe ist und mit jedem ins Bett springt, der ihr über den Weg läuft! Wie kannst du nur so dumm sein und darauf hineinfallen?!"

„Richtig", sagte Emma. „Nach dem, was du ihm angetan hast, sollte Leo wirklich vorsichtiger sein und mir nicht vertrauen. Nachher schiebe ich ihm auch noch ein Kuckuckskind unter. Wäre doch passend, dann hätte er zwei!"

„Du mieses Miststück", rief Janine und trat ein paar Schritte auf Emma zu. „Wie kannst du es wagen so über mich zu sprechen? Leo hat was Besseres als dich verdient! Jule hat mir schon erzählt, dass du so bist. Du hast mit dem Verlobten deiner besten Freundin gefickt und dann, als ob das nicht genug wäre, hast du dich nicht auch noch auf einer Party volllaufen lassen? Und dann mit einem Kerl gefickt? Kurz vor eurem Urlaub? Ich würde mir mal überlegen, ob das Kind nicht von dem ist."

Geschockt wich Emma ein paar Schritte zurück. Sie hatte keine Ahnung, woher Julia wusste, was zwischen ihr und Ben geschehen war und noch weniger Ahnung, was Julia Janine über Martin erzählt hatte.

Aber ihr Kind, das Kind, dass in ihrem Bauch heranwuchs, war mit Sicherheit nicht Martins. Alleine der Gedanke an diese Nacht ließ Übelkeit in ihr aufwallen.

„Okay, das reicht", ging Leandro nun dazwischen. „Sprich nicht über Dinge von denen du keine Ahnung hast, Janine. Und wag es dich nie wieder so mit Emma zu sprechen. Nie wieder, hast du mich gehört?"

„Ich gehe", sagte Emma nun tonlos und öffnete die Wohnungstür.

Ehe Leandro oder Janine noch etwas sagen konnten, verließ sie seine Wohnung und zog die Tür hinter sich zu. Zitternd atmete sie aus und ging die Treppen herunter zu ihrem Auto, dass sie vor der Tür geparkt hatte und lehnte ihren Kopf gegen das Lenkrad.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt