S E C H S

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- V E R G A N G E N H E I T -

„Guten Appetit!", rief Johanna und wie auf Kommando stürzten sich alle sechs auf die Bolognese, als hätten sie tagelang nichts gegessen.

„Und wie war euer Flug?", fragte Nicolás an Emma und Louisa gewandt.

„Sehr ruhig", antwortete Louisa. „Vor allem weil Emma die ganze Zeit geschlafen hat."

Emma boxte ihrer Freundin in die Rippen: „Hey! Was soll das denn heißen?", fragte sie lachend.

„Du weißt schon", antwortete Louisa spöttisch. „Deine Stimme ist auf Dauer nicht zu ertragen."

Emma verzog das Gesicht und verdrehte genervt die Augen. Sie wusste ja, dass Louisa das nicht so meinte.

„Die Bolognese ist wirklich fantastisch, Johanna!", lobte sie die Köchin und zauberte dieser damit ein strahlendes Lächeln auf die Lippen.

„Da muss ich zustimmen", sagte Matteo grinsend. „Wirklich klasse."

„Danke...", murmelte Johanna und sah verlegen zu Boden.

„Wohin gehen wir später noch?", fragte Matteo.

„Ach, hier vorne um die Ecke ist eine kleine Strandbar, wo man super Cocktails trinken kann", antwortete Leandro. „Dort gehen wir häufiger hin."

Der Klang seiner Stimme jagte Emma eine leichte Gänsehaut über die Haut.
„Außerdem kennen unsere Eltern die Besitzer schon ewig!", fügte Nicolás hinzu.

„Wie kommt es eigentlich, dass ihr dieses Haus hier habt?", fragte Louisa interessiert.

„Unsere Mamá kommt hier aus dem Dorf", antwortete Leandro ihr.
„Und das ist ihr Elternhaus. Wir haben es vor drei Jahren renoviert. Bis dahin hat unser Abuelo noch hier gewohnt."

Leandros Stimme stockte, also ergriff Nicolás das Wort: „Abuelo ist Opa auf Spanisch. Er ist vor drei Jahren gestorben."

„Das tut mir leid", antwortete Louisa. Emma sah Leandro traurig an. Er fühlte vermutlich dasselbe wie sie, wenn sie an Ben dachte.

„Na ja auf jeden Fall nutzen wir das Haus jetzt als Ferienhaus", beendete Leandro.
„Es ist wirklich so riesig, wie ich es mir vorgestellt habe", sagte Emma nun. „Ich kann immer noch nicht fassen, dass Johanna uns gestern noch davon vorgeschwärmt hat und wir nun wirklich hier sitzen."

„Ja ich kann auch nicht glauben, dass ihr zwei so verrückt seid!", antwortete Nicolás lachend. „Aber als Louisa Johanna heute Nacht angerufen hat und gesagt hat, dass es dir wirklich so schlecht geht, war es das einzig Logische euch einzuladen."

Emma schluckte und sah zu Boden. Gerade hatte sie es verdrängt.

„Was ist passiert?", fragte Matteo nun und sah von Nicolás zu Emma.

Schon wieder spürte Emma Panik in sich aufsteigen.

„Ich glaube das ist jetzt kein guter Zeitpunkt um darüber zu reden", eilte Louisa Emma zur Hilfe.

Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag wieder und sie dachte daran, wie glücklich sie darüber sein konnte, Louisa zu haben.

Die beiden Mädchen kannten sich seit sie zusammen eingeschult worden waren. Von diesem Tag an waren sie immer unzertrennlich gewesen, von der Grundschule, über das Gymnasium bis hin zum Abitur. Nach diesem jedoch, hatten sie sich für unterschiedliche Universitäten entscheiden müssen. Doch auch wenn sie nicht zusammen zur Uni gingen, versuchten sie sich jeden Tag zu sehen. Falls dies an manchen Tagen nicht funktionierte, telefonierten sie abends miteinander. Und ihre Wochenenden verbrachten sie meistens gemeinsam. Louisa war wirklich die beste Freundin, die Emma sich vorstellen konnte. Es war, als könnten sie die Gefühle des anderen spüren, so gut kannten sie sich nach achtzehn Jahren.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt