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- V E R G A N G E N H E I T -

„Spinnst du?!", rief Emma entsetzt und sprang auf. „Das war doch keine Absicht mit dem Wein!"

Wütend starrte sie Julia an.
„Tja, das war auch keine Absicht", antwortete diese ihr patzig.

Emma schnaubte fassungslos, griff nach ihrer kleinen Handtasche und verließ den Tisch, bevor noch jemand etwas sagen konnte.

Schnellen Schrittes lief sie in die Richtung, in der sie die Toilette vermutete und fand diese glücklicherweise auch direkt.

Dort zog sie ihr Kleid über den Kopf und versuchte mit Hilfe von Wasser und Seife ihr Kleid zumindest grob zu reinigen, doch es ließ sich nicht auswaschen.
Wut stieg in ihr hoch, während sie versuchte mit bloßen Händen den Fleck auszuwaschen. Was fiel Julia eigentlich ein? Sie hatte ihr den Wein mit Sicherheit nicht absichtlich über die Hose geschüttet.

Hinter ihr öffnete sich die Türe, Emma wirbelte herum und hielt erschrocken das nun klatschnasse Kleid vor sich, um ihre Blöße zu verstecken.

Lucia steckte langsam den Kopf durch die Tür.

„Hey, sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich habe gesehen, was passiert ist." Sie trat ein und schloss die Türe hinter sich. Dann hielt sie Emma ein blaues Kleid entgegen.

„Es sollte dir passen, wir haben doch bestimmt dieselbe Größe. Gib mir dein Kleid, ich werde es sauber machen. Mit Flecken kenne ich mich aus."

Dankbar lächelte Emma, nahm das Kleid entgegen und zog es sich über ihren Kopf.
Lucia hatte Recht, es passte ihr, auch wenn es ein wenig eng war, was aber daran lag, dass Emma eindeutig eine größere Oberweite als Lucia hatte.

„Vielen Dank, Lucia, ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll!", sagte sie und reflexartig umarmte sie das fremde Mädchen.

„Ach was!", sagte Lucia unwirsch. „Das ist doch selbstverständlich!"

Emma drehte sich um und betrachtete sich noch einmal kurz im Spiegel. Ja, so konnte sie wieder raus gehen.

Lucia und sie verließen das Bad gemeinsam und während Lucia eine schmale Treppe hinaufstieg, wo, wie Emma vermutete eine Wohnung lag, drehte Emma sich Richtung Ausgang um und verließ das Lokal. Draußen setzte sie sich auf eine kleine Steinmauer, von der aus sie das Meer sehen konnte und kramte in ihrer kleinen Handtasche nach ihren Zigaretten.

Was hatte Julia nur für ein Problem mit ihr? Mein Gott, sie hatte ihr ja nun wirklich nichts getan!

Gerade, als sie ihre Zigarette anzündete hörte sie Schritte hinter sich und drehte sich um. Ein paar Schritte hinter ihr stand Leandro.

„Hier bist du", sagte er und kam auf sie zu. Er setzte sich neben sie auf die kleine Mauer. „Schönes Kleid."

„Ist von deiner Cousine, wirklich sehr nett von ihr", antwortete Emma.

„Tut mir leid wegen Julia."

„Das ist doch nicht deine Schuld."

„Na ja sie war vermutlich wütend, weil ich mich mit dir unterhalten habe", sagte er.
„Wieso sollte sie deshalb wütend sein?", fragte Emma verwirrt.

„Nun, sie denkt glaube ich, wir... Wir würden irgendwie was miteinander haben."

„Habt ihr?" Emma versuchte nicht allzu interessiert zu klingen.

„Nein." Leandro seufzte. „Einmal. Letztes Jahr im Herbst. Sie... Ich... Ich hatte mich von meiner Freundin getrennt und Nicolás und ich waren mit Alié und Julia auf einer Feier. Und da hat sie mich geküsst. Und ich war so..." Er versuchte die richtigen Worte zu finden und Emma legte ihre Hand auf seine, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt