A C H T U N D F Ü N F Z I G

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- G E G E N W A R T -

Durch ein seltsames Geräusch geweckt, schlug Emma am nächsten Morgen die Augen auf.

Sie schlang ihre Arme um ihre Bettdecke und versteckte ihr Gesicht unter dieser um nicht vom hellen Tageslicht, dass durch das Fenster hereinschien geblendet zu werden.

Sie spürte, wie Leandro sich an ihrem Rücken bewegte und stöhnende Geräusche von sich gab, während er sich zu ihr umdrehte und seine Arme um ihren Körper legte.

Das Geräusch erklang erneut und Emma erkannte, dass es sich um die Türklingel handelte. Sie schob ihren Kopf aus der Decke hervor und rieb sich mit den Händen über ihre Augen, um wacher zu werden.

Übelkeit überkam sie, als sie sich drehte und versuchte sich aufzurichten. Leandro schwang stöhnend seine Beine aus dem Bett.

„Wer ist das denn?", fragte er mehr sich selbst, als Emma, während er aufstand und gähnend die Schlafzimmertür öffnete.

„Himmelherrgott nochmal", hörte Emma ihn fluchen, als er erneut klingelte.

Sie richtete sich auf und griff blind nach ihrem T-Shirt, dass irgendwo neben dem Bett liegen musste.

Als sie sich bückte, spürte sie, wie sie zu würgen begann und eilig richtete sie sich auf, schob das T-Shirt über ihren Kopf und verließ das Schlafzimmer um ins Bad zu laufen, das sich zum Glück direkt neben Leandros Schlafzimmer befand.

„Was willst du denn hier?", hörte sie Leandro fragen, als sie die Badezimmertür hinter sich schloss und sich bereits im nächsten Augenblick über den Rand der Toilette beugte, um zu erbrechen.

Würde das denn niemals aufhören, fragte sie sich und richtete sich auf.

Sie spülte und griff nach ihrer Zahnbürste, die sie am gestrigen Abend in Leandros Bad platziert hatte.

Sie hörte, wie Leandro mit jemandem sprach, doch die Tür dämmte das Gespräch, sodass sie nichts von dem Gespräch verstehen konnte.

Nachdem sie sichergestellt hatte, dass sie sich nicht noch einmal übergeben musste, schloss sie die Badezimmertür auf und tapste ins Schlafzimmer, wo sie ihre Sachen liegen hatte.

Neugierig, wer an der Tür gewesen war, zog sie sich eilig an und ging dann in die Küche, wo sie Leandro vermutete.

Sie hatte Recht, er saß am Küchentisch, vor sich eine Tasse Kaffee und unterhielt sich mit Janine.

Was tat sie denn hier, dachte Emma genervt.

„Guten Morgen", sagte sie laut und beide drehten sich zu ihr um. Sie bemerkte, dass Janine Carla auf dem Schoß sitzen hatte und auf dem Tisch eine Tüte vom Bäcker lag.

„Guten Morgen, Leo sagte mir schon, dass du hier bist", sagte Janine und lächelte sie an. „Wie schön."

Natürlich, dachte Emma. Bestimmt fand Janine es alles andere als schön sie hier anzutreffen.

Emma zog die Augenbrauen hoch und setzte sich auf den Stuhl neben Leandro, der ihr sanft über den Arm strich. „Alles okay?", fragte er dann. „Du siehst blass aus, Schatz."

„Alles gut", antwortete Emma ihm. „Nur die Übelkeit..."

„Oh ja", seufzte Janine. „Das kenne ich nur zu gut. Bei Carla musste ich mich beinahe bis zum Ende ständig übergeben. Ich konnte einfach rein gar nichts bei mir behalten."

Schön für dich, dachte Emma und verkniff es sich gerade noch so ihre Augen zu verdrehen.

„Mir hat es super geholfen Kräutertee mit ein bisschen Ingwer zu trinken. Und viel Wasser", erklärte Janine weiter und obwohl Emma sie absolut nicht ausstehen konnte, würde sie dem Tipp nachgehen. Ihr war momentan alles Recht, um die Übelkeit loszuwerden.

„Also", fuhr Janine fort. „Ich bin eigentlich auch deinetwegen hier, Emma."

„Ach ja?", fragte Leandro.

„Ja. Ich möchte mich entschuldigen."

Leandro sah Janine ungläubig an. „Du möchtest dich entschuldigen?"

„Ja. Hör mal, Emma, was ich da gesagt habe wegen dem Kerl und der Party... Es tut mir leid. Leo, bitte sei mir nicht böse, aber ich habe deine Schwester angerufen, nachdem du weg warst. Ich musste mich..."

„Was hast du?", fragte Leandro mit wütender Stimme. „Du hast Alié angerufen? Habe ich dir nicht klar und deutlich gesagt, dass du meine Familie in Ruhe lassen sollst, solange nicht klar ist, ob Carla meine Tochter ist?"

Janine seufzte und hob ihre Tochter von ihrem Schoß herunter. „Schatz, gehst du ins Wohnzimmer spielen?", schlug sie ihr vor und Carla lief sofort los.

„Sag das nie wieder vor ihr", sagte sie mit giftiger Stimme an Leandro gewandt.

„Also wieso hast du bitte meine Schwester angerufen?"

„Nun, ich hatte Bedenken", gab Janine zu. „Und wollte Alié fragen, wie sie Emma einschätzt und ob sie glaubt, das Baby wäre wirklich von dir..."

„Dann wusste sie es gestern schon, bevor wir es ihr gesagt haben...", überlegte Emma laut. Leandro warf ihr einen Blick zu, der ihr sagte, dass sie dazu weiter nichts sagen sollte, solange Janine hier war.

„Ja, wusste sie", sagte Janine. „Und glaubt mir, sie war alles andere als begeistert. Das hat mich natürlich erst einmal darin bestärkt, was ich von die hielt."

Sie seufzte und griff nach dem Kaffee, der vor ihr stand. Sie nahm einen großen Schluck und sah Emma und Leandro dann resigniert an.

„Dann erzählte Alicia mir, wieso sie nicht so begeistert war. Und das lag nicht daran, dass sie dich nicht mochte, so wie ich zuerst dachte, sondern daran, dass du Leo verletzt hast. Sie hat mir erzählt, was dort in Spanien und zuvor auf dieser Party vorgefallen war. Und ich möchte mich bei dir entschuldigen, dass ich dir vorgeworfen habe, dass Kind könnte von ihm sein. Alicia meinte, das wäre nicht möglich. Es tut mir wirklich leid, ich hatte alle meine Informationen von Jule. Aber wie ich von Alicia gehört habe, war Jule... Na ja, sagen wir, ich betrachte sie nicht mehr als besonders vertrauensvoll. Sie war oder ist eifersüchtig auf dich, weil sie sich anscheinend in Leo verliebt hat. Aber na gut, wer kann es ihr verübeln, wir beide müssen es wissen, oder?"

Janine lächelte, als sie den letzten Satz sagte, milde und Emma kam nicht umher sie sympathischer zu finden als noch vor einigen Sekunden.

„Auch, wenn wir getrennt sind, Leo", fügte Janine hinzu. „Bist du ein wichtiger Teil meines Lebens gewesen und bist es immer noch. Und egal was zwischen uns passiert ist, hatte ich das Gefühl, dich beschützen zu müssen."

„Vor dem, was du ihm angetan hast?", fragte Emma leise.

„Ja", antwortete Janine. „Genau davor..." Sie seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Er sollte nicht nochmal an jemanden wie mich geraten und verletzt werden."

Sie seufzte und stand auf. „Ich werde jetzt gehen. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte und entweder verzeihst du mir, Emma oder nicht. Aber ich hoffe, wenn sich herausstellt, dass Carla Leos Tochter ist, wird sie bei dir und ihrem Bruder oder ihrer Schwester willkommen sein."

Sprachlos sahen Emma und Leandro Janine an. Nicht einmal Leandro hatte damit gerechnet, dass Janine zu ihnen kommen und sich entschuldigen würde.

„Das wird sie", antwortete Emma und lächelte. „Und du genauso."

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt