N E U N

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- V E R G A N G E N H E I T -

Die Sonne schien in ihr Gesicht und als Emma die Augen öffnete, brauchte sie in paar Sekunden, um sich zu orientieren.

Louisa lag neben ihr, auf einem roten Handtuch im weichen Sand, auf den Bauch gedreht und die Arme flach an ihrem Körper anliegend. Ihre blonden Haare lagen nass an ihren Rücken klebend und über ihren Augen thronte eine große Sonnenbrille.

„Lou?", fragte Emma, um sicher zu gehen, dass ihre Freundin in der Sonne nicht eingeschlafen war.

„Hmm?"

„Sollen wir ins Wasser gehen?", fragte Emma und Alicia, die links von Emma lag, quietschte erfreut auf. „Ja, komm, Emma ich gehe mit dir!", rief sie freudestrahlend.

Louisa drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf.

„Die Jungs und Johanna sind auch schon im Wasser", erklärte Emma.

„Kommt!" Alicia war bereits auf den Füßen und sah die anderen drei Mädchen erwartungsvoll an.

Emma richtete sich ebenfalls auf uns sah zu Julia hinüber, die den ganzen Tag noch kein Wort mit Emma und Louisa gewechselt hatte. Jetzt lag sie in der Sonne, auf dem Bauch und hatte ihr Bikini-Oberteil geöffnet, um, wie sie Alicia lauthals erklärt hatte, keine Bräunungsstreifen zu bekommen.

„Kommst du mit, Jule?", fragte Alicia.
Statt ihr zu antworten, schüttelte Julia stumm den Kopf und Alicia zuckte mit den Schultern.

„Dann gehen wir eben zu dritt."

Emma folgte ihr zum Wasser und hielt dabei Ausschau nach den drei Jungs und Johanna. Sie entdeckte sie etwas weiter vom Strand entfernt im Wasser.

Sie konnte nicht anders, sie musste einfach ihre Körper bewundern. Alle drei waren sehr muskulös, hatten dunkle Haare und gebräunte Oberkörper und sahen wirklich sehr attraktiv aus. Einen Augenblick lang verlor sich Emma in ihrem Anblick, bevor sie sich zu Alicia umwandte. Sie würde nur zu gerne die Eltern von den drei Geschwistern kennenlernen, denn auch Alicia war alles andere als unattraktiv und wenn Emma ein Mann wäre, würde sie sich definitiv in Alicias Aussehen verlieben.

„Matteo sieht so gut aus, oder?", flüstere Louisa ihrer Freundin zu und grinste.
„Ja", antwortete diese. „Aber Nicolás und Leandro sind auch nicht von schlechten Eltern."

Louisa zuckte mit den Schultern. „Nicolás ist mit Johanna zusammen, also uninteressant für mich. Und Leandro ist nicht so ganz mein Typ."

Emma zuckte mit den Schultern und einen Moment lang überlegte sie, ob sie Louisa erzählen sollte, dass Leandro sie geküsst hatte.

Dann fiel ihr jedoch ein, dass Alicia neben ihr stand und sie ließ es sein.

Stattdessen ließ sie sich ins Wasser fallen und robbte sich mit den Händen über den Boden, bis sie an einer Stelle war, an der sie nicht mehr stehen konnte.

Louisa und Alicia waren ihr gefolgt und zu dritt schwammen sie auf die Gruppe ihrer Freunde zu.

Kurz bevor sie sie erreichten winkte Emma ihnen zu und Matteo und Leandro schwammen ihnen entgegen.

„Hi", begrüßte Matteo die drei und stürzte sich auf Louisa, um sie unter Wasser zu drücken.

Leandro sah Emma einen kurzen Augenblick lang nachdenklich an, dann sah er wieder weg und drehte sich wieder zu Johanna und Nicolás um.

Was hatte er sagen wollen, fragte Emma sich und sah den gestrigen Abend wieder vor Augen.

Hoffentlich, dachte sie, würde der Abend heute besser verlaufen, als die letzten beiden Tage. Sie wollte nicht schon wieder eine Panikattacke haben. Was sollten die anderen nur von ihr denken, insbesondere Leandro?

Er würde sie doch niemals wieder küssen, wenn er herausfand, dass sie so verkorkst war und wenn sie an die Gefühle dachte, die sie durchströmt hatten, als dieser fremde Junge sie geküsst hatte, wurde ihr ganz warm ums Herz.

Sie wurde unsanft aus ihren Gedanken gezogen, als Johanna sich auf sie stürzte und sie unter Wasser drückte.

Kreischend kam Emma wieder an die Oberfläche und schnappte nach Luft. „Na warte!", rief sie und stürzte sich wiederum auf Johanna.

Ein paar Minuten später schwamm sie im Wasser und schnappte nach Luft, versuchte sich zu orientieren. Um sie herum tobte eine Schlacht. Jeder stürzte sich auf jeden, sie konnte kaum erkennen, wer mit wem rangelte.

„Stopp!", rief sie laut. Jemand musste dem ganzen ein Ende setzen.

„Was ist los?" Leandro war neben ihr aufgetaucht.

„Ich brauche eine Pause, ich muss Luft holen", erklärte sie außer Atem.

Ehe sie sich versah, spürte sie seine warmen Hände auf ihren Schultern und sie schnappte gerade noch rechtzeitig nach Luft, ehe ihr Gesicht wieder unter Wasser gedrückt wurde.

Dann spürte sie, wie Leandros Hände sich um ihre Hüfte legten und er sie wieder hochzog.

„Sorry", sagte er grinsend. „Das musste sein!"

Emma schnappte nach Luft und krallte sich an seinen Schultern fest. Mit einem Satz schwang sie sich hinter ihn und umschlang seine Hüften mit ihren Beinen.

Sie stützte die Hände auf seinen Schultern ab und ließ ihr Kinn auf seinen Kopf sinken.

„So bleibe ich", sagte sie und hörte ihn lachen. Dann tauchte er unter und entwand sich unter Wasser ihrem Griff. Als sie beide wieder über die Wasseroberfläche traten, waren ihre Gesichter nur Millimeter voneinander entfernt. Emma konnte jeglichen Wassertropfen in seinem Gesicht sehen und jeden Blauton in seinen Pupillen.

Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es kamen keine Worte aus ihr heraus.

Sein Blick verschlang sich mit ihrem und ein paar Sekunden, die Emma wie Stunden vorkamen, sahen sie sich einfach nur in die Augen.

Die Welt um sie herum war stehen geblieben und Emma wollte nur den Abstand zwischen ihren Lippen überwinden und ihn küssen, doch in dem Moment drehte er sich weg und tauchte wieder unter Wasser.

Emma sah ihm hinterher und bemerkte überrascht, dass sie allein waren.
Verwirrt sah sie sich um und entdeckte die anderen kurz vorm Strand im Wasser liegen.

Unschlüssig was sie tun sollte, sah sie von der Gruppe ihrer Freunde zu Leandro, der wieder auf sie zu geschwommen kam.

Neben ihr blieb er mit einigem Abstand stehen, drehte sich auf den Rücken und ließ sich im Wasser treiben.

„Was studierst du?", fragte er sie. Na gut, dachte Emma, Smalltalk ist immer noch besser als Schweigen.

„Jura", antwortete sie.

„Interessant. Du siehst irgendwie nicht aus, wie eine Anwältin."

„Ach ja?", fragte sie. „Wie sieht eine Anwältin denn aus?"

„Hm, na ja..." Er grinste. „Nicht so heiß wie du."

Mit diesen Worten drehte er sich um, verschwand wieder im Wasser und tauchte einige Meter entfernt von Emma in Richtung Strand wieder auf.

Sie sah ihm mit offenem Mund hinterher. Hatte er sie wirklich als heiß bezeichnet?

Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, auch wenn sie sich darüber bewusst war, dass das absolut gar nichts bedeutete.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt