S I E B Z E H N

180 9 0
                                    

- V E R G A N G E N H E I T -

Was dachte sich Leandro eigentlich sie nach diesem Gespräch einfach auf der Terrasse stehen zu lassen? Für sie war der Abend definitiv gelaufen gewesen und sie war wirklich froh gewesen, als die anderen endlich nach Hause wollten.

Wütend schmiss Emma ihr Top auf das Bett und zog am Reißverschluss ihres Rockes.

In diesem Moment klopfte es an der Zimmertür und ehe sie reagieren konnte, wurde diese aufgerissen. Erschrocken drehte Emma sich um und starrte direkt in Leandros erschrockenes Gesicht.

„Tut mir leid...", stammelte er und musterte Emma von oben bis unten.

Ihr wurde bewusst, dass sie nur ihren BH trug und sie versuchte ihre Oberweite mit ihren Händen zu verstecken.

„Was willst du?", fragte sie und ging langsam auf ihr Bett zu. Leandro folgte ihr mit seinem Blick.

„Leo?", sagte sie auffordernd. „Entweder du sagst mir, was du willst, oder du gehst jetzt."

Sie griff nach ihrem Top und zog es wieder über ihren Kopf und ihre Schultern. Dann versuchte sie den Reißverschluss des Rockes hoch zu ziehen, doch der Reißverschluss verhakte sich in ihrem Top. Sie versuchte ihn wieder runter zu ziehen, doch er bewegte sich nicht.

„Na wunderbar!", fluchte sie genervt.

„Soll ich Dir helfen?", fragte Leandro und trat einen Schritt auf sie zu.

„Nein, danke!", sagte sie, eine Spur zu heftig. Sie ruckelte an dem Reißverschluss herum, doch er bewegte sich keinen Millimeter.

„Komm schon", sagte Leandro und trat hinter sie. Er legte seine Hände auf ihre und schob diese sanft zur Seite. Die Stellen, an denen er ihre Haut berührte, kribbelten leicht. Sie spürte seinen Atem an ihrem Nacken, merkte wie ihr Körper auf seine Berührungen reagierte. Durch den Stoff ihres Tops fühlte sie, wie Leandro den Stoff langsam aus dem Reißverschluss löste und ihn schließlich öffnete.

Doch seine Hände verharrten an genau dieser Stelle. Unsicher wartete Emma ab, was er tat, doch Leandro bewegte sich nicht.

„Emma", sagte er leise, direkt an ihrem Ohr. „Ich halte das nicht aus. Ich vermisse dich. Ich vermisse es mir Dir zu reden... Ich weiß, ich mache mich gerade lächerlich, denn ich weiß wie deine Meinung über mich ist. Du hast es klar und deutlich gesagt, auch wenn du es Louisa gesagt hast und nicht mir, aber ich vermisse dich. Auch wenn wir uns erst so kurz kennen, aber..."

Emma atmete tief aus. Sie hörte seine Worte zwar, aber alles worauf sie sich konzentrieren konnte, war, wie Leandro seine Hände auf ihre Hüften legte und sein Atem, der ihren Nacken traf.

Sie biss sich auf die Unterlippe, um zu verhindern, dass ihr Atem lauter und schneller würde, doch sie spürte wie ihr Herz gegen ihren Brustkorb schlug.

Noch nie zuvor hatte ihr Körper so auf Berührungen und Worte reagiert und ehe Emma sich versah, hatte sie sich umgedreht und sah direkt in seine blauen Augen. Leandro hörte auf zu reden, ließ den Mund jedoch leicht geöffnet und starrte sie einfach an.

Ein paar Sekunden verharrten sie in dieser Position, dann griff Leandro mit einer Hand an ihren Hinterkopf und mit der anderen an ihre Hüfte und zog sie an sich heran.

Der Kuss war heftig und löste all die aufgestauten Gefühle.

Emma drängte sich ihm entgegen, schlang die Arme und seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss so heftig und wild, dass sie beinahe das Gleichgewicht verloren. Leandro drängte sie nach hinten, sie spürte die Bettkante in ihren Kniekehlen und als sie nach hinten fiel riss sie ihn mit sich. Leandro schob sie nach oben, sodass sie beide auf dem Bett lagen, ohne sie loszulassen, ohne sich aus dem Kuss zu lösen.

Seine Hände schoben sich wie von selbst unter ihr Top, es fühlte sich an wie natürlichste Berührung der Welt.
Als seine Lippen ihre kurz verließen, um zärtlich ihren Hals zu küssen, schnappte Emma außer Atmen nach Luft. Seine Küsse auf ihrem Hals, ihrem Schlüsselbein brannten wie Feuer unter ihrer Haut, Emmas Atem wurde schneller und ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen.

Leandro schob ihr Top weiter hoch, über ihre Schultern, sodass ihr Oberkörper frei vor ihm lag. Seine Lippen schoben sich tiefer, küssten ihre Brüste am Rand ihres Spitzen-BHs, dann schob er seine Hand an ihrem Oberschenkel entlang unter ihren Rock.

Emma riss die Augen auf, sah nach oben und sah nicht mehr Leandro über sich gebeugt. Sein Gesicht verwandelte sich in das von Martin, seine Berührungen waren plötzlich nicht mehr angenehm und Übelkeit stieg in ihr auf.

„Nein...", wimmerte sie leise. „Nein, nein, hör auf..."

Ein bekanntes Gefühl der Panik stieg in ihr auf, wie in Trance schlug sie um sich.

Nein, es durfte nicht wieder passieren, dachte sie panisch, doch die Erinnerung an die Nacht von Martins Geburtstag überschwemmte sie so stark, so schnell, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte.

„Bitte..." Sie hörte ihre eigene Stimme wie durch Watte, so als würde sie es nicht selbst sagen, sondern jemand Anderes. „Hör auf... bitte..."

Erschrocken riss Leandro seine Hände von ihrem Körper. „Emma...", sagte er mit zitternder Stimme.

Sie rutschte am Kopfende des Bettes hoch, starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Ihr Körper zitterte ungehalten, Tränen rannen über ihre Wangen.

„Emma, alles ist okay...", sagte Leandro leise. „Oh Gott, es tut mir so leid, ich dachte du willst auch und ich wollte nicht... Es tut mir leid."

Er streckte die Hand aus und berührte behutsam ihren Oberarm, um sie zu beruhigen.

„Fass mich nicht an!", rief sie erschrocken und schob sich langsam an ihm vorbei an die Kante des Bettes.

Sie winkelte ihre Beine an, presste den Kopf zwischen ihre Knie und schluchzte.

„Geh, geh und lass mich in Ruhe."
Emma nahm überhaupt nicht wahr, dass es an der Tür klopfte.

„Alles in Ordnung?", fragte Nicolás von der anderen Seite der Tür.

Leandro sprang vom Bett auf und öffnete seinem Bruder die Tür. Hilflos deutete er auf Emma. „Nico, ich habe nichts gemacht, wirklich!", sagte er panisch.

„Sie... Sie hat mich geküsst und dann auf einmal..."

Nicolás ging langsam auf Emma zu und kniete sich vor ihr hin.

Er legte seine Hände auf ihre Knie und sagte leise: „Emma, sieh mich an. Ich bin es, Nicolás. Es ist alles in Ordnung. Es war nicht Martin, es war Leo... Leo wollte dir nichts tun."

Hilflos stand Leandro neben seinem Bruder und fragte sich, was er falsch gemacht hatte.

„Leo, kannst du gehen?", fragte Nicolás. „Ich komme gleich zu dir."

Leandro zuckte mit den Schultern und verließ niedergeschlagen den Raum.
Emma hob kurz den Blick, als die Tür mit einem lauten Knall zu schlug und Nicolás zog sie in seine Arme.

„Emma, alles ist gut...", sagte er mit sanfter Stimme. „Es war Leo, nicht Martin."

„Martin...", sagte sie tonlos. „Oh mein Gott." Sie schnappte nach Luft, atmete schwer.

„Emma, bitte, du musst dich beruhigen, sieh mich an..."

Vor ihren Augen verschwamm Nicolás Gesicht, alles was sie sehen konnte war Martin, wie er sich über sie beugte und ihre Hose herunterzog. Wie seine Finger sie berührten, wie er an ihrem Höschen zog. Sie erinnerte sich an immer mehr Details dieser Nacht, die Erinnerungen überfluteten sie, die Angst nahm sie ein.
Dann wechselte Martins Gesicht vor ihren Augen zu Bens Gesicht, Martins Berührungen wurden zu seinen. Emma entwich ein erstickter Schrei, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt