F Ü N F Z I G

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- G E G E N W A R T -

Er wurde blass.

„Bitte was?!"

„Leo..."

„Das ist ein Scherz, oder?", fragte er und stützte sich am Türrahmen ab. „Wieso sagst du mir das jetzt?"

„Ich..." Sie zuckte mit den Schultern. „Ich will nicht, dass du gehst..."

„Du willst nicht das ich gehe?", wiederholte er leise. „Emma, ich habe dir eben gesagt, dass ich gehen werde...Das ich zwei Jahre nicht da sein werde...Oh mein Gott, das kann doch nicht wahr sein..."

„Zwei Jahre?", wiederholte sie tonlos. Wie sollte das gehen? Das würde bedeuten, sie würde ihn zwei Jahre nicht sehen, zwei Jahre seine Nähe nicht spüren und vor allem, würde sie das Kind, ihr Kind, alleine großziehen müssen.

Er kam auf sie zu und streckte die Hand nach ihr aus, flüsterte ihren Namen, als sie zu weinen begann.

„Ich habe mir das auch anders vorgestellt... ich wusste doch nicht, dass ich dich kennen lerne und... und mich in dich verliebe...Und jetzt bist du schwanger... Oh mein Gott, das kann doch nicht wahr sein", flüsterte er mit erstickter Stimme.

„Was?", fragte sie leise. Sie hatte das Gefühl, ihre Beine würden sie nicht länger tragen. „Was hast du gesagt?"

Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht.

Ihr Herz fühlte sich an, als würde es zerspringen, in Millionen Teile zerspringen und ihr jegliche Kraft rauben.

Im Bruchteil einer Sekunde war er bei ihr, hielt sie fest in seinen Armen, als sie schluchzend zusammenbrach.

„Ich liebe dich...", flüsterte er leise. „Das habe ich gesagt."

Sie sah hoch, versuchte die Tränen zu stoppen, die über ihre Wange rannen und sah in seine blauen Augen, die sie traurig ansahen.

Er senkte den Kopf und küsste sie.

Sie schlang die Arme um seinen Hals, zog ihn an sich heran und erwiderte den Kuss so langsam und vorsichtig, als würde sie daran zerbrechen.

Er löste sich von ihr und schob sie ein Stück von sich weg, sodass er sie ansehen konnte.

„Ich muss gehen", sagte er dann. „Ich... ich muss nachdenken."

Sie schluchzte. „Leo..."

„Nein. Ich muss hier weg... ich muss darüber nachdenken."

„Bleib bei mir...", flüsterte sie leise, auch wenn sie wusste, dass es egoistisch und unfair war. Und sie wusste nicht, ob sie diesen Moment meinte oder ob sie verlangte, dass er alles für sie aufgab.

„Ich... Ich kann nicht...", sagte er mit brüchiger Stimme und riss die Wohnungstür auf.

Ganz kurz wandte er sich zu ihr um und wollte etwas sagen, doch dann entschied er sich anders und schlug die Tür hinter sich zu.

Emma schluchzte auf und ließ sich zu Boden sinken.

Weg.

Er war weg.

Er hatte sie allein gelassen, allein mit dem Baby in ihren Bauch.

Sie hatte keine Kraft ihm zu folgen, sie wollte sich aufrappeln, aber es ging nicht. Sie wollte rufen, aber ihre Stimme versagte. Sie wollte schreien, aber bekam keinen Ton heraus.

Er war gegangen und sie wusste, dass sie ihm nicht bedeutete.

Sie war allein.

Er hatte gesagt, dass er sie liebte und dann war er gegangen und hatte sie alleine gelassen.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt