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- V E R G A N G E N H E I T -

Wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander.

Langsam und vorsichtig öffnete Emma ihre Lippen, spürte seine auf ihren, versuchte Herr über ihre Empfindungen zu werden, doch das Einzige, dass sie wahrnehmen konnte, waren seine Berührungen.

Sie fühlte sich, als wäre sie endlich Zuhause angekommen. Auch wenn sie vor einigen Sekunden noch betont hatte, dass sie und Leandro sich gerade einmal ein paar Stunden kannten, fühlte sich dieser Kuss an, als würden sie sich schon ewig kennen.

Er küsste sie ganz langsam, ganz vorsichtig, dann ließ er sie los, entfernte sein Gesicht gerade so weit von ihr, dass sie atmen konnte. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte, bis sie wieder ausatmete. Leandro ließ seine Stirn gegen ihre sinken und schloss für einen Augenblick die Augen.
Seine Lippen lagen ganz sanft an ihren und sie spürte, dass er lächelte.

Dann erweiterte er den Abstand zwischen ihren Gesichtern und sah sie an. „Anders hältst du ja nicht die Klappe", sagte er leise lachend, bevor er sie ganz losließ und mit einem kleinen Satz im Wasser verschwand.

Emma brauchte einige Sekunden, bis sie sich wieder bewegen konnte.

Dann bewegte sie sich langsam, in Gedanken versunken, Richtung Strand.
Als sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, bemerkte sie das sie zitterte.

Sie fühlte sich wie betrunken, ein bisschen schwindelig. Aber dennoch, so gut hätte sie sich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gefühlt.

Langsam griff sie nach ihrem Kleid und zog es sich über. Der weiche Stoff legte sich wie eine zweite Haut über ihren nassen Körper.

Sie ließ sich in den Sand sinken und griff nach der Flasche mit den Schnaps. Sie nahm einen Schluck daraus und beobachtete verträumt, wie Leandro aus dem dunklen Wasser stieg. Die Sonne war mittlerweile vom Horizont verschwunden und der silberne Mond stieg langsam über dem Meer auf und tauchte Leandros Körper in silbrig leuchtendes Licht.

Leandro strich sich über die nassen Haare, als er aus dem Wasser stieg und als er Emma sah, die am Strand saß huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht.

Es war einfach perfekt, dachte Emma.

Sie beide, alleine am Meer, im Mondlicht.

Gerade als Leandro sich neben sie in den Sand setzte, ein Hand strich dabei sanft über ihren Rücken, nahm sie Stimmen hinter sich wahr und rutschte ein Stück von ihm weg.

Auch wenn sie noch etwas entfernt waren, sah Emma, dass es sich um ihre Freunde handelte, die über den menschenleeren Strand auf sie zu kamen.

Leandro beugte sich zu ihr rüber, griff hinter ihrem Rücken nach der Flasche Schnaps und flüsterte leise an ihrem Ohr: „Schade, ich hätte gerne noch mehr Zeit mit dir alleine verbracht."

Seine Worte jagten eine Gänsehaut über ihren ganzen Körper und sie lächelte verschmitzt. Sie fragte sich, was wohl passiert wäre, wenn sie noch länger hier alleine gewesen wären.

„Emma! Du kannst doch nicht einfach abhauen!", rief Louisa und kam auf Emma und Leandro zu gerannt. Sie sprang mit einem Satz neben Emma und riss ihre Freundin in ihre Arme.

„Uuuäääh! Du bist ja ganz nass!"

Emma lachte und erwiderte die Umarmung. „Du jetzt auch", antwortete sie lachend.

Johanna, Nicolás und Matteo setzten sich ebenfalls in den Sand und Emma sah, dass sie noch weitere Flaschen Alkohol dabeihatten.

„Wir dachten, wir verlegen den Abend hier her", sagte Matteo. „Da ihr beide ja abgehauen seid."

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt