F Ü N F U N D F Ü N F Z I G

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- G E G E N W A R T -

Emma war gerade durch ihre Wohnungstür hereingekommen und hatte ihre Tasche abgelegt, da klingelte ihr Handy und siedend heiß fiel ihr ein, dass sie wieder Louisa noch Sarah angerufen hatte.

„Hey Lou", begrüßte sie ihre beste Freundin. „Ich wollte dich gerade auch anrufen. Du glaubst nicht, was passiert ist..."

„Das kannst du mir alles gleich erzählen", unterbrach Louisa sie. „Da du dich nicht gemeldet hast, habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht und wir sind auf dem Weg zu dir."

„Wer ist denn wir?", fragte Emma irritiert.

„Matteo und ich natürlich. Sarah wird aber auch bald bei dir sein, weil du sie ebenfalls nicht angerufen hast!"

„Oh Mensch, Louisa!", seufzte Emma. „Ihr müsst nicht herkommen, wirklich. Es ist alles okay. Außerdem rufe ich dich doch gerade an!"

„Zu spät", antwortete Louisa. „Wir sind in fünf Minuten da!"

Ehe Emma protestieren konnte, hatte Louisa bereits aufgelegt. Emma seufzte. Sie hatte keine Ahnung, wann sie zuletzt alleine gewesen war und einfach mal zehn Minuten hatte in Ruhe nachdenken können. Einerseits war es wirklich schön zu wissen, dass ihre Freundin und ihre Familie so für sie da waren, andererseits wünschte sie sich gerade nichts mehr, als sich auf die Couch legen zu können und einfach abschalten zu können.

Nun trottete sie ins Wohnzimmer und begann eilig alles was herumstand wegzuräumen. Ihre Gedanken schweiften zu Leandro ab und sie fragte sich, was er wohl gerade mit Janine machte. Sie spürte, wie sie ein bisschen eifersüchtig wurde, wenn sie daran dachte, dass Janine nun bei ihm war und sie selbst keinen Einfluss darauf nehmen konnte, was die beiden taten. Hoffentlich, dachte sie, hatte sie keinen Fehler begangen, als sie sich auf Leandro eingelassen hatte.

Das Klingeln riss sie aus ihren Gedanken, doch ehe sie die Tür erreichte hörte sie schon, wie diese aufgeschlossen wurde. Sie müsste Louisa dringend beibringen, dass man trotz Ersatzschlüssel nicht einfach in fremde Wohnungen hineinspazierte, wie man wollte.

„Emma?", rief Louisa fragend, als sie den Flur betrat. „Bist du da? Bist du angezogen?"

„Natürlich bin ich angezogen!", antwortete Emma leise lachend. „Bin in der Küche, kommt rein!"

Louisa streckte ihren Kopf durch die Küchentür und sah ihre Freundin fragend an. „Oh, du hast dir ja tatsächlich etwas Vernünftiges angezogen. Und deine Haare gemacht. Und... bist du geschminkt?"

„Hör auf mit dem Blödsinn", rief Emma. „Ja, ich bin geschminkt, weil ich bei Leo war."

Hinter Louisa tauchte Matteo auf und Emma winkte ihm zu.

„Bei Leo?", fragte Louisa. „Ich dachte er wäre hier."

„Nein", antwortete Emma. „Möchtet ihr was trinken? Kaffee? Tee? Wasser? Dann erkläre ich euch, wieso wir bei ihm waren."

„Gerne einen Kaffee", sagte Matteo, während er auf seinem Handy tippte.

„Ja, ich nehme auch einen Kaffee", sagte Louisa. „Aber du kannst gerne schon erzählen, während du Kaffee machst. Ich bin neugierig, weißt du doch."

Emma seufzte und stellte die Kaffeemaschine an. „Na gut. Also, Janine wollte heute zu Leo kommen und er wollte, dass ich sie und Carla kennen lerne, jetzt... wo wir zusammen sind."

„Waaaaas?", quietschte Louisa auf. „Wirklich? So richtig zusammen? Oh mein Gott, Emma, das freut ich total für dich!"

Matteo, der hinter Louisa stand, lachte leise. „Endlich", seufzte er dann. „Man, der Kerl ist verrückt nach dir. Ich habe sowieso nicht verstanden, was der Schwachsinn sollte, dass er keine Beziehung mit dir will. Jeder Vollidiot hat doch gesehen, dass er bis über beide Ohren in dich verliebt ist!"

„Na ja, Janine fand das gar nicht so toll wie ihr beide", sagte Emma. „Aber er musste mich natürlich auch sofort als seine Freundin vorstellen."

Sie reichte Louisa und Matteo jeweils eine Tasse mit Kaffee und führte die beiden ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzten. „Tja, und nachdem sie mich dann irgendwie als Schlampe dargestellt hab, konnte ich mir leider nicht verkneifen, zu erwähnen, dass ich Leos Kind bekommen werde..."

„Ach ja, herzlichen Glückwunsch", warf Matteo ein. „Ich finde es cool, jetzt werde ich hoffentlich wirklich Onkel. Und nicht so wie bei Carla, dass es plötzlich heißt, ne, ist doch nicht Leos Kind."

Emma senkte den Kopf und seufzte. „Genau das hat Janine mir unterstellt."

„Aber, so ist es nicht", sagte Louisa. „Jeder, wirklich jeder von uns kann bestätigen, wie du nur noch Augen für Leandro hattest, seit du ihn das erste Mal gesehen hast."

„Sie wusste von Martin", sagte Emma seufzend. „Julia muss das irgendwie mitbekommen und ihr gesagt haben. Und Janine hat behauptet, ich hätte..." Emma schluckte. „Na ja, sie behauptet, es könnte auch sein Kind sein."

„Das ist unmöglich", sagte Louisa. „Nico hat gesagt, soweit ist es nicht gekommen."

„Ja, ich weiß", murmelte Emma. „Aber was, wenn Nico das nur sagt um mich zu schützen? Weil ich mich sowieso nicht daran erinnern kann?"

„Wieso sollte er das tun?", fragte Matteo.

„Keine Ahnung...", seufzte Emma niedergeschlagen. „Eigentlich ist mir der Gedanke auch noch nie gekommen, aber als Janine das vorhin so sagte..."

„Sie kennt die Geschichte nicht", sagte Matteo. „Sie hätte das niemals gesagt, wenn sie gewusst hätte, dass er dich vergewaltigt hat. Ich kenne Janine schon sehr lange und ich weiß, das hätte sie niemals gesagt, wenn sie es wüsste."

„Woher willst du das wissen?", fragte Louisa nun. „Für mich ist sie ein eifersüchtiges Miststück, dass nicht damit klarkommt, dass ihr Ex eine Neue hat."

„Nein", sagte Matteo. „Also, ja, vielleicht ist sie eifersüchtig, aber Leo hat mir mal erzählt, dass sie als Kind missbraucht worden ist. Und sie würde nie so über Emma urteilen und so etwas behaupten, wenn sie das gewusst hätte."

Geschockt atmete Emma ein und aus. Jetzt verstand sie noch weniger, wie Janine so gemein hatte sein können.

„Und eventuell", merkte Matteo nun an. „Also, ich glaube, ihr habt sie ganz schön überrannt, oder? Erst muss sie verarbeiten, dass ihr zusammen seid und quasi im gleichen Moment erfährt sie, dass ihr ein Baby bekommt." Er ho abwehrend die Hände. „Hör mal, für mich ist das gerade schon was viel, wie soll es ihr dann gehen?"

Emma seufzte. „Du hast Recht", gab sie zu. „Keine Ahnung. Vielleicht war es wirklich zu viel für den Moment."

Erneutes Klingeln an der Tür unterbrach die Unterhaltung und Emma stand auf, um die Tür zu öffnen.

Sie betätigte den Türöffner und wartete einen Moment, bis sie Schritte auf der Treppe hörte.

„Hey", begrüßte Leandro sie und sprintete die letzten Stufen beinahe hoch, um schneller bei ihr zu sein.

„Hey", antwortete Emma und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Was machst du hier? So schnell hatte ich nicht mit dir gerechnet."

Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, als er endlich bei ihr ankam und küsste sie sanft. „Ich wollte einfach nur wieder zu dir", flüsterte er leise und sah verlegen zu Boden. „Sehen, wie es dir geht, nachdem, was Janine gesagt hat. Alles okay?"

Emma nickte und seufzte glücklich, als er sie erneut küsste.

„Hallo? Entschuldigung?", ertönte plötzlich hinter Leandro Sarahs Stimme und die beiden fuhren auseinander. „Ihr seid hier nicht alleine und im Flur rummachen gehört sich nicht", mahnte ihre große Schwester die beiden und lachte.

Dann streckte sie Leandro die Hand entgegen: „Ich bin Sarah, Emmas Schwester. Und du musst Leandro sein?"

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt