S E C H S U N D V I E R Z I G

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- G E G E N W A R T -

Es dauerte eine halbe Stunde, bis es an der Türe klingelte. Louisa drückte den automatischen Türöffner. Sie hatte bereits Jacke und Schuhe angezogen, nachdem sie mit Matteo ausgemacht hatte, dass er Leandro fahren und sie abholen würde und Emma hatte sich ebenfalls umgezogen und sich leicht geschminkt, das erste Mal seit sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war. 

Sie war aufgeregt. Wie würde Leandro reagieren? Wie würde sie reagieren, wenn sie ihn wiedersehen würde? Wie sollte sie es ihm sagen? Was würde danach passieren?

Louisa umarmte sie zum Abschied und sagte: „Alles wird gut. Du kannst mich jederzeit anrufen oder mir schreiben. Ich bin für dich da. Melde dich bitte, nachdem du mit ihm gesprochen hast. Und versuch bitte ruhig zu bleiben, denk an dein Herz."

Emma erwiderte die Umarmung und hielt ihre Freundin einen Moment fest. Dann hörten sie Schritte auf der Treppe und Emma ließ Louisa los.

Sie drehte sich langsam zur geöffneten Tür um. Leandro nahm gerade in großen die letzten Treppenstufen und blieb am oberen Absatz stehen. Louisa verabschiedete sich eilig, strich Leandro im Vorbeigehen über den Arm und lief dann die Treppen herunter.

Emma hatte Leandro am Telefon bloß gefragt, ob er vorbeikommen könnte und er hatte sofort zugestimmt.

Er blieb vor der Türe stehen und musterte sie.

Es traf sie härter als sie erwartet hatte, sie spürte wie ihre Beine zitterten und schließlich wegsackten.

Sie hielt sich am Türrahmen fest, der Griff rettete sie, sonst wäre sie vermutlich zu Boden gesunken.

Ihr Herz klopfte laut gegen ihre Rippen und die Schmetterlinge in ihren Bauch spielten verrückt.

a ist dein Papa..., dachte sie und sprach damit das erste Mal das Baby in ihren Bauch an, auch wenn es nur in Gedanken war.

Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus.

Leandro starrte sie ebenfalls einfach nur an, auch er schien nicht zu wissen, was er tun oder sagen sollte.

Er löste sich als erstes aus der Starre und machte einen Schritt auf sie zu, sodass er nun direkt vor ihr stand.

Er streckte den Arm aus, um sie zu umarmen.

Emma, unfähig sich zu bewegen, sah ihn einfach nur an, ihre Gedanken rasten umher, sie fragte sich, was sie sagen sollte.

Sechs Wochen hatte sie ihn nicht gesehen und er löste immer noch dieselben Gefühle in ihr aus. Es überraschte sie, welche Emotionen sie spürte, sie hätte wirklich nicht damit gerechnet. All diese Gefühle hätte sie in den letzten Wochen verdrängt, hatte versucht sie auszublenden und jetzt, als er vor ihr stand, waren sie überwältigend.

„Hi", sagte er leise und statt sie zu umarmen, strich er ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Geste holte sie aus der Schockstarre.

„Komm rein", sagte sie, flüsterte beinahe. „Danke, dass du gekommen bist."

„Du hast dich nicht gut angehört...", antwortete er und blieb unschlüssig, wo er hingehen sollte, im Flur stehen.

Er drehte sich wieder zu ihr um, als sie die Wohnungstüre schloss und musterte sie beinahe unauffällig. „Und du siehst auch nicht gut aus...", sagte er dann.

„Also, nicht das du nicht schön wie immer wärst", ruderte er dann zurück. „Ich meine, du siehst fertig aus."

Emma sah zu Boden. Was sollte sie darauf erwidern? Sie wusste, dass ihre Verfassung momentan nicht die Beste war.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt