A C H T

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- V E R G A N G E N H E I T -

Was immer passiert ist, es wird wieder vorbei gehen.

Seine Worte hallten in ihren Gedanken nach, während sie ihn beobachtete, wie er durch die dunklen Wellen glitt.

Seine Haut glühte förmlich im Mondlicht, das silberne Licht brach sich auf ihrer Oberfläche.

War es so offensichtlich für ihn, dass etwas passiert war? War es so offensichtlich, dass Emma gebrochen war? So offensichtlich, wie sie sich fühlte?

Dass sie sich nur mit Mühe von dem Gedanken, was Martin ihr hatte antun wollen, ablenken konnte?

Wieder schweiften ihre Gedanken zurück. Was, fragte sie sich, was wäre passiert, wenn Nicolás nicht reingekommen wäre?

Hätte Martin sie wirklich vergewaltigt?

Sie kannte ihn so lange, sie konnte sich nicht vorstellen, dass er so etwas tun würde.

Und doch – er hatte es getan. Beinahe getan.

Leandro hatte Unrecht, dass würde nie wieder vorbei gehen.

Ben war tot und Martin wollte sie vergewaltigen. Vielleicht hatte er es auch getan, ehe Nicolás herein gekommen war?
Ehe Emma sich versah, war alles wieder da.

Auch wenn sie es zu dem Zeitpunkt, als es passierte nicht hatte wahrnehmen können, jetzt sah sie es vor sich. In jedem kleinen Detail.

Martin, der sie von der Party nach oben in sein Schlafzimmer brachte. Wie er vorgegeben hatte, er würde sich um sie kümmern und dann die Tür hinter ihnen zu gezogen hatte. Wie er sie aufs Bett hatte fallen lassen, um ihr dann Top und Jeans auszuziehen.

Ihr Hals war wie zugeschnürt, als hätte jemand seine Hände darumgelegt und zugedrückt.

Sie fühlte, dass sie begann zu zittern, wie die Kälte ihr in alle Glieder kroch.

Das Meer, dass sie eben noch bewundert hatte, verschwamm vor ihren Augen, salzige Tränen tropften auf ihre Wange.
Ihr Herz raste, sie spürte wie der Boden unter ihr nachgab und sie auf die Kniee sank.

Als das erste Schluchzen über ihre Lippen drang, presste sie die Hände vor ihren Mund, um die Laute zu unterdrücken.
Warum, fragte sie sich, konnte sie nicht normal sein? Wieso konnte sie diesen Urlaub nicht genießen? Sie wollte doch einfach nur, dass die Panikattacken aufhörten.

Sie versuchte durch die Nase einzuatmen und durch den Mund aus, versuchte sich zu beruhigen, doch das Schluchzen wurde heftiger und lauter.

Sie spürte den Sand auf ihrer Haut, das kalte Wasser, das so sanft, als wolle es sie trösten ihre Beine umspielte.

Dann, wie durch Watte, nahm sie seine Stimme wahr.

„Emma...", sagte er leise und ging neben sie in Hocke, strich behutsam mit der Hand über ihren Rücken. „Hey, Emma, sieh mich an."

Sie versuchte seiner Stimme zu folgen, sich nur auf ihren wunderbaren Klang zu konzentrieren, doch es gelang ihr nicht.

„Emma!" Sie hörte wie leichte Panik in seiner Stimme mit schwang.

„Louisa...", flüsterte sie. Sie wollte einfach nur bei ihrer besten Freundin sein. Louisa wusste, was sie tun musste, um Emma aus der Panikattacke zu holen, sie hatte es oft genug erlebt.

„Es tut mir leid, Emma, aber ich kann Louisa nicht holen. Ich kann dich nicht allein hierlassen", sagte er und strich behutsam über ihren Rücken, während er sich neben sie in den Sand setzte.

Summer AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt