- V E R G A N G E N H E I T -
Der Club war voll und laut und zu Beginn hatte es Emma ein bisschen Angst gemacht. Zu frisch waren die Erinnerungen an die Party bei Martin und eilig hatte sie ein paar Drinks heruntergestürzt, um das unangenehme Gefühl abzuwimmeln. Ganz verschwunden war es nicht, aber dank der Ablenkung durch ihre Freunde besser geworden.
Sie tanzte mit Louisa auf der Tanzfläche zu den Klängen der Musik, die sich nicht großartig zur der Unterschied, die in deutschen Clubs gespielt wurde.
Die anderen hatte sie schon vor einer ganzen Weile aus dem Blick verloren, aber es störte sie nicht wirklich, denn sie genoss es Zeit mit Louisa zu verbringen.
„Willst du noch was trinken?", schrie Louisa über die Musik hinweg. „Ich habe ganz schön Durst!"
Emma bejahte laut und Louisa griff nach ihrer Hand, um sie auf den Weg zur Theke nicht zu verlieren.
Sie bestellten sich Cocktails, die sie im Plastikbecher in die Hand gedrückt bekamen und bahnten sich den Weg zurück zur Tanzfläche, wo sie in der Menge Johanna entdeckten.
„Heeeey!", rief diese überschwänglich und umarmte beide. „Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, wo ihr steckt."
Leandro, der hinter Johanna stand grinste Emma an. Sie lächelte sanft zurück und nippte an ihrem Cocktail. Sie hatte sich schon gefragt, wo er steckte.
„Wir waren die ganze Zeit hier", sagte Louisa an Johanna gerichtet. „Und haben uns jetzt gerade ganz kurz was zu trinken geholt! Wo wart ihr?"
„Ach!" Johanna machte eine unwirsche Handbewegung, während sie die Augen verdrehte. „Kaum wart ihr beide weg, hat Julia angefangen rum zu heulen, es ginge ihr nicht so gut und ob jemand mit ihr rauskommt. Am liebsten wollte sie, dass einer von uns - also Matteo oder ich – sie wieder nach Hause bringen. Alié ist jetzt mit ihr vor der Tür. Nur Theater mit der, echt!"
„Oh man...", antwortete Louisa. „Die ist echt unmöglich. Arme Alié, nur, weil sie die angeschleppt hat, muss sie sich jetzt auch noch um sie kümmern. Sie hatte sich ihren Urlaub bestimmt auch besser vorgestellt..."
„Das mit Sicherheit", sagte nun Nicolás. „Ich glaube auch, die beiden kennen sich noch gar nicht so lange. Ich zumindest habe sie bisher nur einmal gesehen. Und mir kam es von Anfang an ein bisschen so vor, als würde sie nur versuchen Unruhe zu stiften."
„Das sehe ich genauso", antwortete Leandro. „Ich finde immer noch, wir sollten sie rauswerfen und nach Hause schicken."
„Das lohnt sich doch nicht mehr für drei Tage", warf Johanna schlichtend ein. „Und da Alié ebenfalls genervt von Julia ist, denke ich nicht mal, dass wir sie Zuhause wiedersehen."
Leandro bahnte sich den Weg auf Emma zu und strich ihr wie in einer beifälligen Berührung über den Rücken. „Willst du eine rauchen gehen?", fragte er dann.
Emma nickte und Leandro bedeutete den anderen, dass sie rausgehen würden. Er griff nach ihrer Hand und zog sie durch die Menge hinaus ins Freie.
Emma atmete die frische Luft tief ein und seufzte. Ihr war es im Club eindeutig zu voll, zu laut und zu stickig.
Überrascht schnappte sie nach Luft, als Leandro aus seiner Hosentasche eine Packung Zigaretten zog und ihr hinhielt, damit sie sich eine herausnehmen konnte.
„Seit wann rauchst du denn bitte?", fragte sie verblüfft.
Leandro zuckte mit den Schultern. „Ab und zu mal auf Partys."
„Und das als Medizin-Student?" Sie zog die Augenbrauen hoch und grinste, während sie die Zigarette anzündete.
Leandro lachte leise. „Tja, auch Medizin-Studenten sind nicht immer nur auf ihre Gesundheit bedacht."
Emma beobachtete ihn, wie er den ersten Zug nahm und den Rauch in die Luft stieß und seltsamerweise, überkam sie plötzlich das Verlangen ihn zu küssen.
„Hast du schon viel getrunken?", fragte sie, versuchte einzuschätzen, ob er sich darauf einlassen würde, wenn so viele Menschen sie umgaben.
„Ein paar Drinks", antwortete er. „Ich würde sagen, ich fühle mich leicht angetrunken und du?"
Seit sie an der frischen Luft war, spürte Emma, wie der Alkohol wirkte und wackelte leicht mit dem Kopf hin und her. „Also, betrunken nicht", antwortete sie. „Vielleicht ein bisschen beschwipst."
„Wieso fragst du?", fragte er sanft.
Emma zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Unterlippe. „Einfach nur so", antwortete sie leise.
Leandro zog die Augenbrauen hoch. „Ich sehe dir doch an, dass du nicht einfach so fragst. Sag schon, warum willst du wissen, wie viel ich schon getrunken habe!"
Emma seufzte. „Keine Ahnung, hier sind so viele Menschen und ich wollte wissen, ob du..."
„Ob ich was?", fragte er und trat einen Schritt auf sie zu. Seine Hände legten sich wie von selbst an ihren Hals und als sie seine Lippen näherkommen sah, schloss die Augen.
„Ob ich was, Emma?", wiederholte er.
Sie seufzte erneut. „Ob du mich küsst."
Er zog sie ein Stück näher an sich heran und küsste vorsichtig und sanft ihre Lippen.
„Ich kann es kaum erwarten nach Hause zu kommen", flüsterte er leise, als sie ihren Kopf gegen seine Brust sinken ließ und die Arme um seine Hüften schlang.
Sie spürte, wie seine Finger sich langsam unter ihr Top schoben und seufzte: „Ich auch nicht..."
„Am liebsten würde ich dich sofort hier ficken."
Emma blickte zu ihm hinauf. Der Alkohol machte sie mutiger als sie war und leise flüsterte sie: „Dann tu es..."
„Was?", fragte Leandro verblüfft. „Hier? Jetzt?"
Emma sah sich um. Nein, hier definitiv nicht, hier waren gefühlt hunderte Menschen. Sie sah, das zwischen dem Club und dem nächsten Haus ein schmaler Gang zu verlaufen schien, nahm seine Hand und zog ihn mit sich.
Vorsichtig lugte sie in den dunklen Gang hinein.
„Das ist doch nicht dein Ernst, oder?", fragte Leandro und lachte. „Du willst dich ernsthaft hier von mir nehmen lassen? In einer dunklen Gasse mitten in der Stadt?"
Verunsichert sah Emma ihn an. „Wieso nicht?"
Leandro lachte. „Wieso nicht?" Sie sah, dass er weiterhin grinste und wusste, dass er es ebenso wollte wie sie.
„Ja, wieso eigentlich nicht...?", sagte er dann und seufzte, als sie seine Hand nahm und ihn in die Gasse zog.
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Summer Affair
RomanceIhr Studium läuft schlecht, im Nebenjob wird sie gekündigt. Emma kann kaum das Haus verlassen, ohne eine Panikattacke zu bekommen seit ihr bester Freund Ben vor einem Jahr an Krebs gestorben ist. Die Einzige, die ihr Halt gibt ist ihre beste Freund...