- G E G E N W A R T -
„Was?", fragte Sofía verwirrt und richtete ihren Blick auf ihren Sohn.
„Oh scheiße", fluchte Alicia, als sie verstand, was passiert war.
Emma saß wie erstarrt auf ihrem Platz und krallte ihre Fingernägel unabsichtlich in Leandros Bein.
„Was soll das heißen?", fragte Sofía ihren Sohn erneut. „Enkelkind? Wir sitzen hier und plaudern und ihr sagt mir nicht, dass wir ein Enkelkind bekommen?"
Nicolás hob abwehrend die Hände und warf Leandro einen entschuldigenden Blick zu.
„Mamá", sagte er dann. „Johanna ist nicht schwanger..."
„Aliè, wieso sagst du so etwas denn dann?", fragte Sofía verwirrt.
Leandro atmete stoßartig aus. „Mamá, Papá", begann er dann leise. „Ich... ähm... also..." Er holte tief Luft. „Also... Emma und ich... wir...äh..."
„Leandro...", begann David und sah seinen Sohn fassungslos an. „Das kann doch nicht dein Ernst sein", fluchte er dann. „Erst Janine und jetzt...?"
„Carla ist wahrscheinlich nicht meine Tochter", warf Leandro ein. „Also, nichts erst Janine und jetzt."
Sofía schien sich schneller von dem Schock zu erholen, denn sie griff nach Emmas Hand und fragte sie: „Wie geht es dir denn? Alles in Ordnung? Alles okay mit dem Baby? Wie weit bist du denn?"
Emma atmete auf. „Ich... Es tut mir leid, dass wir es euch nicht sofort erzählt haben. Ich wollte euch erst kennenlernen und..."
„Schon gut, Schätzchen", unterbrach Sofía sie. „Also?"
„Mir geht es gut... Also ich habe ein wenig mit Übelkeit zu kämpfen, aber sonst ist alles gut. Mit dem Baby ist alles in Ordnung. Ich bin jetzt in der zehnten Woche."
„Zehnte Woche schon?", rief Sofía aus. „Und du sagst uns nichts, Leandro?"
„Er weiß es erst seit ein paar Tagen...", murmelte Emma beschämt und Sofía sah sie entsetzt an.
„Wie gesagt... ich hatte ein paar Probleme und... habe ihn nicht sofort angerufen... es ist definitiv meine Schuld. Ich hätte ihm eher Bescheid sagen müssen..."
„Was für Probleme können jemanden davon abhalten, Bescheid zu geben, dass man schwanger ist?", fragte David unüberlegt.
„Papà, bitte", sagte Leandro mit gesenkter Stimme. „Ich finde, das geht euch nichts an."
„Alles was dich betrifft, geht mich etwas an, Leandro."
„Ich wurde beinahe vergewaltigt", sagte Emma laut. „Und hatte danach einen Herzanfall und lag im Krankenhaus. Danach ging es mir nicht besonders gut."
Sie spürte Leandros Arm, der sich fester um ihre Schultern legte und seine Hand, die sanft über ihren Arm strich.
Sofías Blick wurde ganz weich und David sah zu Boden, ehe er an seinem Bier nippte.
„Tut mir leid, Emma", sagte er dann. „Wir wollten dich nicht bedrängen."
„Es überrascht uns nur zu erfahren, dass du schwanger bist", fuhr Sofía fort. „Ich meine, du wirst sicher verstehen, dass wir etwas skeptischer sind, seit... Seit wir wissen, dass die Möglichkeit besteht, dass Carla nicht seine Tochter ist. Und Leandro ist gerade einmal fünfundzwanzig. Und jetzt schon zum zweiten Mal zu hören, dass er Vater wird... Versteh mich nicht falsch, wir freuen uns. Aber es wäre uns lieber gewesen, wenn Leandro zuerst heiraten würde und dann irgendwann... Na ja, das ist wohl vorbei."
„Das verstehe ich", antwortete Emma. „Und ihr könnt uns glauben, uns wäre es auch lieber gewesen, wenn es so gelaufen wäre."
„Oh ja", seufzte Leandro. „Glaubt mir, ich bin aus allen Wolken gefallen, als Emma es mir gesagt hat."
„Und wie soll es jetzt weitergehen?", fragte Sofía. „Du legst das Studium nicht nochmal auf Pause, Leandro!"
„Soll er auch nicht", beeilte Emma sich zu sagen. „Er soll weiter studieren. Ich werde wohl eine Zeit lang zuhause bleiben, danach gibt es Möglichkeiten das Studium mit Kind zu beenden."
Ihr wurde bewusst, dass sie und Leandro bisher noch nicht darüber gesprochen hatten, wie es weitergehen würde. Wer bei ihrem Kind bleiben und wer studieren würde.
Für sie hatte in den letzten Tagen nur gezählt, dass sie Leandro und ihre Freunde wiederhatte.
„Ich studiere weiter", antwortete Leandro seiner Mutter. „Aber ich werde den Einsatz bei Ärzte ohne Grenzen absagen. Ich kann jetzt nicht für zwei Jahre ins Ausland gehen."
„Das ist auch vernünftig", sagte David. „Ich habe sowieso nichts von dieser Idee gehalten."
„Aber es wäre eine großartige Möglichkeit für ihn gewesen, David", sagte Sofía und seufzte. „Aber nein, mit einem Neugeborenen geht das nicht. Wann wirst du denn Post erhalten, wegen dem Vaterschaftstest, Leandro?"
Leandro seufzte und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich denke bald sollte das Ergebnis vorliegen."
„Ich verstehe nicht, wieso das wiederholt werden musste", sagte sie.
„Na ja, weil Janines Arbeitskollege nicht der Vater ist...", erklärte Leandro und Emma hatte das Gefühl, dass er dies seinen Eltern schon häufiger gesagt haben musste.
„Das heißt nicht, dass du der Vater bist", warf Alicia ein.
„Nun", sagte Leandro und hob abwehrend die Hände. „Da hast du Recht, aber offiziell bin ich noch als ihr Vater eingetragen."
„Was du sofort ändern lassen wirst, wenn das Ergebnis da ist", entgegnete David. „Wir kommen nicht für ein Kind auf, dass nicht von dir ist."
„Ja, dann würde ich das ändern lassen", antwortete Leandro. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Janine noch weitere Affären gehabt hat."
„Oh", sagte Nicolás und lachte. „Ich schon. Das Mädchen ist das Böse in Person."
„Nicolás", rügte David ihn. „So etwas sagst du bitte nicht."
„Was denn?", entgegnete Nicolás. „Es stimmt. Sie hat Leo das Kind angehangen und ihm nicht gesagt, dass es eventuell nicht seins ist. Die wollte doch nur unser Geld habe."
„Der Junge hat Recht", sagte Sofía nun. „Janine war schon immer sehr an unserem Ruf und unserem finanziellen Background interessiert. Weißt du noch, als sie wissen wollte, welchen Adelstitel Carla tragen würde und wie enttäuscht sie war, als wir ihr erklärt haben, dass sie keinen bekommt? Also, ich bin der Meinung, dass ihr nichts an Leandro lag. Und deshalb bin ich wirklich sehr froh, dass wir Johanna so gut kennen lernen konnten, ehe Nico sie heiratet. Und ich hoffe, wir können Emma auch so gut kennen lernen, wenn erstmal der Vaterschaftstest von dem Kind vorliegt."
„Was?", fragte Leandro entsetzt.
„Ja, glaubst du wirklich, dass wir noch einmal so unvorsichtig sein werden, wie bei Janine?", fragte Sofía zurück. „Nein, wir wollen, dass ihr einen Vaterschaftstest macht und wenn belegt ist, dass dieses Kind deins ist, dann bekommt ihr jede Unterstützung von uns, die ihr benötigt."
„Euch ist schon klar, dass es noch ungefähr sieben Monate dauert, bis das Baby da ist, oder?", fragte Leandro.
Emma legte sanft ihre Hand auf seinen Arm und lächelte Sofía an.
„Ist schon gut, Leo", sagte sie. „Deine Eltern haben Recht. Ihr braucht die Gewissheit, nachdem, was mit Carla war. Ich kann das verstehen. Ich bin nur nicht bereit den Test vor der Geburt durchführen zu lassen. Danach können wir das machen, Sofía."
Zufrieden lächelte Sofía und lehnte sich in ihren Stuhl zurück.
„Ich glaube", sagte sie. „Wir werden uns gut verstehen, Emma."
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Summer Affair
RomanceIhr Studium läuft schlecht, im Nebenjob wird sie gekündigt. Emma kann kaum das Haus verlassen, ohne eine Panikattacke zu bekommen seit ihr bester Freund Ben vor einem Jahr an Krebs gestorben ist. Die Einzige, die ihr Halt gibt ist ihre beste Freund...