Kurzer Aufenthalt

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"So, hier sind wir." meinte Robin und hielt den Streifenwagen vor einem großen Gebäude. "Nein! Kommt schon! Das könnt ihr nicht machen!" brüllte ich sie an. Cem brüllte mich zurück an: "Jetzt reicht's!" Ich war still und er fuhr in normaler Lautstärke fort: "Führ dich doch nicht auf wie ein Kleinkind, sondern nimm's wie n Mann. Das ist doch nicht so schlimm, was soll denn passieren?" Ich sagte nichts sondern schmollte. "Sollen wir dir die Handschellen runtermachen? Dann ist der erste Eindruck von dir bei den anderen Jungs und Mädchen sicherlich besser. Vielleicht hast du Glück und es gibt ein paar hübsche Mädchen, hm?" versuchte Cem mich aufzuheitern, doch ich fuchte nur zurück: "Wen interessiert's?" "Na dich. Also was ist, willst du die Handschellen dranlassen oder was?" "Nein..." "Na dann komm aus dem Wagen und ich mach sie ab. Los." Wiederwillig stieg ich aus und Cem machte mir die Handschellen ab. Dann brachten sie mich in das Büro des Heimleiters. Der Heimleiter erwartete mich bereits und wollte mir zur Begrüßung die Hand geben, was ich aber nicht erwiderte. "Du bist also Sidney. Freut mich. Ich bin Niclas, der Heimleiter. Das hier ist ein Jugendheim für Jungs und Mädchen im Alter von 13-18 Jahren. Derzeit haben wir 15 Jungs, mit dir jetzt 16, und 8 Mädchen. Du bist auf Zimmer 12 mit Isaac. Isaac wird dir dann auch alles hier zeigen." Ich blickte ihn ausdruckslos an und meinte dann: "Nicht nötig, ich habe eh nicht vor, länger hierzubleiben." Niclas lächelte verkniffen und Cem meinte: "Wenn du abhaust bring ich dich ins HFSEJ (Heim für schwererziehbare Jugendliche)." "Pfff, wenn ich abhaue bekommt ihr mich nicht mehr! Dann bin ich weg!" "Glaubst du? Wir finden jeden." meinte Robin und ich verdrehte die Augen: "Ja ja, leck mich." Niclas griff ein: "Sooo, also ich bring dich jetzt auf dein Zimmer. Ich bin sicher dass es dir hier gefallen wird." "Glaube ich nicht..." Niclas ging vor und ich trampelte ihm mit meinem Rucksack über der Schulter nach. Vor Zimmer 12 hielt er und meinte: "So, Willkommen in deinem Reich." Ich machte die Türe auf und betrat einen relativ großen Raum. Links und rechts in den Ecken stand ein Bett, dazwischen an der Wand zwei Schreibtische. Gegenüber von den Betten standen in den Ecken Schränke. Insgesammt war das Zimmer gut auf jugendliches Alter eingerichtet. Es gab sogar ein Bad mit Dusche und allem. Auf dem rechten Bett saß ein Junge, der aufstand, als er mich sah, und mir die Hand gab: "Hey, ich bin Isaac." "Sidney, nenn mich Sid." "Okay Sid. Dass Bett hier, und der Schrank hier, gehört dir." "Danke." Isaac kam sehr nett rüber und ich legte meinen Rucksack auf mein Bett. Niclas meinte: "So, ihr scheint euch zu verstehen. Ich lass euch mal in Ruhe. Wir sehen uns beim Abendessen." Er ging und ich redete mit Isaac. Er flüchtete aus dem Iran nach Deutschland über das Meer, wobei seine Eltern über Bord gingen und wie viele andere ertranken. Isaac konnte gut damit umgehen, was mich beeindruckte. Als wir fertig geredet haben, fragte Isaac: "Willst du dein Zeug nicht auspacken?" Ich schüttelte den Kopf: "Ne, ich bleibe nicht lange hier." "Wie, bist du schon adoptiert worden oder was?" "Nein nein, ich hau heute Abend ab." "Echt?" "Ja." "Und wie willst du das anstellen?" "Ich hau halt ab und fahre dann mit dem Zug irgendwo hin. Willst du mit?" "Nein, mir gefällt es hier. Wenn ich dir n Tipp geben darf... Die Kontrollieren in der Nacht jede Stunde. Ich würde um halb 11 abhauen, da sind die mit dem Rundgang fertig und kommen vor 11 nicht mehr aus dem Bereitschaftsraum raus. Und geh über den Hintereingang raus. Der Vordere wird überwacht." Ich zog die Augenbrauen hoch: "Oha, danke man." "Kein Ding Bruder, aber pass auf dich auf." "Klaro." Wir redeten noch weiter, bis es Abendessen gab. Ich aß sehr viel, da ich nicht wusste wann ich zunächst was zu Essen bekam, was zur Folge hatte dass mir danach sehr schlecht war. Ich nahm mir auch drei Wasserflaschen mit, die ich mir im Zimmer in den Rucksack packte. Um viertel nach 10 war die erste Kontrolle. Dann packte ich meinen Rucksack zusammen und schlich mich um halb 11 aus dem Zimmer. Isaac hatte mir den Weg zum Hinterausgang beschrieben und ich fand ihn problemlos. Dann war ich draußen. Ich begann zu laufen. Durch den dunklen Park Richtung Bahnhof. Ich brauchte eine halbe Stunde bis zum Bahnhof, was länger war als gedacht. Dann sah ich die Züge an. Der beste war nach Regensburg, in Bayern. Also kaufte ich mir ein Ticket. Bis der Zug kam musste ich noch fast zwei Stunden warten. Ich legte mich an eine Mauer und benutzte meinen Rucksack als Kopfkissen. Ich stellte mir am Handy einen Wecker und schlief dann ein.

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