Bewusstlos

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"Sidney. Kannst du mich hören? Hey." Eine Männerstimme holte mich aus der Bewusstlossigkeit. "Bist du wach? Na komm." Langsam blinselte ich und die Stimme meinte: "Da ist er ja wieder. Sidney, mach mal die Augen ganz auf. Na komm." Er setzte einen Schmerzreiz, worauf ich stöhnte und seine Hand wegschob. "Das magst du nicht, hm. Na komm, werd mal wach." Ich öffnete meine Augen und brauchte kurz um zu realisieren, dass Sanitäter und ein Arzt um mich herum waren. "Heyyyy, ich bin Phil Funke, der Notarzt." Ich begann hektisch um mich zu schauen und zu hyperventilieren. Phil legte seine Hand auf meine Brust, doch das verschlimmerte alles nur. Ich begann um mich zu schlagen, doch mehrere Personen hielten mich fest und ich war viel zu schwach. Phil gab Anweisungen: "Franco, Zugang und Beruhigungsmittel vorbereiten bitte. Sidney, schau mich an. Ganz ruhig. Wir sind hier um dir zu helfen, wir tun dir nichts. Du warst bewusstlos, deswegen sind wir hier." Während er mir mir redete, nahm er eine Hyperventilationsmaske, die er mir aufs Gesicht drückte. Erst wehrte ich mich dagegen, dann ließ ich es aber zu. Meine Atmung beruhigte sich und ich konnte wieder klarer denken. "So ist es gut. Schön weiter atmen." sagte Phil und nahm die Maske von meinem Gesicht. Dann nahm er meine Hand und mir war klar, was kommen würde. Ich versuchte dich Panik zu unterdrücken, doch es gelang mir kein bisschen. Ich riss meine Hand weg und versuchte vom Rettungsdienst wegzurutschen. Wieder hielten mich mehrere Hände fest und Phil desinfizierte meine Hand. Ich musste vor Angst anfangen zu weinen und presste meine Augen zusammen. Dann meinte Phil plötzlich: "Sooo, geschafft. Das hast du wirklich gut gemacht. Schaust du mich wieder an? Komm schon." Ich war verwundert. Hatte er den Zugang schon gelegt? Ich habe garnichts gespürt. Langsam öffnete ich die Augen und mein Blick wanderte zu meiner Hand, in der wirklich ein Zugang steckte und eine Infusion angeschlossen war. Phil sage: "Schau mich an, nicht den Zugang. Ich habe dir Beruhigungsmittel gegeben und jetzt bekommst du noch Flüssigkeit, damit du mal wieder n bisschen fitter wirst. Später musst du ein bisschen was essen und dann wird das wieder." Ich werde garantiert nichts essen, dachte ich mir. Es war schon schlimm genug, dass sie mir Flüssigkeit gaben. "Ich will das nicht." flüsterte ich mit zitternder Stimme und Phil meinte: "Ich weiß." Phils Hand wanderte an meinem Arm herunter zu meinem Handgelenk, wo er den Puls maß. Er schien nicht gerade zufrieden. Das änderte sich aber mit der Zeit, denn ich wurde durch das Beruhigungsmittel viel ruhiger, was Phil an meinem Puls merkte. "So, kannst du aufstehen? Ganz langsam?" Ich richtete mich auf. Mir war sehr schwindelig und ich zitterte komplett. "Schau, du musst dich nur kurz hier auf die Trage legen, dann hast du es geschafft. Ich weiß es ist für dich Angstrengend." sagte Phil und griff mir unter die Arme. "Drei, zwei, eins, und hoch." Er zog mich hoch und ich stand extrem wackelig auf meinen Beinen. Phil führte mich zur Trage, auf die er mich legte und ein Sanitäter gurtete mich fest. Das passte mir nicht, aber ich war viel zu entkräftet um mich dagegen zu wehren. Sie fuhren mich raus und verluden mich in den RTW. Dort verkabelte Phil mich mit ein paar Geräten, dann ging es los zum Krankenhaus. Phil fragte mich: "Wie lange hast du nichts gegessen?" Ängstlich sah ich ihn an. "Schon gut, ich will es nur wissen." meinte er und ich sagte leise: "Fast zwei Wochen." Phil nickte. "Und getrunken?" "Auch." Phil seufzte: "Aber warum denn Sidney?" "Streik..." "Hungerstreik?" Ich nickte und Phil schüttelte nur seinen Kopf. Dann waren wir am Krankenhaus angelangt. Sie luden mich aus dem RTW aus und brachten mich in den Schockraum. Phil machte die Übergabe, während sie mich auf die Liege hoben: "So Markus, wie haben hier Sidney Jones, 15 Jahre alt, Zusammenbruch im HFSEJ weil er zwei Wochen lang nichts gegessen oder getrunken hat wegen einem Hungerstreik. Laut Betreuer ist er labil und er hat extreme Angst vor Ärzten etc. Er hat deswegen Beruhigungsmittel bekommen, jetzt geht es einigermaßen, und Flüssigkeit haben wir ihm auch geben." Markus nickte und meinte: "Ja ja, Sid, hm? Wir kennen uns bereits." Phil sah ihn fragend an und Markus erklärte lächelnd: "Hab ihn mal gefunden, da hatte er ein paar Promille zuviel, stimmt doch Sid, oder?" Ich ignorierte ihn und Phil meinte: "Okay, dann gehen wir mal wieder. Ich wünsch dir alles Gute Sidney." Phil ging und Markus holte sich einen Stuhl an die Liege und meinte: "So Herr Jones, Hungerstreik also." Er wartete auf eine Reaktion, die ich ihm aber nicht gab. "Wie geht es dir jetzt?" fragte er, doch ich gab keine Antwort. "Du musst schon mit mir sprechen." "Mir geht es gut..." "Ah ja. Streck mal deine Hand aus." Ich tat was er mir sagte. Meine Hand zitterte stark und ich ließ sie wieder sinken. "Sieht echt aus, als ob es dir gut gehen würde." lächelte er ironisch. "Das ist weil ich Angst habe." "Nein, sonst würdest du nicht mit mir reden und außerdem hast du ziemlich viel Beruhigungsmittel bekommen. Das zittern hast du, weil du erstens total entkräftet bist, zweitens weil du vermutlich die letzten Tage kaum geschlafen hast und drittens bist du dehydriert. Das sollte sich aber bald ändern. Du musst jetzt was essen. Ich bring dir was, was willst du?" Ich schüttelte den Kopf und Markus meinte: "Du kannst schon verweigern, aber dann gibt es ne Magensonde. Also?" Ich sagte nichts und Markus sagte: "Ich kann dir sagen, dass du eine Magensonde wirklich nicht willst. Das ist extrem unangenehm. Das will ich dich nicht antun, du hast schon genug Angst. Ich hol dir einfach was."

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