Trauer

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Ich heulte wegen so ziemlich allem. Tote Kaninchen, leere Zigarrettenschachteln, gute Musik die noch nicht erfunden worden ist, ekliges Essen, ich redete und weinte ohne Pause und Alex war nur am nicken und sagte ab und zu mal: "Mhm." Er hörte mir nicht zu, sondern war dabei, Sachen auf seinem Tablett auszufüllen. Als er fertig war, legte er das Tablet beiseite und meinte: "Jetzt beruhig dich doch mal. Du bekommst ja kaum noch Luft. Erzähl mir doch lieber warum du wieder abgehauen bist." Weinend erzählte ich ihm: "Hat es dir Cem schon erzählt? Dass er den Jungen aufnimmt?" Alex nickte. "Ich finde das scheiße! Ich will das nicht! Er ist mein Ersatz und ihr werft mich bestimmt bald raus! Ich will bei euch bleiben! Ihr könnt mich doch nicht einfach ersetzen!" Alex nahm meine Hand und sagte: "Hör mir zu, ja? Keiner will dich ersetzen. Du bleibst bei uns. Wir werfen dich nicht raus. Du kannst solange bleiben, wie du willst. Wir sind doch Freunde." Ich schluchzte: "Wirklich?" "Ich verspreche es. Und jetzt beruhige dich bitte. Es ist alles gut." Ich schüttelte den Kopf. Fragend sah Alex mich an. Ich begann wieder stärker zu weinen: "Meine Familie ist tot! Sie sind alle tot! Einfach weg! Sie kommen nicht mehr! Nichts ist gut! Ich habe die ganze Zeit Angst dass wieder wer stirbt, der mir wichtig ist! Die ganze Zeit!" Alex nickte: "Okay, ich verstehe. Aber weißt du was? Deine Familie ist erst richtig tot, wenn du sie vergessen hast, und das wird nicht passieren." "Ich will doch einfach nur zu ihnen! Ich will sie doch einfach nur wieder sehen..." Alex dachte kurz nach und sagte dann vorsichtig: "Meinst du nicht, dass deine Eltern und deine Geschwister wollen, dass du weiterlebst? Ich denke nicht dass sie dich bei ihnen haben wollen. Sie wollen, dass du noch viel erlebst und Sachen machst. Stimmt doch, oder?" "Ja... Aber ich weiß nicht ob ich das kann..." "Du schaffst das! Wir sind da um dir zu helfen. Und der Schmerz wird irgendwann weniger. Vertrau mir." Ich weinte und Alex legte mir seine Hand auf meine Schulter. Ich beruhigt mich und kurze Zeit später sagte Alex: "Wir sind da." Ich wurde ausgeladen und in die NA geschoben. Markus kam auf uns zu und fragte Alex: "Was ist es diesmal?" "Er ist total besoffen, ist hingefallen und hat einen Cut auf der Stirn, Platzwunde am Hinterkopf und einen langen Schnitt am Arm. Vorher ist er aus dem RTW rausgefallen, deswegen hab ich ihm ein Stifneck angelegt. Er ist n bisschen durch den Wind. Ich hab ihm erst Beruhigungsmittel gegeben weil er sehr aggressiv war, dann war er total auf Party und ich hab ihm noch eins nachgegeben. Jetzt ist er grad in ner Trauerphase, keine Ahnung. Ist grad aber wie n Lämmchen und erzählt dir alles was du willst. Ich will dir nicht reinreden, aber ich glaube es ist für euch beide stressfreier, wenn du ihn schlafen legst. Es muss n Röntgen und n MRT gemacht werden. Außerem gehört der Arm genäht und der Cut getaped." Markus nickte langsam: "Okaaaaay. Gut, danke." ER meinte zu mir: "Mein guter Freund Mister Jones. Hi. Was hast du denn schon wieder angestellt, hm?" Er redete auf mich ein. Währenddessen gab er mir Schlafmittel und ich war innerhalb ein paar Sekunden weg.

Als ich wieder zu mir kam, spürte ich eine Hand auf meiner. Ich bewegte mich leicht und eine Stimme sagte: "Ich bin's, Erin. Alles gut." Ich öffnete meine Augen und lächelte sie an. Dann realisierte ich, dass ich im Krankenhaus war. Ich setzte mich schnell auf und begann schneller zu atmen. "Sid, alles ist gut. Cem kommt gleich und dann darfst du nach Hause." "Was ist passiert?" fragte ich und sie meinte: "Ich weiß es selbst nicht genau." Ich legte mich wieder zurück und atmete tief durch. Dann ging die Tür auf und Cem kam herein. Er sah dass ich wach war und meinte: "Hey. Wie gehts dir?" "Ganz okay." Erst jetzt sah ich, dass mein Arm verbunden war. Ich meinte: "Scheiße. Wollte ich..." Cem unterbrach mich: "Nein, du wolltest dich nicht umbringen. Ich erzähl dir alles im Auto, ja? Fahren wir heim?" Ich nickte und stand langsam auf. Mein Kopf pochte etwas und ich war noch etwas wackelig unterwegs, aber sonst war alles okay. Wir gingen raus ins Auto und fuhren los. Erin kam mit und wir setzten sie bei ihr Zuhause ab. Dann fuhren wir weiter nach Hause und Cem erzählte mir, was vorgefallen war. Ich hatte einen kompletten Filmriss und wusste ab dem Zeitpunkt wo ich getrunken hatte nichts mehr. Als wir Zuhause ankamen, ging ich ins Wohnzimmer, wo Alex saß. "Wieder fit?" fragte er und ich nickte. "Du warst ganz schön betrunken..." Verlegen starrte ich in den Boden und Alex sprach weiter: "Du hast mir im RTW ein paar Dinge erzählt, deine Sorgen und so. Da können wir wann anders drüber reden." "Passt schon." meinte ich und fragte Cem: "Wann kommt dieser Junge?" "Übermorgen Vormittag hole ich ihn ab." Ich nickte und verschwand etwas frustriert in meinem Zimmer. Mir war allerdings langweilig und so beschloss ich, einen heimlichen Ausflug in den Skatepark zu machen. Ich schlich mich mit meinem Skateboard aus dem Haus und fuhr zum Skatepark. Natürlich waren meine Freunde auch da und wir gingen wieder an unsere Grenzen. Bei einem Impossible flug ich dumm auf meinen Arm, der ja genäht worden ist. Ich spürte deutlich, dass ein Teil wieder aufriss und es tat höllisch weh. "Ah, fuck!" rief ich und ein paar Jungs kamen sofort. Ich erklärte ihnen was los war und einer meinte: "So kannst du aber nicht skaten, oder?" Ich schüttelte den Kopf: "Habt ihr was für mich?" Ein anderer meinte: "Ich kann dir Oxy verkaufen. Da spürst du garnichts mehr." "Oxy?" fragte ich nach und der Junge meinte: "Oxycodon. Pillen. Machen aber süchtig. 50 für 100€." "Gib das Zeug her." meinte ich und holte einen 100er aus meinem Geldbeutel. Ich bekam die Packung Pillen und schmiss mir eine ein. Tatsächlich waren die Schmerzen keine 2 Minuten später weg. Ich spürte sie garnicht mehr, und so fuhr ich weiter. Es blutete zwar ein wenig, doch das störte mich nicht groß. Der Verband war irgendwann durchgeblutet und ich machte einen neuen dran. Ich flog noch ein paar mal leicht hin, doch dann legte es mich richtig blöd auf meinen unverletzten Arm. Ich merke sofort dass der Ellenbogen ausgekugelt war. Schmerzen hatte ich logischerweise aber keine. Ich meinte: "Jungs? Kann mal schnell wer einrenken? Einfach kräftig anziehen und fertig."

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