Als ich wieder wach wurde, war Cem bei mir. Ich war noch immer fixiert und fing an, daran zu rütteln. Cem seufzte, stand auf und setzte sich neben mich aufs Bett. "Was ist denn los mit dir?" fragte er, doch ich beachtete ihn nicht, sondern versuchte meine Hand aus der Schlinge zu ziehen. "Sid...bitte rede mit mir." Ich sah auf und meinte: "Es gibt nicht viel zu reden..." "Warum bist du so ausgetickt Sid?" Ich drehte meinen Kopf weg und biss mir auf die Lippe. "Du hast gesagt, du wärst schuld. Warum? Was ist passiert? Du kannst nicht schuld sein, die Polizei hat gesagt, dass die Autofahrerin über die rote Ampel gefahren ist." Ungläubig sah ich ihn an: "W...was?" "Sie hat auf ihr Handy geschaut und hat die Ampel übersehen. Zu schnell war sie auch." Ich war erleichtert, doch dann sagte Cem: "Will geht es nicht gut. Er wird beatmet und hat schwere verletzungen. Die Ärzte sagen 50/50. Wenn er seine Schutzkleidung angehabt hätte, wär es nicht mal halb so schlimm geworden... Ich kauf euch die doch nicht zum Spaß! Du hast sie auch nicht getragen!" Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn ich nicht gewesen wäre, würde es ihm jetzt gehen. Ich zerrte wieder an der Fixierung herum und stemmte mich dagegen, aber es war sinnlos. "Sid... Lass es doch, später wirst du losgemacht." "Halt die Schnauze! Halt einfach dein scheiß Maul! Mach mich los!" rasrete ich aus und riss wie wild an den Teilen herum. Cem versuchte mich vergeblich zu beruhigen. Dann ging die Tür auf und Mirko stand plötlich da. Er meinte zu Cem: "Oh Oh, er ist grad voll in Fahrt, hm? Ich red mal mit ihm." Cem nickte und ging raus. Mirko chillte sich auf einen Stuhl und wartete ab. Irgendwann gab ich auf und lag schwer atmend im Bett. "So, haben wir uns beruhigt?" fragte er lächelnd und ich ignorierte ihn. Er sagte ernst: "Ich hab Sachen gehört, die ich nicht so prickelnd finde..." Ich schnaubte und ballte meine Hände zu Fäusten. "Wenn du dich entspannst, mach ich dich los, okay?" meinte Mirko und ich fauchte: "Ja dann mach!" "Ich hab gesagt wenn du dich entspannst. Fahr mal paar Gänge runter." "Du kannst mich mal! Fick dich! Mach mich los!" schrie ich ihn an und riss wieder an den Fesseln herum. Mirko wartete wieder bis ich mich beruhigt hatte und sagte dann: "Ich sag dir jetzt was, okay? Du hast es in der Hand. Rede mit mir, oder lass es, aber dann weise ich dich direkt ein." "Was? Nein! Warum?" "Schau mal, du wolltest dich schon wieder umbringen, bist total aggressiv und hast dich nicht im Griff. Du bist nicht umsonst fixiert." Ich war still. In die Psychatrie wollte ich auf keinen Fall. "Sehr schön. Erzählst du mir was passiert ist?" fragte Mirko ruhig und ich begann von dem Unfall zu erzählen. Am Ende meinte Mirko: "Irgendwer hat mir gesagt dass du gesagt hast, dass du Schuld bist. Warum denkst du dass?" Ich spannte mich sofort wieder an. Mirko beobachtete mich genau. Nach einiger Zeit meinte ich leise: "Ich hab ihn ausgelacht weil er sich die Schutzkleidung anziehen wollte... Dann hat ers gelassen..." Mirko nickte: "Okay, danke dass du es mir gesagt hast. Das war natürlich nicht die beste Idee, aber du konntest ja nicht wissen was passiert und hattest auch nicht die Idee mit dem Rennen. Dich trifft keine Schuld. Er hätte sich ja trotzdem seine Schutzkleidung anziehen können. Anders wär es gewesen, wenn du ihm die weggenommen hättest oder sonst was, aber die Entscheidung lag bei ihm. Verstehst du?" Mittlerweile heulte ich. Ich nickte und Mirko fuhr fort: "Ich kann verstehen dass es dir damit echt scheiße geht, aber deswegen kannst du dich doch nicht umbringen. Will braucht dich doch, gerade jetzt." "Wenn er stirbt, ich schaff das nicht..." Mirko blieb still, weswegen ich weiterredete: "Ich hab Will gehasst. Aber iwie ist er doch n Bruder für mich geworden, auch wenn wir uns trotzdem geschlägert haben." Mirko nickte und ich fragte verheult: "Kannst du mich jetzt endlich befreien?" Mirko zögerte und war deutlich unsicher: "Du versprichst dass du keine Scheiße baust?" Ich nickte und er machte sich seufzend daran, mich von den Fixierungen zu lösen. Als er fertig war, meinte ich: "Danke." und setzte mich auf. Dann stand ich auf. "Wo willst du hin?" fragte Mirko sofort und ich meinte: "Zu Will natürlich." "Ich weiß nicht ob dass die beste Idee ist..." "Doch." meinte ich entschlossen und ging wackelig los Richtung ITS. In Zimmer 5 fand ich Will. Ich trat rein und versteinerte in der Tür. Der Anblick war nur schwer zu ertragen. Unzählige Kabel hingen an ihm, er war leichenblass und an vielen Stellen war die Haut offen. Sein Brustkorb war von der Reanimation tief blau. Er hätte in einem Horrorfilm mitspielen können. Langsam trat in einen Schritt weiter in das Zimmer. Stumm ronnen mir Tränen über das Gesicht. Ich konnte meinen Blick nicht von Will wenden. Innerlich zeriss mich der Anblick in tausende Fetzen. Ich bewegte mich nicht, atmete nur immer schneller. Mirko stand hinter mir und meinte leise: "Wir sollten wieder gehen... Na komm." Ich bewegte mich nicht. Er legte seine Hand auf meine Schulter und sofort wurde mir alles zuviel. Ich fuhr herum, schlug seine Hand weg und begann weinend zu schreien: "Lass mich verdammt! Warum könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen? Kümmert euch um ihn! Nicht um mich! Ich hab das nicht verdient! Ich tu nur jedem weh!"
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Nichts wie vorher
FanfictionDer 15-jährige Sidney, genannt Sid, ist ein echter Musterschüler. Nur gute Noten, immer höflich, freundlich und auch Zuhause ist das nicht anders. Doch als seine Familie bei einem Unfall ums Leben kommt, ändert sich alles schlagartig. Er fällt psych...