In der Nacht wachte ich schweißgebadet auf. Ich hatte wieder von meiner Familie geträumt. Diesmal belastete der Traum mich mehr als die anderen Male. Ich lag lange wach im Bett und dachte über alles nach. Ich weinte und fiel wieder in ein psychisches Loch. Ich ging ins Bad um mir das Gesicht zu waschen, als mein Blick auf den Rasierer ging. Ohne weiter nachzudenken brach ich ihn kaputt und nahm mir die Klingen. Dann ging ich wieder zurück in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und spielte mit den Klingen in meiner Hand herum. Das letzte mal hat sich befreiend angefühlt, ich wusste jedoch, dass das keine Lösung ist. "Was habe ich zu verlieren?" sagte ich mir und setzte an meinem Arm an. Ich zog ein paar mal durch, bis es mir wieder besser ging. Ich versteckte die Klingen und legte mich wieder ins Bett. Diesmal konnte ich besser einschlafen.
Am nächsten Morgen weckte Cem mich. "Hey. Es gibt gleich Frühstück. Kommst du?" Ich schüttelte den Kopf: "Ich esse nach dem Training. Ich geh in den Fitnessraum." "Okay, aber ich will später noch mit dir reden, ja?" Ich nickte und wartete, bis Cem mein Zimmer verlassen hatte. Dann zog ich mir meine kurze Trainingshose an. Da ich immer Oberkörper frei trainierte, zog ich mir zum runtergehen eine Jacke über, damit keiner die Schnitte oder die zwei Hämatome an meinem Bauch sehen konnte. Dann ging ich runter in den Fitnessraum. Dort zog ich meine Jacke aus und begann zu trainieren. Ich passte nicht auf und plötzlich ging die Tür auf und Cem stand im Raum. Er sah meine Hämatome und die Schnittverletzungen. Allerdings überging er diese und meinte: "Ich wollte doch mal mit dir Trainieren. Kannst du mich n bisschen Coachen?" Ich willigte ein, da ich eh nicht mehr trainieren konnte da mein Bauch zu sehr weh tat. Ich zog mir meine Jacke an und gab Cem Trainingstipps und zeigte ihm effektive Übungen. Er war allerdings ziemlich schnell an seine Grenze gelangt und beendete das Training. Ich ging hoch duschen und zog mir danach einen Pulli und eine kurze Joggingshort an. Als ich wieder runter ging, sah ich das Cem mit Alex redete. Als sich mich sahen brachen sie das Gespräch ab und Cem ging hoch. Ich setzte mich langsam auf die Couch, wo ich dummerweise mein Gesicht etwas verzog, da mein Bauch sich bemerkbar machte. Alex sah dies und kam auf mich zu. Ein paar Schritte vor mir blieb er stehen und fragte: "Ist der Abstand okay?" Ich spürte mein Herz schneller pochen und die Angst kam etwas, aber es hielt sich noch in Grenzen, deshalb nickte ich. Alex lächelte leicht, dann meinte er: "Cem meinte dass du verletzt bist." Ich schüttelte meinen Kopf: "Da muss er sich getäuscht haben." "Na ja, dein Auge ist blau und du hattest gerade Schmerzen als du dich hingesetzt hast." Er sah mir in die Augen und wie immer wich in seinen Blicken aus. "Ich weiß dass du verletzt bist. Darf ich?" fragte er und deutete auf den Platz auf der Couch neben mir. Zögerlich nickte ich und er setzte sich langsam neben mich. "Tut dir dein Kopf weh?" fragte er und ich schüttelte den Kopf. "Und was hast du am Bauch?" Ich überlegte ob ich die Wahrheit sagen sollte, was Alex deutlich merkte. "Sei bitte ehrlich. Ich will dir nichts tun, will dich nicht schimpfen, ich will mich nur versichern dass es dir gut geht." "Gut geht es mir schon lange nicht mehr..." murmelte ich und hoffte, dass Alex es nicht verstand, doch er hörte es. "Ich weiß..." meinte er. "Das ist auch der Grund für spezielle Verletzungen an deinem Arm, die Cem gesehen hat, richtig?" "Welche speziellen Verletzungen?" stellte ich mich dumm und Alex lächelte nur sanft als Antwort. Als ich nicht darauf reagierte, fragte er: "Darf ich dich kurz durchchecken? Ich tu dir auch nichts. Ich bin ganz vorsichtig." Ich haderte mit mir. Eigendlich wollte ich das auf keinen Fall, doch früher oder später sieht er es eh. Also nickte ich unsicher. Alex machte sich langsam daran, meinen Kopf abzutasten. Er schien zufrieden und fragte dann: "Legst du dich bitte auf die Couch? Ich will mir deinen Bauch anschauen." Ich legte mich auf die Couch und ich begann zu zittern. Ich fing auch an zu schwitzen, die Angst vor Ärzten machte sich wieder bemerkbar. "Ganz ruhig, ich schau nur." meinte Alex und zog meinen Pulli hoch und sagte kurze Zeit später: "Sieht nicht schlimm aus, darf ich mal abtasten?" Unsicher sah ich ihn an. "Ich weiß es ist viel verlangt. Ich kann schon froh sein, dass ich überhaupt so nah bei dir sein kann, aber es würde mich beruhigen, wenn ich weiß, dass mit deinem Bauch alles okay ist. Ich hör auch sofort auf wenn es bei dir nicht geht." Ich stimmt zu und Alex tastete vorsichtig meinen Bauch ab. Dann fasste er auf eins der Hämatome. Aus Reflex schlug ich seine Hand weg und er nahm sofort die Hände hoch: "Alles gut. Tut mir leid. Ich kann mir denken dass das weh tut. Ich fasse nicht mehr hin." Er wartete kurz, bs ich mich wieder etwas beruhigt hatte, dann meinte er: "Nun zum wichtigsten, dein Arm. Gibst du ihn mir bitte?" "N...Nein!" "Sid... Verstecken bringt auch nichts. Ich weiß dass es dir unangenehm ist, aber was auch immer da unter deinem Pulli ist, es könnte sich entzünden. Das ist dann kein Spaß mehr. Bitte gib mir deinen Arm." Während ich noch innerlich mit mir kämpfte, hatte sich Alex schon meinen Arm genommen und den Ärmel hochgekrempelt. "Oh man, das ist noch relativ frisch, hab ich recht? Ca. 6 Stunden alt." Ich sagte dazu garnichts, sondern wollte ihm meinen Arm entziehen, doch er hielt ihn fest und meinte: "Sch sch sch... Alles gut. Lass mich gucken." Ich gab auf und lies Alex die Wunden anschauen und verbinden. Dann sagte er: "Gut gemacht. Das wars schon. Danke dass du mich machen lassen hast." Er stand auf und ging.
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Nichts wie vorher
FanfictionDer 15-jährige Sidney, genannt Sid, ist ein echter Musterschüler. Nur gute Noten, immer höflich, freundlich und auch Zuhause ist das nicht anders. Doch als seine Familie bei einem Unfall ums Leben kommt, ändert sich alles schlagartig. Er fällt psych...