Ein neues Bündnis

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Vor ihr füllten die Dienerinnen den Waschzuber. Noch mit ihrem Nachthemd bekleidet stand Firiel im Badezimmer ihres Gemaches. Sie hatte diese Nacht nur wenig und sehr unruhig geschlafen. Von dem Frühstück, das ihre Dienerinnen ihr gebracht hatten, hatte sie kaum ein paar Bissen herunter bekommen. Ihr Magen schien auch jetzt noch vor Aufregung alles wieder von sich geben zu wollen. Heute war der Tag ihrer Vermählung mit Arvedui gekommen.

Als der Zuber voll war, halfen die Dienerinnen Firiel aus ihrem Nachthemd. Langsam ließ sie sich in das angenehm warme Wasser gleiten. Die Wärme sorgte tatsächlich dafür, dass sich die Prinzessin ein wenig entspannte. Seufzend lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Schritte erklangen, als die Frauen den Raum verließen, um ihr etwas Zeit alleine zu gönnen. Einige Zeit blieb Firiel mit geschlossenen Augen in dem Wasser liegen. Sie konzentrierte sich lediglich auf ihren Atem. Der Duft von Rosen stieg ihr in die Nase. Scheinbar hatten die Dienerinnen das Badewasser mit Ölen parfümiert.

Doch lange konnte sie ihr Bad nicht genießen. Der Gedanke an die bevorstehende Zeremonie drängte sich nur allzu bald in den Vordergrund. Firiel schlug die Augen auf und setzte sich aufrecht hin. Unbehaglich schlang sie die Arme um ihre Knie und stützte das Kinn auf. Sie hatte Angst. Und auch wenn sie es in der letzten Zeit geschafft hatte, nach außen hin ruhig und gefasst zu wirken, so war sie doch verängstigt und panisch vor ihrer eigenen Hochzeit. Wie würde es sein, mit Arvedui zusammen zu leben? Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe, als sie an den riesenhaften, wild aussehenden Fremden dachte.

Heute Mittag würde sie getraut werden, dann würden sich die Feierlichkeiten über eine Woche hin ziehen, mit denen das neue Bündnis gefeiert werden würde. Und dann... Dann würden Arvedui, Firiel und ihr Gefolge nach Norden aufbrechen, denn der Weg war weit und Arvedui wollte vor dem Winter in seiner Heimat ankommen. Firiel schluckte. Alles in ihr verkrampfte sich und sie fühlte sich, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. Um sich abzulenken, griff sie nach einem Schwamm und begann, ihre Haut zu schrubben.

Nach einiger Zeit betraten die Dienerinnen wieder das Zimmer und begannen, Firiel die Haare zu waschen. Schweigend verrichteten sie ihre Arbeit und die Prinzessin war ihnen dankbar dafür. Während sie ihre Gedanken auf ihre Freunde und ihre Brüder lenkte, spürte sie, wie warmes Wasser durch ihr Haar rann und kräftige Hände sanft ihre Kopfhaut massierten.

Nachdem das Waschen beendet war, stand Firiel auf und stieg aus dem Zuber. Die Frauen reichten ihr ein weiches Tuch, mit dem sie sich abtrocknen konnte. „Kommt, Herrin.", sagte ein der Dienerinnen, eine alte Frau mit welker Haut und grauem Haar, das zu einem strengen Knoten gebunden war. Sie führten Firiel zurück in ihr Schlafzimmer, wo auf dem Bett das Hochzeitskleid ausgebreitet war. Für einen Moment hielt Firiel erstaunt die Luft an. Es war wunderschön. Sie wusste, dass jede junge Frau in Minas Anor vor Neid erblassen würde, bei diesem Kleid. Die alte Frau sah sie wohlwollend von der Seite an. „Gefällt es euch?", fragte sie lächelnd. Firiel nickte stumm.


Auf einen Wink der Dienerin traten die anderen Frauen an das Bett heran und hoben das Kleid an. Dann begannen sie Firiel anzukleiden. Zuerst kam ein strahlend weißes, schlichtes Kleid aus Seide. Es hatte einen leichten Ausschnitt und lange Ärmel. Die Säume waren mit Goldfäden bestickt. Darüber kam ein Überkleid aus karmesinroter Seide. Auch dieses war mit feinen Goldfäden bestickt. Vorne auf Höhe der Hüfte wurde es mit einer Schließe zusammen gehalten, darüber und darunter ließ es den Blick auf das Unterkleid frei. Es hatte einen weiten Rock, der hinter Firiel über den Boden schleifte. Die Ärmel wurden ab den Ellenbögen sehr weit und fielen an den Armen herab. Zum Schluss wurde ein eleganter Gürtel aus goldenem Stoff um Firiels Hüften gelegt.

Als sie angekleidet war, ließ Firiel sich auf einem Stuhl nieder, damit die Frauen sich mit ihren Haaren befassen konnten. Trotz der Angst und dem Unwillen, Arvedui zu heiraten, verspürte sie so etwas wie Stolz bei dem Gedanken, dass sie in diesem wunderschönen Kleid heiraten würde.

Die letzte KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt