Die Schlacht um Fornost

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Das laute Trommeln der Pferdehufe erfüllte die Luft. Über den Hals seines Pferdes gebeugt, jagte Arvedui die Straße in Richtung der Stadtmauern entlang. Neben ihm ritten sein Sohn und Mithrandir. Ihnen folgten die letzten berittenen Soldaten von Fornost. Manche von ihnen schlossen sich von der Kaserne kommend ihnen an. Über den Köpfen der Soldaten wehten Fahnen mit dem Wappen Arthedains, einem großen weißen Stern auf schwarzem Grund. Das Knattern der Fahnen, die Rufe der Männer, die Hufschläge der Pferde und die klappernden Rüstungen und Waffen kündeten die Reiter schon von weitem an.

Die Menschen wichen rasch zur Seite, als Arvedui und seine Soldaten vorbei preschten. Die meisten von ihnen waren auf dem Weg in Richtung der Zitadelle. Arveduis Gedanken kehrten kurzzeitig zu Firiel zurück. Der Abschied von ihr hatte ihn gerührt. Er wünschte ihr von Herzen alles Gute. Inständig hoffte er, dass sie sich in Sicherheit bringen konnte.

Schnell hatten sie das große Stadttor erreicht. Mit einem Mal wurden Arveduis Gedanken wieder auf die bevorstehende Schlacht gelenkt. Es war laut. Rufe klangen von oben auf sie hinab. Zu seiner Verwunderung hatten sich viele Freiwillige aus der Bevölkerung gefunden, die sich am Tor versammelten. Mit vor unterdrückter Angst geweiteten Augen sahen sie ihm entgegen.

Arvedui stieg von seinem Pferd und ging auf sie zu. Es waren Männer aller Altersstufen. Sie hatten sich mit Werkzeugen und einfachen Schwertern bewaffnet. Er sah Schlachterbeile, Mistgabeln, schwere Hämmer und vieles mehr. Es war kein Heer für einen Sieg, aber darum ging es auch nicht mehr.

Das innere Tor des Ringwalls war noch offen. Von der äußeren Mauer kommend rannte ein Soldat auf ihn zu. Arvedui eilte ihm entgegen. „Wie sieht es aus?", rief er.

„Sie haben mit dem Ansturm begonnen.", erwiderte der andere keuchend. Arvedui nickte nur und wandte sich zu seinem Sohn, Mithrandir und Toron um. „Aranarth, du wirst mit Toron gemeinsam unsere Bogenschützen von der inneren Mauer aus befehligen.", sagte er. Aranarth wollte den Mund öffnen, um zu widersprechen, doch der König ließ ihm dazu keine Gelegenheit. „Mithrandir und ich übernehmen die äußere Mauer gemeinsam mit den restlichen Soldaten. Das hintere Tor bleibt vorerst geöffnet und bietet uns so eine Rückzugsmöglichkeit. Wenn der äußere Ring fällt, wird es verschlossen.", befahl er.

Ein letzter Blick für Toron und seinen Sohn, dann wandte er sich ab. Mit raschen Schritten eilte er durch das innere Tor, durchquerte den Raum zwischen den Mauern und stieg die Treppen empor. Mithrandir folgte ihm mit gezogenem Schwert. Hinter ihnen konnte Arvedui sehen, wie die Freiwilligen der Stadt und weitere Soldaten ihnen folgten.

Ohrenbetäubender Lärm empfing Arvedui auf der Mauer. Die Soldaten, die bereits auf der Mauer waren, rannten umher, stießen an die Mauer gelehnte Leitern um, kippten Öl auf die Angreifer und feuerten mit Armbrüsten in die Tiefe vor der Mauer. Mit lautem Rumpeln warfen die Schleudern ihre Last auf das feindliche Heer. Zischend surrten Pfeile in alle Richtungen über die Mauer. Die Rufe der Soldaten vermischten sich mit den Schreien der Unglücklichen, die von den Pfeilen getroffen wurden. Doch noch war kein Ork auf die Mauer gelangt.

Arvedui trat an die Mauerkrone heran. Riesige Trolle schleppten Leitern heran. Manche von ihnen waren bereits gespickt mit Pfeilen, doch es schien ihnen nichts auszumachen. Sobald eine Leiter an die Mauer gelehnt waren, rannten Orks herbei und versuchten, auf die Mauer zu gelangen. „Kippt das Öl auf die Trolle!", rief er. Mit beiden Händen packte er einen bereit stehenden Kessel und goss ihn über die Zinnen. Unter ihm schrieen zwei Trolle auf, als sie von dem Öl getroffen wurden. Zufrieden richtete Arvedui sich wieder auf.

Doch seine Zufriedenheit schwand rasch, als er den Blick an der Mauer entlang wandern ließ. Überall wurden Leitern an der Mauer angebracht und Orks kletterten zur Mauerkrone. Die Soldaten auf der Mauer konnten dem enormen Ansturm nicht Herr werden. Sie waren zu wenige.

Die letzte KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt