„Es ist nun schon seit Wochen so. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Anfangs war ich glücklich und habe mir keine Gedanken darum gemacht. Ehrlich gesagt, habe ich es genossen. Doch nun..." Firiel hielt inne. Dann sprach sie voller Aufregung weiter, „Ich weiß, dass es falsch ist. Aber ich kann nichts dagegen tun. Mein Herz gehorcht mir nicht."
Verzweifelt wandte sie sich ihrer Freundin zu. Saela blickte sie ruhig an. „Wie kann etwas falsch sein, das dich glücklich macht?", fragte sie dann leise. Stille kehrte ein. Der Herbstwind pfiff über die Stadtmauer auf der sie standen und zerrte an ihren Kleidern und Haaren.
„Saela,", begann Firiel erneut, „wir sind beide verheiratet. Du weißt, dass ich nicht..." Ihre Stimme brach. „Ich darf das nicht!", stieß sie schließlich hervor. Unsicher sah sie sich um. Es war an diesem Tag wenig los hier oben. Doch sie hatte ständig Angst, dass einer der Soldaten ihr geflüstertes Gespräch zufällig hören konnte.
Trotz des starken Windes hatte Firiel Saela darum gebeten, auf die Stadtmauer zu steigen. Sie genoss den Ausblick jedes mal und die nur von wenigen Soldaten besetzte Mauerkrone war ein guter Ort, um ihrer Freundin unbeobachtet ihre Sorgen zu beichten.
„Du liebst ihn.", sagte Saela schließlich schlicht. Geradeheraus sah sie Firiel in die Augen. Diese nickte langsam. Es hatte keinen Sinn mehr, zu leugnen. „Und Ildion liebt dich.", fuhr Saela fort. Firiel erwiderte sofort, „Das weißt du nicht. Er hat nichts derartiges gesagt. Immer hat er sich zurück gehalten und keine Grenze übertreten."
Doch Saela zog die Augenbrauen in die Höhe und legte ungläubig den Kopf schief. „Er braucht nichts zu sagen. Es ist mehr als deutlich, wenn man euch zusammen sieht. Die Art, wie er dich ansieht... Und nach dem, was du mir erzählt hast, scheint er deine Nähe zu suchen. Die vielen zufälligen Treffen in der Zitadelle oder der Stadt scheinen mir kein Zufall. Du solltest vorsichtiger sein. Nicht lange und man wird anfangen, darüber zu reden. Außerdem, wenn man euch beide zusammen sieht, dann sieht man sofort, dass ihr euch nahe steht."
Firiel presste die Lippen zusammen. „Was soll ich nur tun?", flüsterte sie. Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Selbst jetzt vermisse ich ihn. Ich wünsche mir seine Nähe und habe gleichzeitig Angst davor." Saela nickte mitfühlend. Sie nahm Firiels Hand und drückte sie. „Es ist eine schwierige Situation, das stimmt. Aber wir finden schon eine Lösung.", versuchte sie, Firiel aufzumuntern. Diese lachte bitter auf. „Die einzige Lösung, die mir im Moment einfällt ist, dass ich mir mein Herz heraus schneide. Ich bin verheiratet und habe eine Pflicht meinem Mann gegenüber.", sagte sie trocken.
„Du hast doch auch eine Pflicht dir gegenüber.", erwiderte Saela. „Firiel, ich kenne dich, seit du hierher gekommen bist. Und ich kann mich gut an den Tag deiner Krönung zur Königin erinnern, auch wenn wir uns da noch nicht kannten. Ich war damals jung und voller Optimismus. Aber du... Ich habe gesehen, wie du da vor uns gestanden hast, allein, verängstigt und verloren. Obwohl wir gleichen Alters sind, warst du damals ganz anders als ich, ein ängstliches junges Mädchen." Sie hielt inne und lächelte sanft. „Mit der Zeit hast du dich mit deiner Situation abgefunden und bist nun hier zuhause. Aber wirklich glücklich, Firiel, warst du selten. Erst in den letzten Wochen habe ich dich aufblühen sehen. Den Grund dafür habe ich geahnt, jetzt habe ich Bestätigung."
Entschlossen trat sie vor und ergriff Firiels Hände. „Du bist glücklich! Und ich will nicht daran glauben, dass dieses Glück für dich unmöglich ist.", sagte sie. Seufzend senkte Firiel den Kopf. „Aber wie, Saela? Was kann ich nur tun?", meinte sie niedergeschlagen. Ein gebrochenes Herz stand ihr in Aussicht und sie wagte nicht zu hoffen, dass es anders sein könnte. „Ich weiß es noch nicht.", erwiderte ihre Freundin, „aber wir werden einen Weg finden, irgendwie!" Firiel lächelte. „Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus. Aber meinen scheine ich schon vor langer Zeit verloren zu haben..."
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Die letzte Königin
FanfictionAls Prinzessin Gondors genießt Firiel ein privilegiertes, wohl behütetes Leben. Doch als sie an den König des nördlichen Königreiches Arthedain verheiratet wird, ändert sich dies schlagartig. An der Seite eines ihr fremden Mannes reist sie in ein fe...