Das neue Zuhause

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Der Festsaal im ersten Stock der Burg war voller Adeliger. Sie alle hatten sich hier für das Fest zu Ehren Firiels nach ihrer Krönung versammelt. Gemeinsam hatten sie ein Festmahl eingenommen, das aber aufgrund des nahenden Winters beileibe nicht so üppig und raffiniert ausgefallen war wie die Festessen in Gondor es gewesen waren.

Mittlerweile war es Abend geworden. Diener entzündeten Fackeln an den dicken steinernen Mauern, um den Saal zu erhellen. Knisternde Feuer in den Kaminen hielten die Kälte draußen. Im Freien war es bereits empfindlich kalt und Firiel war froh, dass die Türen, die nach draußen zum offenen Säulengang führten, fest verschlossen blieben.

Reichlich müde saß sie am Tisch, während Diener die letzten Speisen abtrugen. Unterhaltungen und Gelächter erfüllten den Raum. Wein wurde in die Kelche vieler Anwesender gegossen und manche erhoben sich, um ein wenig umher zu schlendern. In ihren Stuhl zurück gelehnt, betrachtete Firiel ihre Umgebung. Sie befanden sich in einem großen Saal mit dunklen Steinmauern. Mehrere Kamine waren in die Wände geschlagen. Eine Strohschicht bedeckte den Boden, um die Gäste vor der Kälte im Stein zu schützen. Der Tisch, an dem sie saßen, war eine lange hölzerne Tafel, die sich über die ganze Länge des Raumes erstreckte. Vor dem Tisch auf dem Boden lag ein dicker, wollener Teppich, der noch ein wenig für Gemütlichkeit sorgte. Das Mondlicht fiel durch die schmalen Fenster. Alles in allem wirkte dieser Ort sehr viel dunkler und grober als die hellen, marmornen Hallen von Minas Anor.

Plötzlich erhob sich Arvedui neben ihr. Aus den Augenwinkeln sah Firiel, wie er eine Hand nach ihr ausstreckte. „Komm...", sagte er. Sie erhob sich, in der Hoffnung, dass sie sich jetzt zurück zogen. Aber ihr Mann hatte andere Pläne. „Ich werde euch nun den wichtigsten Männern von Fornost vorstellen.", erklärte er ihr und hielt ihr seinen Arm hin. Mit einem unterdrückten Seufzen hakte Firiel sich bei ihm ein und bemühte sich trotz ihrer Müdigkeit um eine gerade Haltung. Das schwere Krönungskleid zog unerbittlich an ihr.

Gemeinsam schlenderten sie durch die Halle. Zuerst führte Arvedui sie zu einem allein stehenden Mann mittleren Jahres. Der Mann hatte ihnen den Rücken zugewandt, und blickte durch ein Fenster nach draußen. Als sie sich näherten, drehte er sich um und verneigte sich tief. „Meine Majestäten...", sagte er respektvoll. Als er sich wieder aufrichtete, betrachtete ihn Firiel genauer. Der Mann vor ihr hatte ein vernarbtes, breites Gesicht, dass von einem braunen Bart bedeckt war. Sein Haar trug er in einem langen, geflochtenen Zopf. Scharfe, schwarze Augen erwiderten Firiels Blick. „Dies ist Toron, Tornos Sohn. Er ist der Hauptmann unseres Heeres und ein großer Krieger. Schon sein Urgroßvater befehligte die Soldaten von Arthedain.", stellte Arvedui ihn vor. Firiel nickte dem Hauptmann zu. „Ich stehe euch stets zu Diensten, meine Königin.", sagte Toron ergeben. Ein wenig verunsichert überlegte Firiel, was sie darauf antworten sollte. Sie wusste, dass sie als Königin die wichtigsten Berater ihres Mannes kennen musste, sie sich aber nicht in die Politik einmischen sollte. Zumal es sich für einen Untertan der Könige auch nicht gehörte, mit dem Königspaar ein längeres Gespräch zu führen. Das erschwerte eine Unterhaltung ungemein.

Doch Firiel musste nicht antworten, denn Arvedui zog sie schon weiter. Diesmal ging er mit ihr zu zwei Männern, einer jung und einer alt. Beide waren in ein Gespräch vertieft, wobei der Ältere dem jungen Mann etwas ausführlich zu erzählen schien, der geduldig und aufmerksam lauschte. Beide unterbrachen ihr Gespräch und sahen zum Königspaar. Sie verneigten sich tief und murmelten ihre Ehrerbietung. „Meine Königin,", begann Arvedui, „dies ist Ildion, der Sohn Dereons." Er wies auf den jungen Mann, der Firiel ganz entgegen der Etikette aufmerksam musterte. „Er ist der erste Sprecher des Rates, der mich in Regierungsfragen berät, und er ist mein Stellvertreter in meiner Abwesenheit.", fuhr Arvedui fort. Lächelnd neigte Ildion den Kopf. Angenehm überrascht stellte Firiel fest, dass dieser Mann keinen Bart trug. Er hatte ein fein geschnittenes Gesicht, aus dem ein Paar blaue Augen hervor strahlten. Schulterlanges, rotbraunes Haar umrahmte sein Gesicht. „Es ist mir eine Ehre, meine Königin.", sagte er und verneigte sich erneut. „Lange ist es her, dass ich jemanden aus der Heimat meiner Vorväter getroffen habe." Firiel sah ihn erstaunt an. „Ihr seid aus Gondor?", echote sie. Er lächelte. „Die Familie meines Vaters stammt aus Gondor, aus Ithilien um genau zu sein.", erklärte er ihr. „Sagt, ist das schöne Land immer noch so schön und lieblich, wie mir erzählt wurde?" Erregt nickte Firiel. „Ithilien ist wunderschön! Es ist..", rief sie aus.

Die letzte KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt