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Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte Firiel zurück auf Fornost. Eine eisige Windböe kam auf und wehte ihr die Kapuze ihres Mantels nach hinten. Ihr schwarzes Haar tanzte wie eine Standarte im Wind. Silber scharrte unruhig mit den Hufen. Der Stute behagte der Wind nicht. Über ihnen jagten Wolkenfetzen über den Himmel. Beruhigend tätschelte Firiel ihrem Pferd den Hals.

Sie warf einen Blick nach hinten, wo ihre Leibgarde auf ihren Pferden saß. Die Soldaten hielten sich respektvoll zurück. Sie standen auf der Anhöhe, von der aus Firiel im Herbst das erste Mal die Stadt erblickt hatte. Vor ihnen lag die Ebene von Fornost. Noch immer war die Landschaft schneebedeckt. Der Winter hatte das Land nun seit einigen Monaten fest im Griff. Für Firiels Geschmack dauerte er mittlerweile lang genug. Sie sehnte sich wieder nach der Wärme und dem Licht des Sommers. Und tatsächlich hatte man ihr gesagt, dass es langsam Zeit für den Frühlingsanbruch war. Nichts desto trotz übte der Winter in dieser rauen und wilden Landschaft einen eigentümlichen Reiz auf Firiel aus.

Und so hatte sie die Gelegenheit genutzt, dass das Wetter heute einigermaßen stabil war und war zu einem Ausritt aufgebrochen. Arvedui hatte sie gar nicht erst gefragt. Ihr Mann verschwand seit einigen Tagen immer öfter in seinen Beratungen. So sah sie ihn noch weniger. Sie wusste nicht wirklich, was beredet wurde in diesen Beratungen. Arvedui erzählte ihr nicht viel und sie fragte auch nicht. Lediglich, dass ihre Grenzen immer wieder angegriffen wurden wusste sie. Die letzten Tage hatte leidlich schlechtes Wetter geherrscht und Firiel hatte sich in der Bibliothek zu Tode gelangweilt. Nun aber schien zumindest ein bisschen die Sonne und sie war sofort aufgebrochen. Immerhin hatte sie eine Leibgarde mitgenommen, ihrem Rang als Königin entsprechend. Sie hoffte einfach, dass Arvedui nichts von ihrem Ausflug mitbekam.

Doch langsam wurde es Zeit für die Heimkehr. Firiel seufzte. Auf dem Rücken von Silber fühlte sie sich frei. Es schien ihr fast, als könne sie einfach davon reiten. Doch sie wusste, das war nicht möglich. Sie musste zurück in die Stadt und in die Zitadelle, wo Arvedui auf sie wartete mit seinen strengen Regeln und seinen Ansprüchen. Mit hängendem Kopf wendete sie Silber und ritt auf die Soldaten zu.

Eben wollte sie die Männer ansprechen, als ihr mit einem Mal flau wurde. Statt dem geplanten Satz brachte sie nur ein Keuchen zustande. Erschrocken presste sie eine Hand auf ihren Magen. Schweiß brach ihr aus und ihr wurde schwindelig. „Herrin?", fragte einer der Männer irritiert und besorgt. Sie schüttelte nur den Kopf, unfähig zu sprechen. Rasch beeilte Firiel sich, von Silbers Rücken zu steigen. Eine Hand auf den Mund, die andere auf den Magen gepresst, wankte sie auf einen Baum zu. Die Übelkeit wurde immer heftiger. Zitternd hielt sie sich am Baum fest und erbrach sich.

Sofort hörte sie Schritte. „Meine Königin!" Jemand fasste sie am Arm. Am Rande nahm sie wahr, wie die Männer sich um sie versammelten. Mehrere griffen nach ihr und versuchten, sie zu stützen. So schnell wie der Anfall gekommen war, legte er sich auch wieder. Noch ein bisschen zittrig richtete sie sich wieder auf und sah direkt in das erschrockene Gesicht eines Soldaten. „Herrin.", sagte dieser fassungslos, „Was ist mit euch?" Er nahm sie am Arm. Firiel fuhr sich mit einer Hand über den Mund. „Es ist schon wieder besser. Lasst uns zurück reiten.", erwiderte sie möglichst ruhig. Dabei hatte sie sich auch gehörig erschreckt. Was war da eben passiert? Sie ließ sich von dem Soldaten zu Silber führen und auf ihr Pferd helfen.

Als die Gruppe zurück zur Stadt ritt, fühlte sie sich auch schon wieder um einiges besser. Die Übelkeit war verschwunden und sie zitterte nicht mehr. Die Soldaten schwärmten um sie herum und hielten sie besorgt im Auge. Sie alle schienen sofort bereit, herbei zu springen und sie zu fangen, sollte sie vom Pferd stürzen. Kurz lächelte Firiel. Die Ergebenheit dieser Männer war bemerkenswert. Nachdenklich sah sie zur Stadt, die immer größer wurde. Warum war ihr eben so schlecht gewesen? Und warum ging es ihr jetzt schon wieder besser? Hatte sie etwas schlechtes gegessen? Ging es Arvedui vielleicht ähnlich? Dann war das Essen wohl verdorben gewesen... Ich muss ihn mal fragen, dachte sie. An diesem Morgen hatte ihr Mann noch sehr lebhaft und kerngesund gewirkt. Vielleicht frage ich Sahil, wenn ich wieder in der Zitadelle bin. Zu dem Heiler hatte sie mittlerweile ein gewisses Vertrauen aufgebaut.

Die letzte KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt