Epilog

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Einige Jahre später

Das Gezwitscher der Waldvögel weckte Firiel. Sie schlug die Augen auf und blickte für einen Moment an die Decke ihres Zuhauses. Noch hatte sie die vagen Bilder ihres Traumes vor Augen. Die Gesichter von Freunden aus längst vergangenen und fernen Tagen und das Bild einer stolzen Stadt am Fuße hoher Berge tanzten durch ihren Kopf.

Sie schlug die Decke zurück und erhob sich. Mit ruhigen Bewegungen tauchte sie die Hände in die Waschschüssel vor dem Fenster und begann, sich zu waschen. Das kühle Wasser belebte und erfrischte sie. Die letzten Eindrücke der Nacht schwanden aus ihrem Geist.

Sie stieß die Fensterläden auf und ließ die frische Luft des Morgens in das Haus strömen, das sie mit ihren Söhnen teilte, wenn diese nicht unterwegs waren. Ihr Blick glitt nach draußen. Das Dorf schlief noch. Nur wenige Geräusche waren zu hören, die nicht zum Wald gehörten.

Es war die Stunde, in der sich das dunkle Blau des nächtlichen Himmels langsam zu einem hellen Grau wandelte, kurz bevor die Sonne aufgehen würde. Der Wald zeigte sich in grauen Schemen am Rande des Dorfes. Das Rauschen der Bäume und der Vogelgesang erfüllten die Luft. Es schien ein strahlender Frühlingstag zu werden.

Unwiderstehlich zog es Firiel nach draußen und so öffnete sie die Truhe, in der sie ihre Kleider aufbewahrte und griff hinein. Es dauerte einen Moment, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Einen alten Mantel aus dunklem, feinen Stoff, der nicht von Menschenhänden gewebt wurde, legte sie sich über ihr Hemd und trat mit nichts weiterem bekleidet aus dem Haus.

Das Gras zu ihren Füßen war feucht von Tau und benetzte ihre Füße. Wie silberne Perlen lagerten sich Tropfen an den Saum ihres Mantels, während sie rasch den altbekannten Pfad zum Fluß entlang schritt. In einem der Häuser hörte sie einen Hund bellen.

Zwielicht beleuchtete den Fluß und die Bäume um ihn herum, als sie das Ufer erreichte. Dicke Nebelschwaden lagen über dem Wasser und versperrten die Sicht. Der Uferschlamm kühlte ihre Füße. Ein Windstoß, nach Nadeln, Harz und Erde riechend, spielte mit ihrem offenen Haar.

Sie verschränkte die Arme und lehnte sich an den Stamm einer alten Tanne. Schweigend stand sie da und betrachtete das vorbei strömende Wasser. Oft kam sie hierher, um einen Moment inne zu halten und an alte, längst vergangene Tage zu denken.

Nach und nach wurde der Himmel heller und die Farben der Umgebung wurden deutlicher. Aus den grauen Riesen, die den Fluss bewachten, wurden die vertrauten Bäume des Waldes, in dem ihr Dorf lag. Der Nebel über dem Fluss begann sich zu lichten und man konnte deutlich das andere Ufer erkennen. Sie konnte das Dorf erwachen hören. Doch sie kehrte nicht zurück. Etwas hielt sie fest, ließ sie ausharren, während im Osten langsam die Sonne über den Horizont kletterte. Über ihr nahm der Himmel ein sattes gelb-orange an und goldenes Licht beleuchtete den Fluss.

Plötzlich drang Musik an Firiels Ohr. Verwundert hob sie den Kopf und sah sich um. Es war keine Musik der Menschen, viel mehr rührten diese Klänge an Erinnerungen aus einem anderen Leben. Woher kamen diese Töne? Suchend sah sie den Fluss auf und ab und da sah sie es...

Ein Boot, ein weißes Boot, den Bug geformt wie ein Schwan, glitt den Fluss hinab und näherte sich ihr. Langsam tauchte es aus den letzten Nebelschwaden auf. Firiel konnte Gestalten erkennen. Männer und Frauen saßen im Boot. Die Musik wurde lauter und sie erkannte, dass einige von ihnen Harfen in der Hand hielten. Eine Frau schien zu singen, mit einer Stimme, so schön, wie Firiel es noch nie gehört hatte. Es waren Elben.

Die letzte KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt