Als ich am Morgen der Crawley-Auktion Sherlocks Schlafzimmer verließ, schloss ich die Tür extra laut hinter mir. Sollte Sherlock ruhig wach werden und merken, dass ich ohne ihn aufgestanden war.
„Habt ihr euren ersten Streit oder was ist los?", fragte John, der zu meiner Überraschung in der Küche saß.
„Was machst du denn hier? Du warst doch gestern auf einem Date, oder?"
„Ja. Und?"
„Naja, als ich ins Bett bin, warst du noch nicht zurück. Ich dachte daher du würdest nicht mehr nach Hause kommen", erklärte ich und setzte mir Wasser für einen Tee auf.
„Ich war gestern um halb Elf schon wieder da", antwortete mein Bruder mir. „Nur du und Sherlock waren so aufeinander fixiert, dass ihr mich nicht bemerkt habt und ich wollte nicht stören."
„Oh", sagte ich nur und schluckte.
Gestern war es noch hitzig zwischen Sherlock und mir zugegangen. Ich war tierisch genervt von ihm, da er offensichtlich einen berechtigten Verdacht hatte, wo der gestohlene Turner war. Doch es spielte keine Rolle was ich versuchte, er wollte mir nichts sagen. Von seinem Erfolg hingen auch nur mein Job und das Ansehen des renommiertesten Auktionshauses Londons ab.
„Also, was ist jetzt mit euch zwei?", fragte John mich erneut.
„Ich bin genervt von ihm", erwiderte ich seufzend. „Es ist kein richtiger Streit, nur ich hasse es, dass er immer so dramatisch sein muss."
„Kann ich nachvollziehen", meinte mein Bruder mitfühlend. „Es geht noch immer um das Gemälde, oder?"
„Ja. Ich glaube, er weiß inzwischen, wo es ist, und er will es mir nicht sagen."
„Du musst mir vertrauen. Wie oft soll ich das noch sagen?", erschallte Sherlocks Stimme hinter mir.
Gelassen kam er in die Küche geschlendert und setzte sich an den Tisch. Er trug mal wieder seinen Schlafanzug und seinen Morgenmantel.
„Du kommst heute nicht ins Auktionshaus?", fragte ich nur und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Vielleicht sehe ich später noch vorbei", erwiderte Sherlock achselzuckend.
„Weißt du was? Du kannst es auch lassen", sagte ich und holte meine Tasche, um zur Arbeit zu fahren.
„Du hast noch nichts gegessen", stellte John fest.
„Ich hole mir unterwegs noch etwas. Hier halte ich es gerade nicht aus."
„Breanna", versuchte Sherlock mich aufzuhalten, doch ich ignorierte ihn und ging einfach.
Ich war nicht nur genervt von ihm. Ich war sauer. Und ich hatte Panik. Ein Teil von mir hasste dieses Gefühl keine Kontrolle mehr zu haben. Konnte Sherlock nicht nachvollziehen, dass mich die Vorstellungen meinen Job zu verlieren ängstigte? Ich war zwar erst seit knapp einem Jahr bei Christie's, aber es war mein Traumjob und Will und Caroline waren gute Freunde für mich geworden. Und trotz diesem ganzen Mist, den Sherlock mir gerade antat konnte ein anderer Teil von mir – ich vermutete mein Herz – nicht wirklich böse auf ihn sein.
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„Das nächste Stück ist ein Teeservice aus chinesischem Porzellan. Das Anfangsgebot liegt bei 300 Pfund."
Gelangweilt stand ich im hinteren Teil des Raumes neben Caroline und beobachtete die Auktion. Es war nicht besonders viel los, aber das wunderte mich wenig. Es gab nicht viele Leute, die sich für die alten Schätze einer alten Lady interessierten.
Mein Blick schweifte durch den Raum. John Crawley war wie angekündigt aufgetaucht, doch bisher hatte er nicht einmal versucht etwas zu ersteigern. Vermutlich war er wirklich nur wegen der Aquarellmalerei hier.
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Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!
FanfictionBreanna Watson kommt nach sieben Jahren zurück nach England. Ohne festen Job und ohne Bleibe zieht sie zunächst bei ihrem Bruder John und seinem Mitbewohner Sherlock Holmes in die Baker Street ein. Dass sich damit ihr Leben radikal verändern wird, a...