Ein Gesicht aus der Vergangenheit

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Breanna

„Du hast also die Baker Street tatsächlich für eine Einzimmerwohnung aufgegeben? Ich dachte Mycroft hätte einen Witz gemacht."

Ich erstarrte. Unfähig mich zu bewegen, spürte ich, wie mir das Handy und meine Schlüssel aus den Händen glitten. Erst das klirrende Geräusch des Metalls, das auf den Boden aufschlug, holte mich aus meiner Trance. Blind tastete ich nach dem Lichtschalter an der Wand und drückte mit zitternden Fingern darauf. Die Lampen flammten auf und mir entwich ein erschrockenes Keuchen. Am Treppenabsatz stand Sherlock.

Ungläubig starrte ich ihn an und versuchte zu verstehen, wie das möglich war. Er stand einfach vor mir, die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben. Eine dunkle Locke fiel ihm in die Stirn, während er mich aus seinen eisblauen Augen musterte.

Ich schüttelte den Kopf und senkte den Blick, doch als ich wieder aufsah, war Sherlock immer noch da. Er wirkte plötzlich angespannt und nervös.

„Hm... Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen", durchbrach er schließlich die Stille. „Aber das kann man dir wohl kaum verübeln."

Ich blinzelte und erwachte schließlich aus meiner Starre. „Das ist nicht möglich", hauchte ich. „Du... du kannst nicht hier sein."

„Und warum nicht?", fragte Sherlock und kam einen Schritt auf mich zu.

„Du bist gestorben!", rief ich aus und zuckte gleichzeitig zusammen. Meine Stimme klang seltsam fremd in diesem Moment.

„Ja, also was das angeht ...", meinte Sherlock und grinste schief. „Das bin ich offensichtlich nicht."

Ich sah erneut zum Boden und wunderte mich, warum mein Handy und meine Schlüssel dort lagen. Dann fiel mir wieder ein, dass ich sie fallen gelassen hatte als ich Sherlocks Stimme vernommen hatte.

„Breanna?" Sherlock stand plötzlich direkt neben mir und nahm meine Hand. Als ich seine warme Haut auf meiner spürte, wurde mir klar, dass ich nicht halluzinierte. Sherlock war tatsächlich da.

„Ich denke mal, dass du Fragen hast. Vielleicht sollten wir dafür aber in deine Wohnung gehen. Ich will das ungern hier draußen machen."

Ich nickte leicht und bückte mich nach meinen Schlüsseln und meinem Handy. Sherlock ließ meine Hand wieder los und halb erwartete ich, dass er doch wieder verschwunden war, sobald ich wieder geradestand. Er blieb, wo er war.

Stumm schloss ich meine Wohnungstür auf und ließ den Detektiv eintreten. Als Sherlock sich umsah, wünschte ich mir, dass wir im Treppenhaus geblieben wären.

Meine Wohnung war winzig und ich hatte sie einfach nur vor zwei Jahren übernommen und nichts daran verändert. Es gab einen kleinen dunklen Flur mit drei Türen. Auf der linken Seite befanden sich ein winziges Badezimmer und mein Schlafzimmer, hinter der rechten Tür war eine Küche, die noch aus den 80ern stammte. Dorthin führte ich Sherlock und deutete auf einen der abgenutzten Holzstühle, die am kleinen Küchentisch standen. „Setz dich."

Ich legte meine Schlüssel und mein Handy auf die Anrichte. Dabei bemerkte ich, dass das Display einen Sprung hatte, doch darum würde ich mich später sorgen. Im Moment drehten sich meine Gedanken um den Detektiv, der sich an den kleinen Tisch setzte und mich immer noch mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen beobachtete.

Langsam setzte ich mich ihm gegenüber und zog die Schultern hoch, während ich seinem Blick auswich. Ich wusste einfach noch immer nicht, wie ich reagieren sollte. Halb erwartete ich nach wie vor, dass er sich jeden Moment wieder in Luft auflösen würde.

„Also...", setzte ich an, verstummte jedoch als ich nicht mehr weiterwusste. Sherlock machte keine Anstalten etwas zu sagen, offensichtlich wollte er mir Zeit lassen.

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt