„Als John mir gesagt hat, dass wir Weihnachten auf dem Land verbringen, habe ich mir etwas anderes vorgestellt", sagte Mary neben mir und starrte auf das Gebäude vor uns.
„Ja, ich auch", nickte ich ein wenig perplex.
Andy hatte Sherlock, John, Mary und mich in das Haus seines Großvaters eingeladen, damit wir nach dem Erbe suchen konnten. Also waren wir nun zwei Tage vor Weihnachten in Mary und mein Auto gestiegen und aus der Stadt hinausgefahren. Nur war der Begriff Haus in diesem Fall etwas falsch gewählt. Das Gebäude vor uns war eher eine alte Villa, welche in einem kleinen gepflegten Park stand.
„Nur, weil du nicht richtig zugehört hast", meldete Sherlock sich in meinem Rücken und kam um mein Auto herumgelaufen. „Andy hat doch erzählt, dass sein Großvater gut verdient hat und ein Sammler war. Irgendwo musste er seine ganzen Fundstücke unterbringen."
„Ich dachte dafür hatte er das Museum gegründet", erwiderte ich achselzuckend und holte meine Reisetasche aus dem Kofferraum.
Zu viert machten wir uns schließlich auf den Weg zur Haustür. John klingelte und als die Pforte schließlich aufschwang, rechnete ich schon halb damit einem Butler gegenüberzustehen, aber es war Andy, der uns erfreut angrinste.
„Hallo, schön dass Sie es einrichten konnten", begrüßte er uns.
„Danke für die Einladung", erwiderte John und zog Mary an seine Seite. „Darf ich Ihnen meine Verlobte, Mary, vorstellen?"
„Freut mich sehr", lächelte Andy und sah dann zu Sherlock. „Ich dachte, ich zeige Ihnen erst einmal Ihre Zimmer und dann führe ich Sie ein wenig herum."
„Das wäre sehr nett", sprang ich ein, denn Sherlock machte schon ein Gesicht, als ob er sich an Ort und Stelle auf das Rätsel stürzen wollte.
„Dann kommen Sie", meinte Andy und führte uns durch einige Gänge und eine breite Treppe hinauf in den zweiten Stock. „Das größte Gästezimmer befindet sich links den Gang hinunter. Die anderen beiden im rechten Gang."
John und Mary bogen links ab, während ich Sherlock nach rechts folgte. Unsere Zimmertüren lagen genau gegenüber voneinander und im ersten Moment wusste ich nicht, was ich davon halten sollte.
Ich war Sherlock seit der Bonfire Night nicht mehr so nah gewesen.
„Ich war mir nicht sicher, ob Sie überhaupt drei Zimmer brauchen", ertönte Andys Stimme hinter mir. Offenbar war ihm mein Zögern vor der Zimmertür aufgefallen und hatte dieses falsch interpretiert.
„Doch brauchen wir", antwortete Sherlock mit einem bestimmenden Unterton.
Als ich seinen Blick suchte, wich er mir jedoch aus.
„Es ist sicher besser so", murmelte ich und verschwand in meinem Zimmer.
Warum war Sherlock nur wieder so abweisend zu mir? Er rief mich nicht mehr an und jetzt schien er nicht einmal einen Raum mit mir teilen zu können. Schon die Herfahrt war unangenehm gewesen, da Sherlock und ich während der ganzen Fahrt lediglich einige Belanglosigkeiten ausgetauscht und ansonsten geschwiegen hatten.
Kopfschüttelnd stellte ich meine Tasche vor dem großen Himmelbett ab, welches den Raum dominierte. Ich war hier, um Andy zu helfen und das Museum zu retten. Meine Probleme mit Sherlock konnten warten.
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„Du siehst so aus, als ob du noch eine ganze Weile in dem Raum hättest bleiben können", grinste Mary und zog mich aus der Bibliothek, die Andy uns eben gezeigt hatte. Er hatte uns in der vergangenen Stunde durch zwei Salons, einen Speisesaal, eine Küche, mehrere Arbeitszimmer und die alten Dienstbotentrakte geführt. Das Haus schien unendlich viele Zimmer zu haben, die alle mehr oder weniger vollgestopft waren mit Antiquitäten, alten Instrumenten und naturwissenschaftlichen Aufzeichnungen. Unter dem Kuppeldach verbarg sich sogar ein Planetarium mit einem Modell unseres Sonnensystems.
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Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!
Fiksi PenggemarBreanna Watson kommt nach sieben Jahren zurück nach England. Ohne festen Job und ohne Bleibe zieht sie zunächst bei ihrem Bruder John und seinem Mitbewohner Sherlock Holmes in die Baker Street ein. Dass sich damit ihr Leben radikal verändern wird, a...