Bonfire Night

2.1K 131 8
                                    

Das Blut rauschte mir in den Ohren als sich die Schwärze in meinem Kopf langsam lichtete. Blinzelnd öffnete ich die Augen, musste allerdings feststellen, dass es um mich herum ziemlich dunkel und meine Sicht nach wie vor verschwommen war. Verzweifelt versuchte ich irgendetwas zu erkennen und hob den Kopf nur um ihn mir sofort an einem Balken anzuschlagen. Ich wollte leise stöhnen, doch meinem Mund entkam kein Laut. Meine Zunge war von dem Betäubungsmittel immer noch pelzig und schwer. Auch konnte ich meine Gliedmaßen nur langsam bewegen. Mein ganzer Körper war unangenehm am Kribbeln und so legte ich meinen Kopf wieder auf die piksende Unterlage in der Hoffnung, dass die Betäubung bald ihre Wirkung vollständig verlieren würde.

Langsam klärte sich meine Sicht und das Rauschen in meinen Ohren wurde zu gedämpftem Stimmengewirr. Erneut nahm ich meine Umgebung in Augenschein. Der Balken, an dem ich mir zuvor den Kopf gestoßen hatte, war mehr ein dicker Ast und jetzt erkannte ich, dass mein gesamtes Gefängnis aus diesen Holzstücken zu bestehen schien. Ich drehte den Kopf und betrachtete die Unterlage, auf der ich lag. Es waren getrocknete Zweige von einem Nadelbaum und Erde, die irgendjemand auf Pflastersteine gestreut zu haben schien.

Verwirrt versuchte ich aus der Situation schlau zu werden und erneut startete ich den Versuch mich zu befreien. Obwohl ich meine Arme und Beine immer besser bewegen konnte, war ich so eingeengt, dass ich trotz allem nicht freikam. Erneut drangen die gedämpften Stimmen an mein Ohr. Ich meinte eine Kinderstimme darunter zu erkennen und so versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Wo immer ich war, ich wollte hier raus, doch meine Stimme gehorchte mir nach wie vor nicht und so kamen nur ein paar undeutliche Laute aus meinem Mund.

Plötzlich kam ein orange-rotes, flackerndes Licht in mein Sichtfeld und schlagartig erstarrte alles in mir. Die Erkenntnis traf mich mit voller Wucht und ich wusste nun was mein merkwürdiges Gefängnis war. Ich lag in einem Scheiterhaufen.

~~~

John

Erschöpft lehnte ich mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. Es gab Tage an denen hasste ich es Arzt geworden zu sein. Heute war definitiv so ein Tag. Irgendwie waren heute nur Patienten da gewesen, die sehr unangenehme Beschwerden hatten und dann hatte ich einem älteren Herrn fast seinen Bart abgerissen, weil ich der festen Überzeugung gewesen war, es wäre Sherlock in einer neuen Verkleidung. Ich wurde offensichtlich paranoid.

Zu meiner Erleichterung stellte ich nun jedoch fest, dass ich Feierabend hatte und wie aufs Stichwort kam Mary in mein Behandlungszimmer und lächelte mich an.

„So, der letzte Patient ist gerade gegangen und ich habe vorne die Bürokratie auch schon erledigt."

„Danke", seufzte ich und fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht. Nachdem scheinbar alle Welt gegen meinen Schnauzer gewesen war, hatte ich ihn wieder abrasiert und ich musste zugeben, dass es so tatsächlich besser war. „Das heißt wir können dann gehen?"

„Ich dachte eigentlich, dass ich allein nach Hause fahre."

„Wieso das?", fragte ich perplex. Mary und ich lebten seit gut drei Monaten zusammen und wir hatten uns angewöhnt zusammen zur Arbeit und zurückzufahren, da Mary ein eigenes Auto besaß.

„Ich dachte, du würdest heute vielleicht in die Baker Street fahren", lächelte sie.

„Hatte ich nicht vor", erwiderte ich sturköpfig und verschränkte die Arme. „Sherlock darf ruhig noch eine Weile schmoren."

„Komm, sei nicht zu streng mit ihm", meinte Mary und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich glaube, es tut ihm wirklich leid und dass sowohl du als auch Breanna wenig begeistert auf seine Rückkehr reagiert haben, macht ihm sicher zu schaffen."

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt