„Hey John", begrüßte ich meinen Bruder, sobald ich den Anruf entgegengenommen hatte. „Was kann ich für dich tun?"
„Du hast ja gute Laune", stellte John fest. „Könnte das an den heutigen Schlagzeilen liegen, die in allen Zeitungen von London abgedruckt wurden?"
„Vielleicht", lachte ich. „Rufst du mich deswegen auf der Arbeit an?"
„Nein", gab John zu. „Wir haben doch über diese Sache mit Mary gesprochen."
„Also hast du dich endlich entschieden sie zu fragen?", wollte ich aufgeregt wissen. „Wann?"
„Ich gehe am Freitag mit ihr essen", erklärte John.
„Nervös?"
„Kannst du dir gar nicht vorstellen", lachte er. „Ich hatte übrigens überlegt vorher noch in der Baker Street vorbeizufahren. Ich war schon sehr lange nicht mehr bei Mrs. Hudson. Möchtest du vielleicht mitkommen?"
Sofort verging mir die gute Laune und ich schluckte. „Ich glaube eher nicht", antwortete ich schließlich leise. „Ich kann nicht dorthin zurück."
„Okay", sagte John. „Dann nicht. Ist auch in Ordnung."
„Wirklich?"
„Ja. Mach dir keinen Kopf, Breanna."
„Danke. Würdest du Mrs. Hudson trotzdem von mir grüßen?"
„Kein Problem. Ich melde mich dann Samstag bei dir und erzähl dir, was Mary gesagt hat."
„Wehe, wenn nicht", erwiderte ich.
Mein Bruder lachte am anderen Ende der Leitung, dann verabschiedeten wir uns voneinander. „Ach und Breanna?", hielt er mich zum Schluss noch einmal auf. „Das mit den Polizeiakten hast du wirklich gut gemacht. Du kannst stolz auf dich sein."
Lächelnd legte ich auf und wandte mich wieder meinem Papierkram zu. Ungefähr eine Stunde arbeitete ich still vor mich hin, bis die Bürotür aufging und Caroline und Will hereinkamen.
„Morgen ihr zwei", begrüßte ich sie. „Wie war die Auktion?"
„Wen interessiert das?", wollte Caroline wissen und schmiss einen Stapel Zeitungen vor mir auf den Schreibtisch.
„Hast du einen Kiosk überfallen?", fragte ich sie, obwohl ich natürlich ganz genau wusste, warum sie die Zeitungen gekauft hatte.
„Hör auf mit dem Unsinn. Warum hast du uns nichts erzählt?", wollte sie wissen.
Ich sah von Caroline zu Will und zuckte schließlich mit den Schultern. „Ich war mir nicht sicher ob überhaupt eine Zeitung bereit ist den Artikel zu drucken."
„Na, dafür hast du aber eine große Abnehmerschaft gefunden", stellte Will trocken fest, während Caroline die Zeitungen nebeneinanderlegte.
>>Meisterdetektiv rehabilitiert!<< , >>Die Legende war wahr!<< , >>Der wahre Täter hinter dem Pseudonym Richard Brooks!<< so und so ähnlich lauteten die Schlagzeilen.
Ich hatte es im letzten Monat endlich geschafft alle Fälle von Sherlock schlüssig zu belegen und damit bewiesen, dass er wirklich das Genie war, für den ihn alle gehalten hatten, bevor Moriarty aufgetaucht war.
„Wie lange hast du daran gearbeitet?", fragte Will mich, während er einen der Zeitungsartikel las.
„Fast ein Jahr", gab ich seufzend zu. „Anfangs war es schwer mich damit zu befassen und dann war es auch ein ziemlicher Zeitaufwand die ganzen Spuren, denen Sherlock und die Polizei gefolgt sind, nachzuvollziehen. Aber es hat sich gelohnt. Die Welt weiß jetzt endlich, dass Sherlock kein Lügner war."
