CIA Baker Street

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Müde blinzelte ich beim Aufwachen ins Sonnenlicht. Seufzend setzte ich mich auf und massierte mir den Nacken. Ich war offenbar auf dem Sofa eingeschlafen und das rächte sich jetzt. Während ich mich streckte, fiel mein Blick auf eine erkaltete Tasse Tee, die auf dem Couchtisch stand und verwirrt runzelte ich die Stirn. Hatte ich mir letzte Nacht noch Wasser aufgesetzt und es dann vergessen? In Gedanken ging ich die letzten Stunden durch. Sherlock war nach Hause gekommen, wir hatten kurz miteinander gesprochen, er hatte mich umarmt und dann fing er an Geige zu spielen. Darüber war ich dann irgendwann eingeschlafen. Also gab es für den kalten Tee nur zwei Erklärungen: entweder ich hatte eine ganz neue Form von Schlafwandel entwickelt oder Sherlock hatte mir den Tee hingestellt. Ich war mir nicht so sicher, welche Theorie ich für unwahrscheinlicher hielt.

„Sherlock?", rief ich und stand endlich auf, erhielt jedoch keine Antwort. Mit der Tasse in der Hand lief ich in die Küche und stellte sie in die Spüle, bevor ich weiter zum Badezimmer ging. Auch hier war keine Spur von meinem Mitbewohner und nachdem ich mehrmals an seine Zimmertür geklopft und dann in den Raum gespäht hatte, musste ich einsehen, dass Sherlock wieder einmal verschwunden war. Ich hoffte nur, dass er nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits Mittag wurde. Ich hatte viel zu lange geschlafen. Zurück in der Küche zog ich mein Handy hervor, um meinen Bruder anzurufen, da ich das am Vorabend nicht mehr getan hatte.

„Hey, ich habe mir schon Sorgen gemacht", begrüßte John mich, kaum dass er abgehoben hatte.

„Tut mir leid", antwortete ich etwas kleinlaut. „Ich bin gestern ziemlich schnell eingeschlafen, sobald Sherlock zuhause war."

„Also hat er sich normal verhalten? Nichts ungewöhnliches?", hakte John mit seiner typischen Arzt-Stimme nach.

Mein Blick glitt zu der Spüle mit der Teetasse und ich dachte an die Umarmung von Sherlock.

„Er hat jedenfalls keine Drogen genommen", antwortete ich schließlich.

„Alles okay, Breanna? Du klingst so komisch", meinte John misstrauisch.

„Ja, mir geht es gut", sagte ich schnell und versuchte meinen Bruder abzulenken. „Wann kommst du eigentlich wieder? Wolltest du nicht so früh wie möglich los?"

„Ich bin eben in den Zug gestiegen, komme also heute Nachmittag zuhause an. Harriet hatte heute Morgen einen Anfall, deswegen konnte ich nicht früher weg."

Ich unterdrückte ein Seufzen. „Du kannst nicht jedes Mal nach ihrer Pfeife tanzen. Hast du mal daran gedacht, dass sie nur Aufmerksamkeit will?"

„Breanna", maßregelte John mich, doch ich ging nicht darauf ein.

„Lass gut sein", sagte ich nur. „Wir sehen uns später."

Ich legte auf und überlegte was ich mit dem angefangenen Tag noch machen könnte. Schließlich entschied ich mich dazu, die Zeit mit einem Buch totzuschlagen.

Ich saß bereits zwei Stunden in Sherlocks Sessel, als ich plötzlich ein Poltern aus dem Treppenhaus hörte. Verwirrt löste ich den Blick von meinem Buch und sah in Richtung Tür. Erneut drangen die merkwürdigen Geräusche an mein Ohr und unsicher stand ich auf.

„Sherlock?", rief ich vorsichtig und ging zur Tür, hielt davor jedoch inne. Das letzte Mal, als ich einem unbekannten Geräusch in diesem Haus gefolgt war, hatte mich einer von Moriartys Männern niedergeschlagen.

Die Geräusche kamen näher und plötzlich meinte ich Mrs. Hudson erstickt keuchen zu hören. Das war zu viel für mich und ich riss die Wohnzimmertür auf.

Auf dem Treppenabsatz standen zwei Männer, einer hatte Mrs. Hudson gepackt, der andere sah mir mit einer Pistole in der Hand entgegen. Wie erstarrt blieb ich stehen und starrte in Mrs. Hudsons aufgerissene Augen. Oh, wo war Sherlock nur?

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt