Erschöpft, aber zufrieden stand ich in der Tür zwischen Küche und Wohnzimmer und betrachtete unsere Wohnung. Vermutlich hatten die Räume noch nie so aufgeräumt ausgesehen, dachte ich schmunzelnd. Die Küche sah nicht mehr aus wie ein Labor, im Bücherregal standen die Bücher geordnet in Reihe und der große Berg von Notizen, Zeitungen und sonstigen Papieren, der normalerweise auf dem Wohnzimmertisch thronte, war in Stapel geordnet worden.
„Wenn das Sherlock sehen könnte", grinste mein Bruder, der sich in seinen Sessel fallen ließ und ebenfalls zufrieden das Zimmer betrachtete.
„Bloß nicht", stöhnte ich und ging zum Sofa. „Innerhalb von fünf Minuten wäre das Chaos wieder da und wir hätten in der Küche drei neue Brandflecke."
„Nur drei?", lachte John und ich grinste ebenfalls.
„Ich habe die Säureflecken nicht mitgezählt."
Ach, es war schön mal über Sherlock herzuziehen, ohne mit seinem plötzlichen Auftauchen rechnen zu müssen.
Der Consulting Detective hatte einen wichtigen Fall angeboten bekommen, den er nicht hatte abschlagen können und deswegen war er für das gesamte Wochenende in Bulgarien.
John und ich hatten diese Gelegenheit beim Schopf gepackt und unsere Eltern nach London eingeladen. Wochenlang hatten sie uns damit in den Ohren gelegen, dass sie uns mal wieder sehen wollten. Sie waren zwar etwas überrumpelt gewesen als wir sie am Vortag spontan eingeladen hatten. Doch der Gedanke ihre Weihnachtseinkäufe in der Hauptstadt machen zu können, hatte sie überzeugt.
„Sie dürften eigentlich bald hier sein", meinte John, nach einem Blick auf seine Uhr.
„Dann sind wir mit unserer Aufräumaktion ja gerade noch fertig geworden", seufzte ich.
Wie aufs Stichwort ging die Klingel und kurz darauf hörten wir unten die Haustür aufgehen.
„Bereit?", fragte John, während ich mich aufsetzte.
„Nein", gab ich zu. „Lass uns das Wochenende einfach hinter uns bringen."
John öffnete unsere Wohnzimmertür in dem Moment, in dem unsere Eltern den oberen Absatz erreichten.
„John! Breanna!", begrüßte unsere Mutter uns herzlich lächelnd und umarmte uns. „Bin ich froh, euch beide mal wieder zu sehen. Warum kommt ihr uns nie in Yorkshire besuchen?"
Ich unterdrückte ein Augenverdrehen, denn so war unsere Mutter eben. Ständig bekam man zu hören, dass man sich viel zu wenig sah und wir uns nicht oft genug meldeten. Selbst wenn man mal wieder zwei Stunden am Telefon miteinander gesprochen hatte oder sich, wie in diesem Fall, persönlich gegenüberstand.
„Breanna und ich haben beide Jobs, die uns sehr beschäftigt halten", erklärte John geduldig. „Wir können nicht eben mal aus London weg."
Vor allem nicht wegen unserer Nebenbeschäftigung als Detektive, dachte ich im Stillen, verkniff mir den Kommentar jedoch. Das war ein Sherlock-Freies Wochenende und so sollte es auch bleiben.
„Ist das ein Brandfleck in Eurem Teppich?", fragte meine Mutter, kaum dass sie drei Schritte ins Zimmer gemacht hatte.
„Äh, ja. Funkenflug vom Kamin", log ich schnell, denn natürlich handelte es sich bei dem Loch im Teppich um die Stelle, an der Sherlock seine ätzende Säure getestet hatte.
Die ganze Wohnung war in einem top Zustand, aber meine Mutter musste natürlich diesen kleinen Makel bemerken.
Innerlich schwor ich mir sie auf jeden Fall von Sherlocks Zimmer fernzuhalten, denn das hatten John und ich gemieden. Einerseits um natürlich die Privatsphäre unseres Mitbewohners zu achten, andererseits weil wir uns beide nicht sicher waren, was uns hinter Sherlocks Tür erwarten würde. Ich war in der ganzen Zeit, in der ich nun schon hier wohnte, nicht einmal in seinem Zimmer gewesen und John nur kurz nach dem Zusammentreffen mit Irene Adler.
DU LIEST GERADE
Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!
Fiksi PenggemarBreanna Watson kommt nach sieben Jahren zurück nach England. Ohne festen Job und ohne Bleibe zieht sie zunächst bei ihrem Bruder John und seinem Mitbewohner Sherlock Holmes in die Baker Street ein. Dass sich damit ihr Leben radikal verändern wird, a...