Bombenentschärfung à la Holmes

2.2K 125 13
                                    

Sherlock, John und ich eilten die Treppen der Westminster Station nach unten. Man spürte die Anspannung in uns drei. Wenn wir richtig lagen, befand sich das verschwundene Abteil direkt unter dem Palace of Westminster und sollten wir nicht rechtzeitig dort sein, wären die Auswirkungen katastrophal.

„,Also im U-Bahnwagen ist eine Bombe?'", hakte John nach.

„,So muss es sein'", nickte Sherlock, während wir uns an den anderen Passanten vorbeischlängelten. „,Was machst du?'"

John hatte sein Handy hervorgeholt und tippte darauf eine Nummer ein. „,Ich rufe die Polizei.'"

„,Was? Nicht!'", rief Sherlock erbost aus.

„Sherlock", versuchte ich ihn zur Vernunft zu bringen. „Jemand muss das Parlament evakuieren."

„,Die Polizei wird uns nur im Weg stehen. So ist es sauberer, effizienter.'"

Kopfschüttelnd blieb ich neben dem Detektiv stehen und beobachtete, wie er die Tür vor einem Wartungstunnel aufbrach.

„,Und illegal'", meinte John zu Sherlocks letztem Kommentar.

„,Ein bisschen'", antwortete dieser achselzuckend und öffnete die Tür.

Bevor John ihm ins Innere des Tunnels folgte, hielt ich meinen Bruder zurück.

„Ruf trotzdem die Polizei. Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei dieser Aktion hier", flüsterte ich ihm zu und lief dann selbst in den dunklen Gang.

Mit unseren Taschenlampen kämpften wir uns durch die Dunkelheit.

Sherlock hatte in der Baker Street einen Klienten kontaktiert, der sich für Züge und das Londoner U-Bahn-Netz interessierte. So hatten wir von einer Station erfahren, die unterirdisch komplett gebaut worden war mit Rolltreppen und Bahnsteigen. Das Einzige, was fehlte war die Verbindung zur Oberfläche und deswegen liefen wir nun durch die Wartungstunnel.

„,Was machst du?'", fragte Sherlock plötzlich und sah über die Schulter zu meinem Bruder, der zurückgefallen war.

„,Ich komme'", antwortete er und beschleunigte wieder seine Schritte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass John sein Handy wegsteckte. Fragend sah ich ihn an, bekam aber nur ein Kopfschütteln zur Antwort. Also waren wir wohl auf uns gestellt.

Nachdem wir eine halbe Stunde lang immer tiefer in den unterirdischen Irrgarten vorgedrungen waren, öffnete sich schließlich der Tunnel und plötzlich standen wir auf einem verlassenen Bahnsteig. Nur, dass dort kein Wagon stand.

„,Das verstehe ich nicht'", murmelte Sherlock und sah sich suchend um.

„,Dass wir das noch erleben dürfen#", erwiderte John sarkastisch, leuchtete jedoch ebenfalls in alle Richtungen.

„,Er muss hier sein'", fuhr der Consulting Detective ungerührt fort.

Plötzlich schloss Sherlock die Augen und hob die Hände an seine Schläfen. Während er in seinem Gedächtnispalast abtauchte und die Lösung suchte, sahen John und ich uns weiter um.

„Irgendwie wäre das auch die ideale Kulisse für einen Horrorfilm", stellte ich fest, während der Strahl meiner Taschenlampe über Risse in der Wandverfliesung tanzte.

„,Ich habe es!'", rief Sherlock in meinem Rücken und rannte zum Rand des Bahnsteiges, wo er, ohne zu zögern, zwischen die Gleise sprang.

„Äh, Sherlock?", fragte ich unsicher.

„Was?"

„,Stehen die Gleise nicht unter Strom?'", sprach John meine eigenen Bedenken aus.

„,Es ist ungefährlich, solange ihr nicht die Schienen berührt'", antwortete er und kam zu uns zurück.

Ich will keine perfekte Liebe, ich will deine!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt